Munich Re fordert Großbanken heraus

Vorstandschef von Bomhard plädiert für Trennbankensystem und für eine europäische Bankenunion

Munich Re fordert Großbanken heraus

In der Diskussion über die Zukunft des europäischen Bankensystems hat sich die Munich Re mit deutlichen Worten eingeschaltet. Um die Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise endlich in den Griff zu bekommen, forderte der Vorstandschef des weltgrößten Rückversicherers, Nikolaus von Bomhard, ein Trennbankensystem einzuführen.sck München – Von Bomhard plädiert damit für eine Aufspaltung und Zerschlagung systemrelevanter Großbanken. Insbesondere das klassische Bankgeschäft solle vom schwankungsanfälligen und riskanten Investment Banking getrennt werden, sagte er auf einer Konzernveranstaltung vor Medienvertretern. Damit fordert die Munich Re die systemrelevanten Großbanken wie u. a. den deutschen Branchenprimus Deutsche Bank heraus.In Deutschland besteht ein Universalbankensystem, bei dem Institute bei entsprechender Vollbanklizenz alle Bankdienstleistungen unter einem Dach anbieten können. Im angelsächsischen Raum ist dies ebenso der Fall; im Zuge des kürzlich aufgedeckten Skandals um die Manipulation des Leitzinses im Londoner Interbankenhandel (Libor) wird aber auch in Großbritannien verstärkt gefordert, das dortige Bankensystem enger zu überwachen. Von Bomhard ist der Meinung, dass ein Trennbankensystem dazu beitrage, die Kreditinstitute künftig schärfer und effizienter zu kontrollieren: “Ich bin ein Anhänger des Trennbankensystems.” Vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise sei eine europäische Bankenunion ein “richtiger Weg”. Allerdings bedürfe es zunächst einer gemeinsamen Bankenaufsicht, klarer Regeln auf EU-Ebene und automatischer Sanktionen für Defizit- und Schuldensünder, die im Ernstfall nicht – wie bisher – ausgesetzt werden dürften.Von Bomhard stellt sich damit gegen weite Teile des deutschen Kreditgewerbes, das zuletzt gegen die auf EU-Ebene angestoßene Idee einer Bankenunion Sturm lief. Man müsse auch einmal eine Bank pleitegehen lassen und das System nicht ständig mit Steuergeldern stützen, sagte er mit Blick auf die derzeitigen Rettungsaktionen für das angeschlagene spanische Kreditgewerbe, das mit rund 100 Mrd. Euro der europäischen Steuerzahler vor dem Zusammenbruch bewahrt werden soll. Die unheilvolle Verknüpfung von Staaten und Banken müsse laut von Bomhard durchbrochen werden. “Ich würde alles so klein machen, dass es nicht mehr too big to fail ist.”Im September 2008 ging die US-Investmentbank Lehman Brothers pleite. Von diesem Schock hat sich das weltweite Bankensystem bis heute nicht vollständig erholt. “Stress” mit NiedrigzinsenMit seinen Worten kritisierte der Konzernchef auch das bisherige Krisenmanagement der Politik auf EU-Ebene und in den Mitgliedstaaten der Eurozone. Private Investoren müssten zwingend an Wertpapierverlusten beteiligt werden. Nur auf diese Weise könne die Relation zwischen dem Volumen eines Investments und den damit verbundenen Risiken wieder ins Lot gebracht werden. “Eine Gläubigerbeteiligung bei einer Schieflage von Staaten ist unverzichtbar.” Notfalls müssten Kredite teurer werden.Weltweit leiden die Versicherer unter der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der US-amerikanischen Federal Reserve, die seit Jahren Märkte mit billigem Geld fluten, um die Krise einzudämmen. Die Niedrigzinspolitik trifft Lebensversicherer, die immer größere Probleme haben, die versprochenen Renditen zu erwirtschaften. “Das stresst uns ganz gewaltig”, sagte von Bomhard.