Munich Re erwartet steigende Preise
Nach einer jahrelangen Flaute (“weicher Markt”) zeichnet sich für die etablierten Anbieter von Rückversicherungen eine Phase steigender Raten für Deckungen gegen Schäden aus Naturkatastrophen sowie anderen Risiken ab. Der globale Marktführer der Branche, Munich Re, spricht von einer Trendwende. sck München – Die Munich Re stellt eine Trendwende bei den Preisen für Rückversicherungsdeckungen im Segment Schaden und Unfall fest. In einer virtuellen Medienkonferenz sprach der für die Rückversicherungsaktivitäten zuständige Vorstand Torsten Jeworrek davon, dass sich die Entwicklung steigender Preise im Kerngeschäft fortsetze. Das sollte auch über das Jahr 2021 andauern, sagte er.Für die Rückversicherer im Allgemeinen und für den Branchenprimus im Besonderen ist das eine gute Nachricht, erhöhen doch Raten- und Prämienzuwächse tendenziell die Profitabilität auf operativer Ebene. Jeworrek zufolge endete nunmehr der Zyklus eines “weichen” Marktes, der bis zu zwölf Jahre dauerte. Munich Re sehnte einen Trend steigender Tarife für Deckungen gegen Naturkatastrophen und andere Risiken herbei, drückte doch das anhaltende Zinstief auf die Margen.Laut Jeworrek treiben insbesondere Asien und Nordamerika die jüngste Entwicklung an. Die Trendwende sei nicht auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Seinen Worten zufolge sind die Gründe in der zuletzt zyklusbedingt gesunkenen Profitabilität der Assekuranz und den anhaltend niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten zu sehen. Der “weiche” Markt habe sich in der Rückversicherung in einen “harten” Markt gedreht, das heißt mit spürbar besseren Konditionen für Anbieter wie den Münchner Dax-Konzern.Am Montag gewann die Aktie von Munich Re bis zu 2 % auf 246,10 Euro an Wert. Seit dem Kurseinbruch vom März infolge der Pandemie legte das Papier um drei Viertel zu. Hohe Schäden als “Weckruf”Im September beginnt alljährlich die turnusmäßige wichtige Vertragserneuerungsrunde zwischen den Rückversicherern und ihren Kunden, den Erstversicherern, zum Jahreswechsel. Schon zuletzt hatte sich die Führung von Munich Re zuversichtlich gezeigt, höhere Preise durchsetzen zu können. Im ersten Halbjahr hatte sich die Position der etablierten Anbieter im wettbewerbsintensiven Rückversicherungsgeschäft nach einer jahrelangen Flaute bei den Preisen verbessert. “Die Versicherungsmärkte sind so hart wie seit langem nicht mehr”, hatte der Vorstandsvorsitzende Joachim Wenning zur Vorlage der Konzernzahlen der ersten sechs Monate 2020 Anfang August erklärt (vgl. BZ vom 7. August).In der jüngsten Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherern und Großkunden aus der Industrie per Juli gelang es dem Unternehmen, die Raten für Rückversicherungsdeckungen um durchschnittlich 2,8 % zu erhöhen. Munich Re steigerte die Beiträge in dieser turnusmäßigen Runde um 8,3 % auf 3,8 Mrd. Euro.Jeworrek bezeichnete derweil die Corona-Pandemie, Cyberattacken und den Klimawandel als die drei “systemischen Risiken” für die Versicherer. Stefan Golling, Chef-Underwriter der Munich Re, bezifferte den Schaden für die Branche durch Covid-19 auf geschätzte 30 Mrd. bis 107 Mrd. Dollar. Die weltweite volkswirtschaftliche Belastung betrage rund 12 Bill. Dollar.”Die Corona-Pandemie führt der Welt ihre Anfälligkeit bei Großrisiken vor Augen. Finanzielle Schäden in Billionenhöhe sollten ein Weckruf sein, dass sich Volkswirtschaften besser gegen solch extreme Risiken wappnen müssen”, folgerte Jeworrek. Die größten ökonomischen Schäden entstünden bei Covid-19 durch Betriebsunterbrechungen bei staatlich verordneten Lockdowns. Aufgrund der Seuche kassierte Munich Re zuvor ihre Jahresprognose.Seit Ende Juni habe sich die Schadenentwicklung durch die Corona-Pandemie bis jetzt verglichen mit dem ersten Halbjahr verlangsamt, betonte Jeworrek. Eine Schätzung über die Gesamtbelastung sei noch “zu früh”. Bei einem erneuten Lockdown könnten die Schäden infolge der Pandemie wieder zulegen, sagte er.Die verheerende Explosion der Umgebung des Hafens von Beirut werde Munich Re geschätzte 150 Mill. bis 200 Mill. Euro kosten, erklärte er. Anfang August zerstörte die Explosion viele Gebäude in der libanesischen Hauptstadt und forderte viele Todesopfer.Für die Schadenbelastung durch die Hurrikane “Hanna”, “Isaias” und “Laura” im Juli und August geht er nach eigenen Angaben ebenfalls von einem “niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag” aus. In Kalifornien halte die Waldbrand-Saison an, sagte der Manager. Bis zum jetzigen Zeitpunkt würden die Belastungen für Munich Re daraus als “nicht erheblich” eingeschätzt.