Nachhaltige Anlage erfreut Private
Nachhaltige Geldanlagen haben sich als krisenfester erwiesen als ihre konventionellen Pendants. Nicht zuletzt deshalb rechnet das Forum Nachhaltige Geldanlagen 2020 mit weiterem Wachstum für diesen Markt. Private Anleger haben das Feld auch für sich entdeckt, müssen zu den Institutionellen aber noch aufholen. wf Berlin – Private Investoren sind bei nachhaltigen Geldanlagen auf dem Vormarsch. Das Anlagevolumen nachhaltiger Fonds und Mandate in Deutschland verdoppelte sich im vergangenen Jahr nahezu auf 18,3 Mrd. Euro, wie aus dem FNG Marktbericht 2020 des Forums Nachhaltige Geldanlagen hervorgeht. Rund 8,9 Mrd. Euro flossen 2019 von privaten Investoren in diese Anlageformen. Gleichwohl bleibt der Anteil mit 18,3 Mrd. Euro oder rund 11 % am Gesamtmarkt von 269,3 Mrd. Euro noch hinter den institutionellen Investoren zurück.Der Gesamtmarkt der Anlageprodukte, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien explizit in den Anlagebedingungen festschreiben, legte damit im Vergleich zum Vorjahr um 23 % zu. Einschließlich der Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, summiert das Forum per Ende 2019 die verantwortlichen Investments in Deutschland insgesamt auf rund 1,64 Bill. Euro. Dies ist ein Plus von 7 %. Berater am Zug Das FNG rechnet damit, dass die privaten Investoren weiter aufholen werden. “Wenn die Kundenberater in Banken und Sparkassen als auch die freien Finanzvermittler ihre Kunden zukünftig nach ihrem Interesse an einer nachhaltigen Geldanlage fragen müssen, wird das Engagement dieser Anleger weiter steigen”, sagte FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber bei der Vorstellung des Berichts. Das gestiegene Interesse der privaten Anleger führen die Experten auf die deutlich intensivere Berichterstattung über nachhaltige Geldanlagen zurück. Verschiedene europäische Maßnahmen zur Förderung dieser Anlageform, die Bewegung “Fridays for Future”, die Diskussionen über den Kohleausstieg und die CO2-Steuer hätten das Thema stärker in den Blick der Öffentlichkeit gerückt, hieß es. 40,9 Mrd. Kundeneinlagen Aufgeschlüsselt nach Bereichen verteilten sich die nachhaltigen Geldanlagen mit 120,3 Mrd. Euro (+36 %) auf nachhaltige Mandate und mit 63,2 Mrd. Euro (+41 %) auf nachhaltige Investmentfonds. Bei den Fonds und Mandaten schafften die nachhaltigen Produkte nach Angaben des FNG erstmals mit 5,4 % den Sprung über die Fünf-Prozent-Marke. Kundeneinlagen mit Nachhaltigkeitsfokus bei den 16 Spezialbanken, die im Marktbericht erfasst sind, legten um 6% auf 40,9 Mrd. Euro zu. Die Eigenanlagen von Banken unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien summierten sich laut Bericht Ende 2019 auf 46,6 Mrd. Euro.Der am breitesten genutzte Ansatz zur Klassifizierung als nachhaltige Geldanlage ist dem FNG zufolge mittlerweile die Nutzung von Ausschlusskriterien. Mit 99 % arbeiteten nahezu alle Fonds und Mandate, die im Marktbericht erfasst sind, damit. Unternehmen aktivierten dabei am häufigsten die durch den UN Global Compact abgedeckten Themenbereiche Korruption und Bestechung, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen als Ausschlusskriterien. Erst auf Platz 5 – unverändert zum Vorjahr – folgte der Ausschluss von Unternehmen, die Kohle fördern und/oder verstromen. Best-in-Class favorisiertBesonders stark gestiegen ist dem FNG zufolge die Nutzung des Best-in-Class-Ansatzes. Das nach diesem Kriterium angelegte Vermögen legte in Deutschland um 110 % auf 95,9 Mrd. Euro zu. Hohe Wachstumsraten verzeichneten auch die Stimmrechtsausübung (+69 % auf 88,8 Mrd. Euro) sowie die Integration von Nachhaltigkeitskriterien (Chancen und Risiken) in die traditionelle Finanzanalyse (ESG-Integration). Sie wuchs um 56 % auf 145,8 Mrd. Euro.Nachhaltige Geldanlagen hätten sich in der Corona-Pandemie als krisenfester erwiesen als ihre konventionellen Pendants, konstatiert das FNG. So zeige eine Analyse der Wertentwicklung von mehr als 2 000 Aktienfonds durch die Ratingagentur Scope Analysis, dass nachhaltige Aktienfonds im ersten Quartal 2020 in allen betrachteten Regionen – Global, Europa, Nordamerika und Schwellenländer – weniger an Wert verloren hätten als ihre konventionellen Wettbewerber.Weiteren Rückenwind für nachhaltige Geldanlage erwartet das FNG, wenn sich diese ersten Studien bestätigten. Der Bericht dazu ist für September angekündigt. Einer Umfrage für den Marktbericht zufolge erwartet die weit überwiegende Mehrheit für 2020 weiteres Wachstum von nachhaltigen Geldanlagen. Rund jeder dritte befragte Experte prognostiziert ein Wachstum von bis zu 15 % Prozent, zwei Fünftel der Befragten rechnen sogar mit einem Wachstum von 15 bis 30 %. Jeder Fünfte geht sogar von einem Anstieg um mehr als 30 % aus.