Digitalbank

N26 schnuppert 2024 erstmals an schwarzen Zahlen

Die Digitalbank N26 will in der zweiten Jahreshälfte 2024 erstmals seit ihrer Gründung zumindest auf Monatsbasis schwarze Zahlen schreiben. Wann die bisherige Wachstumsbremse der BaFin-Auflagen gelöst wird, ist aber weiterhin unklar.

N26 schnuppert 2024 erstmals an schwarzen Zahlen

N26 schnuppert 2024 erstmals an schwarzen Zahlen

Digitalbank nimmt sich Monatsgewinne für das zweite Halbjahr vor – Ende der BaFin-Grenze für Neukunden nicht absehbar – Unklarheit über Börsengang

ahe Berlin

Die Digitalbank N26 rechnet damit, ihre Verluste in diesem Jahr mehr als halbieren zu können, und will 2024 zumindest in einzelnen Monaten des zweiten Halbjahres erstmals Gewinne verbuchen. Dies kündigte Finanzchef Arnd Schwierholz am Mittwoch auf einem Medientag in Berlin an. Ob bereits das zweite Halbjahr insgesamt profitabel wird, wollte er nicht prognostizieren. Seit Jahresmitte 2023 liege der monatliche Verlust nur noch im niedrigen einstelligen Millionen-Bereich, sagte Schwierholz. „Dieses Momentum schreiben wir fort.“ Zur weiteren positiven Ergebnisentwicklung würden auch ein beschleunigtes Kundenwachstum und eine verbesserte Kundenrentabilität beitragen.

2022 hatte die Berliner Digitalbank ihren Jahresfehlbetrag trotz der um rund ein Viertel auf 236 Mill. Euro gestiegenen Bruttoerträge um 24% auf 213 Mill. Euro ausgeweitet. Dies lag nach Angaben von Schwierholz vor allem an den Investitionen in die Infrastruktur. Der Fehlbetrag soll im laufenden Jahr aufgrund von operativen Effizienzgewinnen auf etwa 100 Mill. Euro heruntergefahren werden. Die Bruttoerträge werden 2023 auf mehr als 300 Mill. Euro weiter zulegen.

"Keine klare Formulierung" für Börsengang

Beim Thema Börsengang hält sich das N26-Management trotz der angekündigten ersten Monatsgewinne bedeckt. Es gebe aktuell noch „keine klare Formulierung im Gesellschafterkreis für einen Exit“, sagte Chief Financial Officer Schwierholz zur Börsen-Zeitung. Zu den Hauptgesellschaftern gehören unter anderem weiter die Allianz sowie der Venture-Capital-Investor Earlybird.

Die 2013 gegründete Digitalbank, die mittlerweile auf 24 Märkten aktiv ist und neben Berlin weitere Büros in Wien, Mailand, Paris, Madrid und Barcelona unterhält, hat ihre sogenannte ertragsrelevante Kundenzahl 2022 um etwa 300.000 auf rund 4 Millionen erhöht, also um rund 8%. Im laufenden Jahr soll es ein Kundenwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich geben.

BaFin begleitet Bank kritisch

Die BaFin unterbindet bisher ein starkes Wachstum. Die deutsche Finanzaufsicht hatte N26 vor zwei Jahren auferlegt, zur Risikoreduzierung die Zahl der Neukunden auf maximal 50.000 pro Monat zu deckeln. Die Auflage war erst im Sommer verlängert worden, wird ab Dezember aber auf 60.000 Neukunden gelockert.

Grund für die BaFin-Maßnahmen waren Mängel in der Geldwäsche- und Betrugsbekämpfung. Maximilian Tayenthal, Co-CEO und Chief Operating Officer, verwies am Mittwoch auf massive Investitionen der Bank in das maschinelle Lernen und ins Risikomanagement. Die Bank habe mittlerweile eine Transparenz erreicht, die deutschlandweit führend sei, betonte er. Alle technisch-organisatorischen Maßnahmen, die von der Aufsichtsbehörde gefordert wurden, seien mittlerweile abgearbeitet.

Wir sind deutlich besser geworden.

N26-Co-Chef Maximilian Tayenthal

Sowohl die Auskunftsersuchen von deutschen Behörden als auch die Rückrufe bei Sepa-Überweisungen in Zusammenhang mit möglichen Betrugsfällen seien um mehr als 90% reduziert worden. „Wir sind deutlich besser geworden“, sagte Tayenthal. Bei den Fällen von Kartenbetrug liege N26 ohnehin deutlich unter dem Durchschnitt der deutschen Banken.

Wann die BaFin-Beschränkungen aufgehoben werden, will das N26-Management dennoch nicht prognostizieren. Tayenthal und CEO Valentin Stalf richten sich aber darauf ein, dass diese auch mit ins nächste Jahr genommen werden. Sie verwiesen darauf, dass aktuell bereits der mehrmonatige sogenannte Test of Effectiveness der neuen Systeme laufe. Die BaFin brauche das Vertrauen, dass diese neuen Systeme auch funktionierten, räumte Tayenthal ein.

Bis Ende 2023 erwartet N26, rund
8 Mrd. Euro an Kundeneinlagen zu verwalten. Das Wachstum bei den Kundeneinlagen würde sich damit allerdings von 20% im vergangenen Jahr auf 11% in diesem Jahr abschwächen. Im Ergebnis erhalten die Zinserträge in diesem Jahr mit einem Anteil von rund 40% der Gesamterträge ein stärkeres Gewicht gegenüber den Provisionserträgen. 2022 waren es lediglich 30% gewesen.

Partnerschaft mit Upvest

Ins Zentrum seiner Produktstrategie will N26 vor allem die Steigerung der Kundenaktivität und der täglichen Kontonutzung stellen. Dabei holt sich die Bank auch das auf den Wertpapierhandel spezialisierte deutsche Fintech Upvest als neuen Partner an Bord. Über Upvest will die Digitalbank irgendwann im ersten Halbjahr 2024 das Angebot starten, Aktien und ETFs direkt in der N26-App zu handeln. Das Ganze funktioniert als Brokerage as a Service, wobei Upvest die Lizenzen für Handel und Verwahrung stellt. 

CEO Stalf verwies darauf, dass der Erfolg von N26 nicht davon abhänge, Neobrokern wie Trade Republic die Kunden abzuwerben. Vielmehr wolle die Bank vor allem Kunden dazugewinnen, die derzeit noch im alten System oder gar nicht mit Wertpapieren handelten.

Die Digitalbank N26 will in der zweiten Jahreshälfte 2024 erstmals seit ihrer Gründung zumindest auf Monatsbasis schwarze Zahlen schreiben. Wann die bisherige Wachstumsbremse der BaFin-Auflagen gelöst wird, ist aber weiterhin unklar. Ihr Produktangebot baut N26 mit einer Partnerschaft mit Upvest aus.

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