Nachhaltig in den Wandel investieren
Nachhaltigkeit steht am Schnittpunkt zwischen den drei Bereichen Soziales, Ökologie und Wirtschaft. Diese wechselseitige Verflechtung bedeutet Wirtschaftswachstum unter gleichzeitiger Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Belangen. Ohne intakten Planeten und ohne gesunde Menschen kann keine Wirtschaft gedeihen. Die aktuelle Krise rund um das Coronavirus führt uns dies deutlich vor Augen. Wichtige Rolle für BankenFür die Lösung ökologischer und sozialer Probleme sind nicht mehr nur NGOs (Nichtregierungsorganisationen) und staatliche Stellen allein zuständig. Unternehmen und insbesondere Banken können dabei eine wichtige Rolle spielen. Vor allem dem Finanzsektor kommt beim Wachstum der Wirtschaft eine entscheidende Bedeutung zu. Er kontrolliert den Geldfluss und kann Kapital zu Unternehmen lenken, die Geschäftsmodelle entwickeln, um jene globalen Herausforderungen zu lösen, vor denen die Gesellschaft heute steht.Banken sind essenziell für die Finanzierung der Wirtschaft und haben daher die Chance, ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt zu leisten. Die 17 globalen Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Global Sustainable Development Goals) definieren die bis zum Jahr 2030 zu lösenden Herausforderungen. Dabei wird die Finanzierungslücke, die zur Erreichung dieser Ziele überbrückt werden muss, auf 2,5 Bill. Dollar geschätzt. Anders ausgedrückt: Es gibt 2,5 Bill. Dollar an Möglichkeiten, in Unternehmen zu investieren, die für Lösungen sorgen.Es ist sinnvoll, ein nachhaltiges Finanzwesen zu fördern und zu unterstützen. Die “Global Sustainable Investment Alliance” berichtet, dass nachhaltiges Investieren in fünf Märkten in gerade einmal zwei Jahren um 34 % auf 31 Bill. Dollar im Jahr 2018 angewachsen ist. Der Wunsch nach nachhaltigem Investieren ist weit verbreitet. Eine Studie von Schroders aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass die Generation X – gutes Bildungsniveau, ausgeprägtes Konsumverhalten – größeres Interesse hat als die Millennials, die um die Jahrtausendwende Geborenen. In Analysen einbezogenEbenso beziehen Investoren und Ratingagenturen Nachhaltigkeit zunehmend in ihre Analysen mit ein. Über die UN-Prinzipien für verantwortliches Investieren (Principles for Responsible Investing, PRI) haben sich über 2 200 Anleger mit mehr als 80 Bill. Dollar verwaltetem Vermögen und 19 Ratingagenturen zur Einbeziehung von ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance) in ihre Anlageentscheidungen beziehungsweise Ratings verpflichtet.Gleichzeitig implementieren Aufsichtsbehörden Grundsätze und Vorgaben für ein nachhaltiges Finanzwesen, und die Regelungen zu nichtfinanziellen Offenlegungen werden weiter zunehmen. Im Zuge der Entwicklung staatlicher Strategien zur Erfüllung der Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen wird die Rolle der Finanzindustrie miteinbezogen werden. Der EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen ist eine mutige Initiative zur Umleitung von Kapital hin zu einer grüneren europäischen Wirtschaft, und diese Bemühungen werden auch durch globale Koordinationsmaß-nahmen gestützt. Im Oktober 2019 startete die EU gemeinsam mit zehn Nicht-EU-Ländern eine internationale Plattform für ein nachhaltiges Finanzwesen, welche für die Förderung integrierter Märkte für ein nachhaltiges Finanzwesen weltweit sorgen soll. MaterialitätsanalyseIn Anbetracht der Rolle des Finanzsektors und der Erwartungen der Stakeholder sollten Banken darüber nachdenken, wie Nachhaltigkeit den Wert ihrer Geschäftstätigkeit steigern kann. Wo sind die Risiken, aber auch die Chancen? Dadurch können sie definieren, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet.Eine Materialitätsanalyse bildet einen gemeinsamen Rahmen, der Unternehmen bei der Prioritätensetzung hilft und zwei Sichtweisen berücksichtigt: jene des Unternehmens einschließlich der für dieses Unternehmen wichtigen Themen und jene der Gesellschaft inklusive der von ihr für wichtig erachteten Themenfelder. Der Austausch mit internen und externen Stakeholdern (zum Beispiel Arbeitnehmern, Aktionären, Kunden, Aufsichtsbehörden und Experten) ist nützlich, um diese verschiedenen Sichtweisen zusammenzubringen.Themen, die für das Unternehmen und die Gesellschaft als bedeutsam identifiziert werden, können in der Folge als Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie dienen. Die Materialitätsanalyse sollte sowohl die eigenen Geschäftstätigkeiten eines Unternehmens als auch dessen Produkte und Dienstleistungen durch Inklusion von ESG-Kriterien in Anlageentscheidungen sowie Angebote von Möglichkeiten, in Lösungen zu globalen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu investieren, miteinschließen. Banken können bei der Identifizierung von strategischen Synergien ebenso helfen. Ein erfolgreicher Nachhaltigkeitsplan muss in die Geschäftsstrategie eines Unternehmens eingebettet sein.Mit der Initiative “Investing for Change” hat die VP Bank Gruppe eine klare Nachhaltigkeitsstrategie definiert, bei der ESG-Themen in den Investitionsprozess konsequent miteinbezogen werden. Die VP Bank arbeitet dabei eng mit ihren Stakeholdern und Partnern an der Entwicklung von Lösungen und Ansätzen zusammen.Durch die Einbeziehung von ESG-Kriterien in den Entscheidungsprozess können Anleger verstehen, auf welche Weise Nachhaltigkeit Chancen oder Risiken für eine langfristige Wertschöpfung bietet. Damit geht die Identifizierung von attraktiven Investitionen mit gleichzeitigem Streben nach finanziellen Gewinnen einher. Auf dem Weg zu diesem Ziel stellen ein Mangel an konsistenten und vergleichbaren Daten, die Suche nach Standards und Definitionen sowie Missverständnisse Probleme dar. Es ist zu erwarten, dass zunehmende Offenlegungspflichten zu verbesserter Datenqualität führen werden, was eine bessere Vergleichbarkeit und robustere ESG-Ratings zur Folge haben wird.Im Rahmen von nachhaltigem Investieren werden also Nachhaltigkeitsfaktoren in den Entscheidungsprozess miteinbezogen. Das Kapital fließt zu Lösungen für globale Herausforderungen unter gleichzeitiger Generierung von Renditen. “Investing for Change” nennen wir das bei der VP Bank – weil das Morgen dadurch bestimmt wird, wie wir heute investieren. Felix Brill, Chief Investment Officer der VP Bank Gruppe