WAS EINE ZINSWENDE BEDEUTET - SERIE ZUR ZINSWENDE: US-BANKEN (11)

Nach der Zinswende ist vor dem verstärkten Einlagenwettbewerb

Höhere Zinsen treiben Nettozinsergebnis der US-Institute in die Höhe - Marktbeobachter rechnen 2019 mit steigenden Kosten im Kampf um Einlagenkunden

Nach der Zinswende ist vor dem verstärkten Einlagenwettbewerb

Von Stefan Paravicini, New YorkEtwas mehr als drei Jahre ist es her, dass die US-Notenbank zum ersten Mal seit der Finanzkrise die Zinsen erhöht hat. Im Dezember 2015 hob die Fed unter der damaligen Notenbankchefin Janet Yellen den Leitzins um einen Viertelpunkt auf 0,25 bis 0,5 % und leitete vorsichtig eine Zinswende ein. Im vergangenen Jahr hat die Fed unter dem neuen Chairman Jerome Powell viermal an der Zinsschraube gedreht und den Leitzins auf 2,25 bis 2,5 % erhöht.Für die US-Banken haben sich die höheren Zinsen, die im historischen Vergleich weiterhin auf einem tiefen Niveau liegen, mehrheitlich positiv bemerkbar gemacht. Die Nettozinsmarge kletterte in die Höhe, weil die Banken steigende Zinsen bei der Vergabe neuer Kredite schneller berücksichtigen, als sie von Einlagenkunden eingefordert werden. Weil außerdem das Kreditwachstum und die Einlagenentwicklung vor dem Hintergrund einer weiterhin robusten Volkswirtschaft etwas Tempo aufgenommen haben, legte das Nettozinsergebnis teilweise kräftig zu, obwohl die gestiegenen Zinsen das Hypothekengeschäft bremsen. Beim größten US-Institut, J.P. Morgan Chase, stiegen die Nettozinserträge im Schlussquartal um ein Zehntel auf rekordhohe 14,4 Mrd. Dollar. Die Nettozinsmarge kletterte in den vergangenen drei Monaten beim Branchenprimus im Vergleich zum Vorjahr um 49 Basispunkte auf 2,55 % und liegt auch im gesamten Turnus über dem Vorjahr (vgl. Tabelle).Die US-Notenbank hat 2018 insgesamt viermal die Zinsen angehoben. Bei J.P. Morgan trug das mit dazu bei, dass die Bank im Brot-und-Butter-Geschäft des Consumer Banking mit Einlagen und Krediten im Schlussquartal einen Gewinnanstieg um mehr als die Hälfte verzeichnete. Bei anderen US-Banken entwickelte sich dieses Geschäft ebenfalls gut genug, dass die großen Wall-Street-Adressen ihre Schwächen im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren zum Jahresschluss mehr als wettmachen konnten. Das hat in den vergangenen Tagen auch bei Investoren Eindruck gemacht. Banktitel erholen sichDer KBW Bank Index, der die Entwicklung von zwei Dutzend US-Banken abbildet, hat mit einem Plus von knapp 8 % gerade die beste Woche seit der Präsidentschaftswahl 2016 hingelegt, weil das starke Kreditgeschäft die Sorgen um die weiteren Konjunkturaussichten in den USA gedämpft hat. Im Dezember hatte das Bankenbarometer noch 18 % abgegeben und die Verluste über das Gesamtjahr auf knapp 20 % geschraubt. Seit dem Weihnachtsabend, als US-Finanzminister Steven Mnuchin unaufgefordert versicherte, dass die Liquidität der Spitzeninstitute gesichert sei und damit für zusätzliche Unsicherheit unter Investoren sorgte, haben die Bankentitel fast ein Fünftel zugelegt und damit die Verluste aus dem vergangenen Jahr bald wieder aufgeholt.Soweit sich der Optimismus rund um die Bankentitel auf steigende Zinsen und die damit verbundenen Zusatzerträge stützt, ist Vorsicht geboten. Zum einen hat die Fed in den vergangenen Wochen signalisiert, dass sie demnächst eine Pause einlegen wird. Die meisten Marktbeobachter erwarten in diesem Jahr höchstens eine Zinserhöhung, während einige Analysten spätestens im nächsten Jahr mit einem konjunkturellen Abschwung und sogar mit einer Zinssenkung rechnen.Zum anderen waren bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr erste Anzeichen dafür zu erkennen, dass die Flitterwochen mit Zinserträgen, die schneller steigen als die Kosten für zusätzliche Einlagen, bald vorbei sein dürften. So sind die zinslosen Guthaben bei US-Banken in den zwölf Monaten per Ende Juni nach Angaben des US-Einlagensicherungsfonds FDIC um mehr als 30 Mrd. Dollar abgeschmolzen. Der Anteil der Einlagen auf zinslosen Konten an den gesamten Einlagen im Heimatmarkt ist über diesen Zeitraum von 27,5 auf 26,3 % gefallen. Es ist der erste Rückgang von zinslosen Einlagen bei den US-Instituten seit zehn Jahren. Deposit Beta legt kräftig zuInsgesamt haben US-Verbraucher und Firmenkunden aus den USA damit immer noch rund 3,2 Bill. Dollar auf Konten geparkt, die keine Zinsen tragen. Die jüngste Entwicklung legt aber nahe, dass viele Einlagenkunden den Zins neu für sich entdeckt haben und die Kosten im Wettbewerb für Banken im Einlagengeschäft steigen. Nach Angaben von S&P Global ist der Anteil der Zinserhöhungen, den die Banken zuletzt an ihre Einlagenkunden weiter gegeben habe – das sogenannte Deposit Beta – in den zwölf Monaten bis Ende Juni im Vergleich zu den vorangegangenen zwölf Monaten von 19,9 auf 36,6 % gestiegen. Im neuen Jahr erwartet S&P einen Anstieg des Deposit Beta auf 52 % (siehe Grafik).—-Zuletzt erschienen:- Bausparkassen suchen Auswege (19. Januar)- Italiens Banken hoffen auf Draghi (18. Januar)- Keine Zinserhöhung ist schlechter als ein Zinsanstieg (16. Januar)