BANKEN EINIGEN SICH IM US-HYPOTHEKENSTREIT

Nach Milliardeneinigung bleiben weitere Lasten

Deutsche Bank stemmt ungefähr 1,85 Mrd. Euro aus Rückstellungen - Zahlreiche Fälle noch offen

Nach Milliardeneinigung bleiben weitere Lasten

jsc Frankfurt – Nach der milliardenschweren Einigung mit dem US-Justizministerium am Freitag sind die Folgen für die Bilanz der Deutschen Bank bislang unklar. Erkennbar ist lediglich der Effekt der 3,1 Mrd. Dollar schweren Strafzahlung: 1,17 Mrd. Dollar umfasst der erwartete Vorsteuereffekt in der Gewinn- und-Verlust-Rechnung, so dass die Differenz zu der Strafzahlung, also 1,93 Mrd. Dollar (1,85 Mrd. Euro), bereits über die Rückstellungen abgedeckt sein dürfte. Die Details der zweiten Komponente der Vereinbarung, die 4,1 Mrd. Dollar schwere Entlastung für Konsumenten, stehen derweil noch aus, wie die Deutsche Bank festhält. Auf das Ergebnis für 2016 hat diese Belastung demnach voraussichtlich keinen Einfluss.Mit der Einigung hakt die Deutsche Bank ein wichtiges Kapitel ab. Auf 4,05 Mrd. Euro bezifferte die Bank die Höhe der Rückstellungen für Prozesse mit Regulierungsbehörden noch im Zwischenbericht per Ende September. Außerdem sind 1,82 Mrd. Euro für Zivilprozesse vorgesehen sowie 395 Mill. Euro für Rückkaufforderungen von Hypothekenkrediten in den USA für die Jahre 2005 bis 2008. Die Höhe einzelner Rückstellungen lässt der Konzern typischerweise offen, um nicht den Ausgang von Verfahren zu beeinflussen, wie es im Bericht heißt. Viele VerfahrenWeiterhin sind aber noch zahlreiche Rechtsverfahren offen, und auch das Geschäft mit Hypothekenkrediten vor der Finanzkrise schafft Unsicherheit. Die nun erzielte Einigung mit dem US-Justizministerium bezieht sich neben verwandten Aktivitäten auf die Ausreichung und Verbriefung von Residential Mortgage Backed Securities (RMBS), also von Wertpapieren, die durch Grundpfandrechte auf Wohnimmobilien besichert sind. Der Zwischenbericht führt darüber hinaus aber noch diverse zivilrechtliche Verfahren im Zusammenhang mit Hypothekenkrediten und deren Verbriefungen aus.Auch bei den Interbankensätzen sind noch nicht alle Fälle aufgearbeitet, wie es in dem Bericht heißt. Die Zahlung von 725 Mill. Euro, auf die sich die Bank im Dezember 2013 mit der EU-Kommission einigte, bezog sich auf das mutmaßliche Fehlverhalten bei der Festsetzung der Referenzsätze Euribor, Libor und Tibor. Im April 2015 folgte eine Einigung auf eine Strafzahlung in Höhe von 2,18 Mrd. Dollar mit den US-Behörden. Weitere Ermittlungen laufen. Laut Zwischenbericht hat die Deutsche Bank Rückstellungen in nicht genannter Höhe gebildet, weil Aufsichtsbehörden einem möglichen Fehlverhalten bei weiteren Interbankensätzen nachgehen. Hinzu kommen 47 zivilrechtliche Verfahren, wie der Bericht aufschlüsselt.Daneben laufen Verfahren in anderen Bereichen: Der Hochfrequenzhandel und der Betrieb eines alternativen Handelssystems (“Dark Pool”) rief Aufseher auf den Plan und ist laut Zwischenbericht ebenfalls mit einer Rückstellung bedacht. Im Devisenhandel stellte zwar die US-Aufsicht CFTC eine Untersuchung gegen die Bank ein, allerdings sieht sich die Deutsche Bank in den USA mit Sammelklagen konfrontiert, wie der Bericht zeigt. Für dubiose Aktienhandelsgeschäfte zwischen Kunden und Deutscher Bank in Moskau und London hat der Konzern ebenso Rückstellungen gebildet wie für einige Verfahren, die sich auf das Geschäft mit Edelmetallen beziehen. Ob mögliche Verstöße gegen US-Embargos mit einer Rückstellung versehen sind, lässt der Bericht ausdrücklich offen.Für Beobachter sind die Risiken nur schwer kalkulierbar. Geschätzte Verluste und Rückstellungen “sind Gegenstand von erheblichen Beurteilungsspielräumen”, wie die Deutsche Bank festhält.