Nachhaltige Finanzierung lohnt sich

Klimaschutz wird zusehends zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor - Landes- und Förderbanken kommt eine zentrale Bedeutung zu

Nachhaltige Finanzierung lohnt sich

Alle diskutieren über Klimaschutz. Schüler und Studenten, Politiker und Unternehmer. Wir auch – die öffentlichen Banken in Deutschland. Und das ist gut und richtig. Denn die globale Erderwärmung ist schon heute nicht mehr vollständig aufzuhalten. Die Folgen wie zunehmender Starkregen, Hagel oder Hitzewellen haben weitreichende Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen von Pflanzen, Tieren und Menschen.Deutschland trägt als eine weltweit führende Industrienation und wirtschaftlich stärkstes Mitglied der Europäischen Union (EU) eine besondere Verantwortung beim Schutz von Umwelt und Klima. Die deutsche Bundesregierung hat mit dem Klimaschutzplan 2050 vom November 2016 deshalb festgelegt, dass die Bundesrepublik bis zur Mitte dieses Jahrtausends weitgehend treibhausgasneutral sein soll. Mittel-fristiges Ziel ist es, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken.Für unsere Wirtschaft bedeuten die Klimaschutzziele einen enormen Kraftakt. Denn gerade die Schlüsselbranchen wie die Automobilindustrie, der Maschinen- und Anlagenbau sowie die Elektro- und Chemieindustrie sind äußerst energieintensiv und basieren bisher noch weitestgehend auf fossilen Energieträgern. In diesen Sektoren ist ein klimafreundlicher Umbau zum Beispiel über neue Produktionstechnologien und -verfahren also äußerst wichtig. Es gilt aber auch solche Branchen zu stärken, die sich dem Thema Energiewende ganz besonders widmen wie etwa die Umweltwirtschaft.Die Notwendigkeit des Themas haben die Unternehmen erkannt: Klimaschutz ist nicht nur gesellschaftlich bedeutsam, sondern auch ein zunehmend wichtiger Wettbewerbsfaktor. Nur indem die Unternehmen in die Einführung und Entwicklung von Umwelt- und Effizienztechnologien investieren, können sie langfristig Kosten senken und Wachstum sichern.Genau diesem Thema sollten wir uns in der öffentlichen Diskussion stärker widmen. Weg von der oft rein emotional geführten Debatte, hin zu mehr Lösungsorientierung und Wirtschaftlichkeit. In der Klimadebatte dürfen wirtschaftliche Gesichtspunkte nie außer Acht gelassen werden. Das Ziel muss sein, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Klima- und Umweltschutz müssen sich auch betriebswirtschaftlich rechnen, dann werden sie für die Unternehmen umsetzbar und strategisch attraktiv.Für entsprechende Rahmenbedingungen muss die Wirtschafts- und Steuerpolitik sorgen – bei der Finanzierung sind die Banken gefragt. Denn der Investitionsbedarf ist enorm. Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge braucht es allein im europäischen Energiesektor und den damit verbundenen Infrastrukturen jährliche Investitionen in Höhe von 175 bis 290 Mrd. Euro. Nur so seien die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. Treiber des StrukturwandelsDen ordentlichen Mitgliedsbanken des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, die rund 24 % aller Unternehmenskredite in Deutschland zur Verfügung stellen, kommt eine besondere Rolle dabei zu, die Industrie bei der Etablierung nachhaltiger Produktionstechnologien zu unterstützen. Indem sie die notwendigen Investitionen in den Unternehmen finanzieren oder fördern, können die deutschen Landes- und Förderbanken Treiber des Strukturwandels hin zu mehr Nachhaltigkeit werden. Als lokale Player kennen sie die Bedürfnisse der gewerblichen Kunden vor Ort schließlich am besten, können so ihre Angebote bestmöglich zuschneiden und damit entscheidende Impulse setzen.Gleiches gilt auf kommunaler Ebene. Als Marktführer bei der Kommunalfinanzierung müssen die öffentlichen Banken auch den Kommunen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen als starke, regional verwurzelte Finanzierungspartner zur Seite stehen. Denn nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Städte und Gemeinden stellt der Klimawandel vor große Herausforderungen – sowohl mit Blick auf den Klimaschutz als auch mit Blick auf die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung. Kommunale Klimafolgenanpassung ist in vielen Bereichen ein Thema, zum Beispiel beim Hochwasserschutz oder der Bewirtschaftung öffentlicher Grünflächen. Darüber hinaus ist es notwendig, Bereiche wie den öffentlichen Nahverkehr oder die Wasser- und Abfallwirtschaft klimaneutraler zu gestalten.Die Landes- und Förderbanken sind aber nicht nur auf der Aktivseite, sondern auch auf der Passivseite gefragt – auch hier wird das Prinzip der Nachhaltigkeit zukünftig immer wichtiger werden. Der Markt für grüne Anleihen nimmt hier eine entscheidende Rolle ein. Er kann dabei helfen, zusätzliches Kapital für Klimaschutzprojekte zu akquirieren. Sogenannte Green Bonds bieten Investoren die Möglichkeit, sich gezielt für den Umwelt- und Klimaschutz zu engagieren. Gleichzeitig reagieren die öffentlichen Banken durch die Ausgabe entsprechender Papiere auf die sich verändernden Investitionsgewohnheiten der Anleger. Denn das Interesse an nachhaltigen Investments nimmt stetig zu.Zum einen sehen immer mehr Investoren einen positiven Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Rendite. Dass beide Aspekte sehr gut zusammenpassen, zeigt beispielsweise ein Blick auf die Entwicklung des “Global Challenges Index” der Börse Hannover, der ausschließlich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen umfasst. Seit seiner Auflage im Jahr 2007 konnte der Index einen Wertzuwachs von 174 % verzeichnen und führende Leitindizes wie den Deutschen Aktienindex (plus 55 %) deutlich hinter sich lassen.Zum anderen wächst die Nachfrage nach Geldanlagemöglichkeiten mit einem Fokus auf ökologische Projekte rasant, besonders in den öffentlichen Märkten. Denn mit Green Bonds können Anleger gezielt in Klimaschutzprojekte investieren, bei denen eine Kreditfinanzierung aufgrund des oftmals sehr langfristigen Investitionszeitraums sowie der großen Volumina und verschiedener Risiken schwierig wäre. Umweltbewusstsein wächstNeben einer nachhaltigen Ausrichtung ihrer Finanzinstrumente müssen die Banken aber auch selber mit “grünem” Beispiel vorangehen, das heißt, Nachhaltigkeitsaspekte fest in ihrer Unternehmenskultur und ihren Geschäftsmodellen verankern. Wer sich nicht anpasst, wird über kurz oder lang Probleme am Markt bekommen. In Zeiten steigenden Umweltbewusstseins lassen sich zunehmend nur noch mit ökologischen und sozialen Argumenten neue Kunden und Mitarbeiter gewinnen.Erst im September dieses Jahres haben weltweit 130 Banken die sogenannten “Principles for Responsible Banking” unterschrieben – von den VÖB-Instituten beispielsweise die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Aktiv an der Entwicklung beteiligt war die Triodos Bank – eine absolut relevante grüne Bank in Europa. Sie finanziert ausschließlich Unternehmen, Institutionen und Projekte, die zum Wohl von Mensch und Umwelt beitragen. Mit einer Bilanzsumme von 10,9 Mrd. Euro im Jahr 2018 ist sie im Vergleich zu anderen Geldhäusern zwar relativ klein. Aber das Wachstum ist stark. Zuletzt wuchs die Direktbank um satte 10 % – das Geschäftsmodell kommt also im Markt an.In dieser Erkenntnis steckt Potenzial für die gesamte Finanzbranche. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft immer mehr Menschen zu einer Bank wechseln werden, die nachhaltig wirtschaftet und ihr Geld in soziale und ökologische Projekte investiert. Die Branche wächst. Mit dem Fintech Tomorrow trat jüngst auch erstmalig eine grüne Smartphone-Bank in den Markt ein.Eine nachhaltig engagierte Finanzindustrie kann zukünftig eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz haben. Dafür müssen die deutschen Banken ihre Geschäftsmodelle noch stärker als bisher am Prinzip der Nachhaltigkeit ausrichten. Landes- und Förderbanken können hier Vorbildfunktion haben. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. Eckhard Forst, Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, und Vorsitzender des Vorstands der NRW.BANK