Munich Re erwartet Zusatzlasten

Größter Rückversicherer der Welt verzichtet weiterhin auf eine Jahresprognose aufgrund der Pandemie

Munich Re erwartet Zusatzlasten

Munich Re hat die Anleger mit dem Verzicht auf eine Jahresprognose enttäuscht. Die Aktie des größten Rückversicherers der Welt war Schlusslicht im Dax. Die Konzernführung begründete ihre Zurückhaltung nach einem erneuten Gewinneinbruch mit der zweiten Pandemiewelle. Die Coronakrise belastet schwer. sck München – Nach einem Gewinneinbruch befürchtet die Führung der Munich Re weitere Belastungen infolge der Corona-Pandemie. Zur Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September warnte Finanzvorstand Christoph Jurecka in einer Telefonkonferenz mit Journalisten davor, dass dem größten Rückversicherer der Welt wegen Covid-19 noch zusätzliche Kosten im laufenden Quartal entstehen werden. Das ist seinen Worten nach der Hauptgrund dafür, dass das Dax-Unternehmen auch noch acht Wochen vor dem Jahreswechsel auf eine neue Ergebnisprognose für 2020 verzichtet. “Es sind weiterhin keine stabilen Aussagen möglich für das Konzernergebnis 2020”, sagte er. Belastungen aus der Pandemie schloss der CFO auch im kommenden Jahr nicht aus.Zuvor deutete Konzernchef Joachim Wenning in einem Interview an, dass Munich Re im Herbst ein präzises Gewinnziel für die laufenden Berichtsperiode präsentieren könnte. Jurecka räumte nun ein, dass das Ausmaß der zweiten Coronawelle größer sei als zuvor angenommen. Zudem sei die diesjährige Hurrikan-Saison noch nicht beendet.Zuletzt wütete der tropische Wirbelsturm “Zeta”. In den US-Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama sorgte er für Schäden in Milliardenhöhe. Zuvor hatten die Hurrikane “Sally”, “Laura” und “Delta” in den USA schwere Schäden verursacht. Aktie unter Druck In den ersten neun Monaten dieses Jahres musste Munich Re 2,3 Mrd. Euro Belastungen aus der Pandemie verkraften. Davon entfielen 800 Mill. Euro auf das Sommerquartal. Nach drei Quartalen brach der Konzernüberschuss um 60 % auf 1 Mrd. Euro ein. Von Juli bis September schrumpfte das Nettoergebnis um 77 % auf 199 Mill. Euro. Über diese Eckdaten berichtete die Munich Re vorab im Oktober (vgl. BZ vom 21. Oktober). Insbesondere ausgefallene Kulturveranstaltungen, Betriebsunterbrechungen und Schäden bei Kreditversicherern infolge von Covid-19 schlugen ins Kontor.Die Anleger reagierten vergrätzt auf den Verzicht auf eine Prognose. Die Aktie von Munich Re büßte zeitweise 4,1 % ein und beendete den Xetra-Handel bei 208,40 Euro (-3,3 %). Der Titel war schwächster Wert im deutschen Leitindex.Jurecka vertröstete die Investoren auf den kommenden Kapitalmarkttag des Marktführers. Am 8. Dezember will der Vorstand Finanzziele für das nächste Jahr darstellen und einen Ausblick bis 2025 wagen. Ende März kassierte die Munich Re ihr Gewinnziel für 2020 (vgl. BZ vom 1. April). Seinerzeit überrollte die erste Coronawelle Europa. Die Konzernführung peilte ursprünglich einen Zuwachs des Ergebnisses auf 2,8 (i.V. 2,7) Mrd. Euro an. Die hohen Belastungen aufgrund der Coronakrise sorgten dafür, dass sich die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) des Schaden/Unfall-Rückversicherungsgeschäfts im dritten Quartal auf 112,2 (103,9) % deutlich verschlechterte. Werte oberhalb der Schwelle von 100 % zeigen an, dass ein Versicherer die Schäden und Verwaltungskosten nicht mehr aus den laufenden Beiträgen decken kann. Nach neun Monaten lag der Branchenprimus bei 106,1 (96,2) %.Versicherungstechnisch verbuchte die Rückversicherungssparte in den ersten drei Quartalen einen Verlust von 151 Mill. Euro nach einem Gewinn von 1,8 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Ergo kam besser durch. Die Erstversicherungstochter steigerte ihr versicherungstechnisches Ergebnis auf 0,8 (0,7) Mrd. Euro. Das Kapitalanlageergebnis schrumpfte auf 5,3 (5,8) Mrd. Euro. Der Konzern zollte den Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten im Frühjahr Tribut.