Munterer Aktienhandel mit Deutscher Forfait
Von Annette Becker, DüsseldorfMit der Entlassung aus der Insolvenz Anfang Juli und der damit zusammenhängenden Rekapitalisierung hat sich die Gesellschafterstruktur des Exportfinanzierers Deutsche Forfait komplett verändert: Größter Einzelaktionär mit einem Anteil von 79,1 % ist neuerdings Shahab Manzouri, ein britischer Geschäftsmann mit iranischen Wurzeln.Manzouri, so ist einer Pflichtmitteilung zu entnehmen, verfolgt mit dem Investment strategische Ziele. Das beinhaltet auch die Einflussnahme auf die Besetzung von Vorstand und Aufsichtsrat. Ein Punkt, der in Teilen schon vollzogen ist, gehört Manzouri doch neuerdings dem Vorstand der Deutschen Forfait an. Auch im Aufsichtsrat ist mit Behrooz Abdolvand bereits ein neuer Kontrolleur an Bord. Ende Juni hatte sich dagegen der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Detlef Bösel mit sofortiger Wirkung aus dem Kontrollgremium verabschiedet. Wenige Tage später folgte Jürgen Honert.Mit 63,1 % stammt das Gros der Beteiligung von Manzouri aus der Barkapitalerhöhung im Volumen von 7,5 Millionen Aktien, die Bestandteil des Insolvenzplans war und von Manzouri vollständig gezeichnet wurde. In diesem Zusammenhang gab es auch eine Befreiung von der Abgabe eines Pflichtangebots an die freien Aktionäre. Brücke nach AsienZeitgleich erwarb Manzouri jedoch ein weiteres Aktienpaket von gut 16 %. Verkäufer war Mark West, der bis vor kurzem noch dem Vorstand des Außenhandelsfinanzierers angehörte und für den nun im Haus ein neues Betätigungsfeld gesucht wird. Bemerkenswert daran ist, dass es West war, der die Aktien – vor der Kapitalherabsetzung im Zuge der Restrukturierung belief sich das Paket auf 23,26 % – erst im Oktober 2014 von Manzouri erworben hatte.Vorstandsmitglied Frank Hock, der derzeit selbst mit Aktienverkäufen in Erscheinung tritt, kann daran allerdings nichts merkwürdig finden. Dass Manzouri im Oktober 2014 ausgestiegen war, begründet der Manager mit wirtschaftlichen Überlegungen des Investors, stand die Deutsche Forfait zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich doch schon mit dem Rücken zur Wand.Hintergrund war eine Auseinandersetzung mit der US-Behörde Office of Foreign Assets Control (OFAC), die das Unternehmen im Februar 2014 auf die schwarze Liste gesetzt hatte wegen des Verstoßes gegen Iran-Sanktionen. Ein Vorwurf, der sich nach langwierigen Untersuchungen nicht erhärtete. Erst im Oktober 2014 wurden die Kölner wieder von der Liste gestrichen. Zu diesem Zeitpunkt war das Forfaitierungsgeschäft jedoch schon weitgehend zum Erliegen gekommen.Der jetzige Wiedereinstieg Manzouris stehe mit den gelockerten Iran-Sanktionen im Zusammenhang, sagt Hock und verweist darauf, dass der Geschäftsmann über gute Kontakte in die Golfregion verfüge. Gerade geopolitisch sei der Iran von großem Interesse, gelte das Land doch als Brücke nach Asien. Die Deutsche Forfait, für die der Iran seit jeher ein bedeutender Markt gewesen sei, könne davon nur profitieren.Bevor die Iran-Sanktionen eingeführt wurden, entfiel ein Fünftel des Forfaitierungsvolumens auf den Golfstaat, wie Hock erläutert. Und auch danach – bevor die Gesellschaft auf die OFAC-Liste gesetzt wurde – seien es noch knapp 10 % gewesen. Künftige Chancen rechnet sich Hock auch dadurch aus, dass sich die Banken derzeit noch schwertäten, Iran-Projekte zu finanzieren. In den Geldhäusern grassiere die Furcht, die erforderlichen Prüfungen der iranischen Geschäftspartner nicht verlässlich genug durchführen zu können.Allerdings mutiere die Deutsche Forfait nach dem Einstieg von Manzouri keineswegs zu einer “Iran-Gesellschaft”. “Wir sind seit 16 Jahren global tätig und wollen den internationalen Fokus beibehalten”, gibt Hock die Richtung vor. Zu wenig FremdkapitalDass Manzouri gemäß der Pflichtmitteilung auch “eine wesentliche Veränderung der Kapitalstruktur” anstrebt, sorgt Hock nach eigenem Bekunden nicht. Nach der Insolvenz finanziere sich die Gesellschaft derzeit ausschließlich über Eigenkapital, die Quote liege bei 26 %. “Das ist suboptimal”, sagt Hock. Jetzt gehe es darum, Fremdkapital zu akquirieren, um das Geschäft wieder ans Laufen zu bringen.Hock, der sich auch selbst an der Rekapitalisierung der Gesellschaft beteiligt hatte, versilberte zuletzt einen Teil seiner Forfait-Aktien über die Börse. Das sei angesichts der Sanierungsarbeit, die er geleistet habe, nur recht und billig, sagt der Manager und beteuert zugleich, mit einem “nennenswerten Paket” beteiligt bleiben zu wollen.