Munich Re befürchtet höhere Sturmschäden
Bloomberg München
Zunehmend heftigere Stürme lassen nach Einschätzung der Munich Re in den kommenden Jahren steigende Naturkatastrophenschäden befürchten. Im vergangenen Jahr verursachten Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und andere Naturkatastrophen weltweit volkswirtschaftliche Schäden von 270 Mrd. Dollar, wie die Munich Re am Dienstag mitteilte. Das waren nach Analyse des Unternehmens zwar 50 Mrd. Dollar weniger als 2021, reihte sich aber in die „schadenintensiven“ vergangenen fünf Jahre ein. Teuerste Katastrophe des vergangenen Jahres war demnach mit 100 Mrd. Dollar der Hurrikan „Ian“, der Ende September die US-Ostküste traf.
Von den 270 Mrd. Dollar Gesamtschaden Naturkatastrophen 2022 war nur ein Teil durch Policen abgedeckt. Doch auch für Versicherungen wird es zunehmend teuer, da im vergangenen Jahre 120 Mrd. Dollar versichert waren. „Wir haben so etwas wie eine neue Normalität mit 100 Mrd. Dollar jährlichen Schäden“, sagte Ernst Rauch, Leiter der Geoforschung bei der Munich Re. „Wir haben in der jüngeren Vergangenheit fünfmal diese Grenze überschritten. In Zukunft werden wir die hundert Milliarden immer häufiger erreichen oder überschreiten.“
Die Munich Re dokumentiert seit Jahrzehnten die Schäden, da die Daten für die Berechnung von Versicherungsbeiträgen von Bedeutung sind. Nordamerika wird häufig finanziell am schwersten getroffen, so auch im vergangenen Jahr mit 150 Mrd. Dollar Gesamtschaden. Hurrikane sind dabei ein maßgeblicher Faktor. Gesicherte Daten gebe es seit Beginn der Satellitenbeobachtung Ende der 70er Jahre. „Und seither hatten wir eine durchschnittliche Zahl von etwa 14 bis 15 benannten Stürmen pro Jahr, viele davon in Hurrikanstärke. Auch unsere Beobachtung in den letzten Jahren ist, dass die Zahl der Stürme im Nordatlantik zugenommen hat“, so Rauch.
Die Munich Re geht davon aus, dass der für die US-Ostküste und die Karibik beunruhigende Trend anhält: „Zugenommen hat auch der Anteil der besonders starken Stürme, und dieser wird im Zuge des Klimawandels weiter zunehmen.“
Europa an dritter Stelle
An zweiter Stelle der Naturkatastrophenschäden folgt Asien/Pazifik mit rund 70 Mrd. Dollar. Die Schäden in Europa beliefen sich auf etwa 25 Mrd. Dollar. Ungewöhnlich waren nach Einschätzung des Unternehmens vor allem extreme Trockenheit und hohe Temperaturen in Europa. In Hamburg und in London habe es 2022 erstmals über 40 Grad gegeben und wieder – ähnlich wie 2018 – eine starke Dürre. Rauchs Erwartung für die Zukunft: „Diese Kombination von Hitze und Dürre werden wir in Zukunft öfter sehen.“
Einzelne Ereignisse verursachen heute viel gravierendere Schäden als in der Vergangenheit: „Die Überschwemmungen in Australien zeigen eine sprunghafte Schadenentwicklung beobachten“, sagte Rauch. So summierten sich die Flutschäden in Australien auf 4,7 Mrd. Dollar, deutlich mehr als das Doppelte des bis dahin größten Überschwemmungsschadens von 1,8 Mrd. Dollar.
Der Anstieg der Schadenssumme betrifft auch Deutschland: „Im Ahrtal übertraf der versicherte Schaden mit acht Mrd. Euro den vorherigen Schadenrekord durch Hochwasser in Deutschland um den Faktor vier“, nannte Rauch die Flut des Sommers 2021 als Beispiel.