Munich Re zahlt Rekorddividende

Zinstief und Preisverfall im Kerngeschäft lassen Konzerngewinn wohl auch 2015 bröckeln - Hohe Goodwill-Abschreibung bei Ergo

Munich Re zahlt Rekorddividende

Trotz eines leichten Gewinndämpfers im vergangenen Jahr will der weltgrößte Rückversicherer Munich Re an die Aktionäre mit 7,75 (i.V. 7,25) Euro je Titel die höchste Dividende in seiner Unternehmensgeschichte zahlen. Wegen des Zinstiefs und des Preisverfalls im Kerngeschäft rechnet die Konzernspitze für das laufende Jahr mit einem weiteren Gewinnrückgang.sck München – Bei Vorlage der Eckzahlen 2014 kündigte Finanzvorstand Jörg Schneider an, die Anteilseigner auch künftig mit hohen Dividenden verwöhnen zu wollen. Und das, obwohl auch in diesem Jahr das Ergebnis voraussichtlich rückläufig sein wird. “Wir haben viel Geld und das schütten wir aus”, sagte er. Schneider ließ zudem durchblicken, dass der Branchenprimus seine Aktienrückkäufe fortsetzen könne. “Es gibt noch keine Beschlussvorlage.”Für 2015 rechnet die Munich Re mit einem abermaligen Gewinndämpfer. Der Finanzvorstand nannte als Gründe das Zinstief und den Preisdruck im Rückversicherungsmarkt. Der Überschuss dürfte wohl nicht mehr als 3 Mrd. Euro erreichen, signalisierte er. Es werde aber “kein dramatischer” Rückgang sein. Wenige GroßschädenIm vergangenen Jahr schrumpfte der Nettogewinn in einem schwierigen Markt nach vorläufigen Unternehmensangaben geringfügig auf 3,2 (i.V. 3,3) Mrd. Euro. Der Konzern profitierte dabei von deutlich geringeren Naturkatastrophenschäden, Steuergutschriften und einem gestiegenen Kapitalanlageergebnis. Letzteres wuchs auf 8,0 (7,2) Mrd. Euro. Damit konnte die Munich Re hohe Goodwill-Abschreibungen bei ihrer Erstversicherungstochter Ergo locker überkompensieren. Aktie verliert knapp 1 ProzentTrotz der höher als erwartet ausgefallenen Dividendenankündigung gab die Aktie, die seit Jahresbeginn über 10 % an Wert gewonnen hat, nach. Das Papier büßte zeitweise 1,6 % ein und ging schließlich mit 180,25 Euro (-0,9 %) aus dem Xetra-Handel. Analysten werteten die steigende Dividende zwar positiv, sprachen aber von großen Herausforderungen für die Branche. Die Commerzbank bestätigte ihre Einstufung bei “Hold” mit einem Kursziel von 171 Euro.Mit einer auf 7,75 (7,25) Euro je Aktie steigenden Dividende will die Munich Re für das vergangene Jahr 1,34 (1,25) Mrd. Euro ausschütten. Das entspricht 42 (38) % des erwirtschafteten Konzernnettogewinns (vgl. Grafik). Analysten hatten im Schnitt mit 7,50 Euro je Anteilschein gerechnet. Auf diese Weise besänftigt der Marktführer die Aktionäre für schwächer ausfallende Ergebnisse. Analysten irritierte jedoch der Dämpfer im Jahresschlussquartal 2014, als der Überschuss um 0,5 Mrd. auf 0,7 Mrd. Euro einbrach.Eine Ursache hierfür waren unter anderem Firmenwertabschreibungen bei Ergo von 450 Mill. Euro infolge einer Neusegmentierung von Geschäftsfeldern. Dadurch rutschte der Ergo-Konzern in den Monaten Oktober bis Dezember auf operativer Ebene in die Verlustzone. Die Düsseldorfer Konzerntochter verbuchte ein Defizit von 0,2 Mrd. Euro nach einem Gewinn von 0,1 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr schrumpfte das operative Ergebnis bei Ergo auf 0,6 (0,7) Mrd. Euro. Erneuter PreisrückgangFür Enttäuschung am Markt sorgte zudem das Resultat aus der turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde mit Erstversicherungskunden zum Jahreswechsel. Bei dem zur Erneuerung angestandenen Portfolio im Schaden/Unfall-Rückversicherungsgeschäft verzeichnete der Branchenprimus einen Beitragsrückgang von fast 10 % auf 8,6 Mrd. Euro. Schneider führte dies darauf zurück, dass die Munich Re sich von unprofitabel gewordenen Geschäft trennte. Die Preise fielen um 1,3 %. Das ist der zweite Preisrückgang in Folge. Ein Jahr zuvor verzeichnete der Konzern ein Minus von 1,5 %.Das Management warnte davor, dass der Preisdruck im laufenden Jahr anhält. Zum 1. April passt die Branche die Rückversicherungsverträge in Japan an, zum 1. Juli Teile des Geschäfts in den USA, Australien und Lateinamerika. In diesen Runden spielen die Naturkatastrophendeckungen eine große Rolle. Vor allem in diesem Segment brechen die Preise ein. Eine Ursache dafür sind rückläufige Gesamtschäden aus Naturkatastrophen für die Versicherungswirtschaft. Hinzu kommen Überkapazitäten im Markt aufgrund der guten Kapitalausstattung vieler Rückversicherer. Das Zinstief lockt zugleich neue Wettbewerber wie US-Pensionsfonds in den Rückversicherungsmarkt.Die Munich Re verzeichnete im vergangenen Jahr Gesamtbelastungen aus Großschäden von 1,2 Mrd. Euro – 500 Mill. Euro weniger als ein Jahr zuvor. Mit einer Schaden-Kosten-Quote im Rückversicherungssegment von 92,7 (92,1) % schnitt der Konzern abermals gut ab. Quoten unterhalb der Schwelle von 100 % zeigen an, dass ein Rückversicherer die Belastungen aus Schäden und Verwaltungskosten aus den laufenden Beiträgen decken kann.