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Nachhaltige Anlagen lohnen

Institutionelle investieren immer mehr Gelder nachhaltig. Aus gutem Grund: Denn diese Anlagestrategien reduzieren die Risiken für die Performance merklich. Auch für private Anleger gibt es interessante Fonds. Von Werner Rüppel Am 15. September...

Nachhaltige Anlagen lohnen

Institutionelle investieren immer mehr Gelder nachhaltig. Aus gutem Grund: Denn diese Anlagestrategien reduzieren die Risiken für die Performance merklich. Auch für private Anleger gibt es interessante Fonds.Von Werner RüppelAm 15. September 2015 hat die VW-Vorzugsaktie bei 169 Euro notiert. Am 2. Oktober 2015 war das Papier an der Börse nur noch 92 Euro wert. Dieser Kurssturz um rund 45 % binnen weniger Tage zeigt exemplarisch, was passieren kann, wenn ein Unternehmen wie VW im Dieselskandal gesetzliche Auflagen verletzt und die Umwelt schädigt. Zudem mussten die deutschen Versorger, die zwar nicht wie VW betrogen haben, aber stark in Kohle- oder Atomstrom engagiert waren, massive Kursverluste hinnehmen.Vor allem institutionelle Investoren legen immer mehr Gelder nach Nachhaltigkeitskriterien an. Denn Nachhaltigkeit lohnt. Zum einen reduzieren unter diesem Aspekt ausgerichtete Anlagestrategien “die Risiken für die Wertentwicklung wesentlich”, erläutert Michael Busack, Geschäftsführender Gesellschafter von Absolut Research. Zum anderen wurde in mehr als 90 % von mehr als 2 000 ausgewerteten empirischen Studien festgestellt, dass ein positiver oder neutraler Zusammenhang zwischen finanzieller Performance und Nachhaltigkeitskriterien (vgl. Beschreibung der sogenannten ESG-Kriterien auf Seite 17) besteht. Auch Christian Scherrer, Fondsmanager eines von Morningstar 2017 prämierten global investierenden Aktienfonds, ist überzeugt: “Nachhaltigkeit schafft einen Mehrwert für Anleger” (vgl. Interview, Seite 16).Wie der Jahresbericht 2016 der “Global Sustainable Investment Alliance” ausweist, wachsen nachhaltige Geldanlagen weltweit kontinuierlich weiter. Von 2014 bis 2016 lag die Wachstumsrate bei 11,9 % pro Jahr. Inzwischen werden weltweit Gelder über 22,9 Bill. Dollar nachhaltig verwaltet. Davon entfällt mit 52,6 % sowie 38,1 % der Großteil auf Europa und die USA (vgl. Grafik, Seite 18). Und in Europa sowie in Australien und Neuseeland werden bereits mehr als die Hälfte der insgesamt verwalteten Gelder nachhaltig verwaltet. Dies liegt vornehmlich daran, dass in Europa große Staatsfonds wie der des Königreichs Norwegen sowie etliche große institutionelle Adressen verantwortungsvoll und nachhaltig investieren.Die Auswirkungen der Anwendung von ESG-Faktoren haben die Professoren Timo Busch und Alexander Bassen sowie Fondsmanager Gunnar Friede von der Deutschen Asset Management in einer umfassenden Analyse von 60 Übersichtsstudien, die auf 2 200 empirischen Primärstudien seit den 1970er Jahren aufbauen, untersucht. Positiver Zusammenhang”In unserer Studie können wir zeigen, dass in über 90 % der untersuchten Studien ein positiver Zusammenhang zwischen finanzieller Performance und ESG-Performance herausgefunden wurde”, erklärt Bassen. “Dieser Zusammenhang gilt tendenziell für alle Assetklassen und fast alle Regionen, ist aber für Anleihen und Immobilien besonders ausgeprägt.” Vor diesem Hintergrund ist es für Bassen nur noch eine Frage von wenigen Jahren, bis die Integration von ESG-Kriterien der Standard sein wird. Risiken wesentlich reduziertAuch auf der Ebene europäischer Publikumsfonds lohnt die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren, weil diese die Risiken für die Wertentwicklung wesentlich reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie von Michael Busack und Hendrik Schlimper von Absolut Research. Die analysierten Nachhaltigkeitsfonds “schließen kontroverse Branchen aus, investieren gezielt in Nachhaltigkeitsführer oder integrieren nichtfinanzielle Kriterien tief in den Selektions- und Monitoring-Prozess”, so die Zusammenfassung der Studie. “Sie entwicklen sich dadurch weniger volatil und auch temporäre Wertverluste fallen niedriger aus.”Für private Anleger, die aufgrund der Vorteile dieses Ansatzes nachhaltig investieren wollen, steht eine breite Palette von entsprechenden Investmentfonds zur Verfügung. Zum einen gibt es zahlreiche europaweit oder global investierende Aktienfonds, die Nachhaltigkeitskriterien in ihren Investmentprozess integriert haben. Hinzu kommen ähnlich konzipierte Anleihenfonds. Darüber hinaus sind nachhaltige Themenfonds auf dem Markt. Hier haben insbesondere Wasserfonds in den vergangenen Jahren durch hohe Wertzuwächse überzeugt.Für diese Titelgeschichte hat Absolut Research für rendite die besten Nachhaltigkeitsfonds ausgewertet (vgl. Tabelle). Dabei wurden die Kategorien Aktien Europa, Aktien Global, Aktien Wasser sowie währungsgesicherte Anleihenfonds betrachtet. Als Selektionskriterium wurde das Abschneiden der jeweiligen Fonds über fünf Jahre bei Risiko und Ertrag verwendet. Sprich die Top-Fonds wurde aufgrund der Kenngröße Sharpe Ratio ausgewählt.Bei den nachhaltigen europäischen Aktienfonds überzeugt der 2,4 Mrd. Euro schwere Oddo Avenir (FR0000974149) mit einer Sharpe Ratio von 1,32. Der Stockpicking-Fonds wird diskretionär verwaltet und investiert unter Anwendung einer ESG-Bewertung bevorzugt in Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung.An der Spitze der Rangliste rangiert auch ein ETF von UBS (LU0629460675), der einen nachhaltig ausgerichteten Euroland-Aktienindex von MSCI abbildet. Die größten Positionen dieses Aktienfonds sind übrigens Unilever, Allianz und SAP mit einem Anteil von rund 5 % am Fondsvermögen.Der von Johannes Scherrer gemanagte LGT Sustainable Equity Fund (LI0106892966) befindet sich bei den global investierenden Aktienfonds in der Spitzengruppe. Die größten Positionen des von Morningstar kürzlich als bester global investierender Aktienfonds prämierten Produkts sind Alphabet und Biogen mit Anteilen von 4,8 % und 3,5 % am Fondsvermögen. Passives Produkt der Nord/LBMit dem Nord/LB Global Challenges (DE000A1T7561), der auf Sicht von fünf Jahren eine Performance von 16,5 % erwirtschaftet hat, erweist sich ein weiteres passives Produkt als top. Der Indexfonds spiegelt die Wertentwicklung des Global Challenges Nachhaltigkeitsindex wider, der von der BÖAG Börsen AG, der Trägergesellschaft der Wertpapierbörsen in Hamburg und Hannover initiiert wurde. Lohnendes WasserBei dem Thema Wasser steht der Lyxor World Water Ucits ETF (FR0010527275) an der Spitze, der mit einer Sharpe Ratio von 1,47 und einer Performance über 5 Jahre von 17 % p.a. überzeugt. Der ETF bildet einen Index ab, der in die 20 größten Unternehmen investiert, die im weltweiten Wassersektor tätig sind.Bei den Anleihefonds investiert der Deka-Nachhaltigkeit Renten (LU0703711035) breit gestreut nur in Wertpapiere, die nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit angelegt werden. Basis ist eine umfassende ESG-Analyse. Der mit einer Volatilität von 4 % p.a. risikoarme Fonds hat in den vergangenen fünf Jahren eine Performance von 7,4 % p.a. erzielt.Insgesamt dürften nachhaltige Investments weiter wachsen. Dabei sollten nachhaltig ausgerichtete Fonds stärker in den Fokus von Privatanlegern rücken, da sie in der Lage sind, Risiken zu senken. Langjährige Aktionäre von RWE oder Eon sehen dies sicher auch so.