Munich Re schwächelt in Kernsparte

Hohe Großschäden im Frühjahr - Quartalsgewinn des Marktführers stagniert - Konzerntochter Ergo stützt

Munich Re schwächelt in Kernsparte

Die Munich Re hat im zweiten Quartal hohe, von Menschen verursachte Großschäden weggesteckt. Die Kernsparte des größten Rückversicherers der Welt schwächelte daher, was gar nicht nach dem Geschmack der Anleger war. Die Aktie büßte zeitweise über 4 % ein. Der Konzern bekräftigt aber sein Jahresziel. sck München – Die Munich Re hat im zurückliegenden Quartal hohe, von Menschen verursachte Großschäden verbucht. Von April bis Juli nahm der größte Rückversicherer der Welt dadurch Gesamtbelastungen von 605 (i.V. 253) Mill. Euro hin. Davon ist mit 501 (187) Mill. Euro der überwiegende Teil auf menschliches Versagen zurückzuführen, ein geringer Teil von 104 (66) Mill. Euro resultiert aus Naturkatastrophen. Der größte Einzelschaden war ein Staudammprojekt in Kolumbien. In dem südamerikanischen Land stürzte beinahe die Ituango-Talsperre nach starken Regenfällen ein. Zur Vorlage des Halbjahresberichts wollte Finanzvorstand Jörg Schneider die Belastung aus diesem Fall nicht beziffern. Analysten meinten, dass die Munich Re seit zehn Jahren nicht mehr so viel Geld ausgegeben habe für von Menschen verursachte Schäden. Wegen der hohen Lasten schwoll die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) im Kerngeschäft Schaden/Unfall-Rückversicherung im zweiten Quartal auf 102 (93,9) % an. Werte von über 100 % zeigen an, dass ein Rückversicherer die Schäden und Kosten nicht mehr mit den laufenden Beitragseinnahmen decken kann. Aufgrund dieses Dämpfers ließ der Konzern im Kerngeschäft Rückversicherung Federn. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt brach das operative Ergebnis des Segments um 22 % auf 701 Mill. Euro ein. Dax-SchlusslichtErgebniszuwächse der in einem Restrukturierungsprozess befindliche Erstversicherungstochter Ergo trugen aber dazu bei, dass der Konzern den Rückgang des operativen Ergebnisses begrenzte. Ergo lieferte 296 (260) Mill. Euro. Die Munich Re verbuchte 997 Mill. Euro nach 1,2 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Aufgrund eines guten Jahresauftaktquartals erwirtschaftete der Marktführer in den ersten sechs Monaten 2,3 (2,1) Mrd. Euro. Nach Angaben der Commerzbank lag das Unternehmen damit im Rahmen der Analystenschätzungen. Die Anleger reagierten dennoch auf den Dämpfer im Kerngeschäft vergrätzt. Die Aktie büßte zeitweise 4,1 % ein, begrenzte im weiteren Tagesverlauf die Kursverluste und ging mit 183,80 Euro (-2,1 %) aus dem Xetra-Handel. Das Papier war damit zeitweise Schlusslicht im Dax. Trotz des schwachen Quartals hält Vorstandschef Joachim Wenning am Jahresziel fest. Für 2018 peilt die Munich Re einen Nettogewinn in einer Bandbreite von 2,1 bis 2,5 Mrd. Euro an, wobei der CEO betonte, dass das obere Ende der Spanne erreichbar sei. Dank eines guten Jahresauftakts steigerte die Munich Re im ersten Halbjahr das Nachsteuerergebnis auf 1,6 (1,3) Mrd. Euro. Damit hat sie bereits rund zwei Drittel der Vorgabe geschafft. Aufgrund einer günstigen Steuerquote konnte die Munich Re im zweiten Quartal den Überschuss fast konstant bei 728 (733) Mill. Euro halten. Risiko Hurrikan-SaisonWenning führte an, dass im Vorstand darüber diskutiert worden sei, ob man den Gewinnausblick erhöht. Man habe sich aber dagegen entschieden. Der Vorstandsvorsitzende begründete dies damit, dass das laufende zweite Halbjahr nicht so gut laufen werde wie das erste. Er führte unter anderem das höhere Risiko von Naturkatastrophenschäden an. Das Jahresziel gilt daher unter dem Vorbehalt, dass keine umfangreichen Hurrikan-Großschäden die Erfolgsrechnung wie im Vorjahr verhageln. Dem CEO zufolge erwarten Wissenschaftler für die laufende Saison von tropischen Wirbelstürmen im Südatlantik, welche noch bis Ende Oktober andauert, eine “mittlere Frequenz”. Im vergangenen Jahr brach der Konzerngewinn nach hohen Hurrikan-Lasten um 2,2 Mrd. auf 0,4 Mrd. Euro ein. Die Hoffnung vieler Rückversicherer, dass die Preise für Rückversicherungsdeckungen auf breiter Front deutlich anziehen, erfüllte sich bisher nicht. Die Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli, die auch US-Geschäft betraf, brachte Munich Re eine Tariferhöhung von 0,9 % ein.—– Wertberichtigt Seite 6