Nachhaltige Geldanlagen werden zum Megatrend

Sparkassen spielen ihre Vorteile aus - Kundennähe und regionale Kompetenz machen sie zu Umsetzungsmotoren für Nachhaltigkeitsziele

Nachhaltige Geldanlagen werden zum Megatrend

Mit Wucht ist die Forderung nach einem Mehr an Nachhaltigkeit in die öffentliche Debatte vorgedrungen. Die Klimademonstrationen der Fridays-for-Future-Bewegung mit weltweit Millionen Teilnehmenden sind vielleicht das schillerndste Symptom für die wachsenden Ansprüche an verantwortungsvolles ökologisches, soziales und ökonomisches Handeln. Das gilt auch regional, wie zum Beispiel die Verschiebungen beim Kommunalwahlergebnis in Nordrhein-Westfalen (NRW) hin zu einer stärker ökologisch ausgerichteten Politik zeigen. Verändertes BewusstseinDies sind zunächst nur Indizien für ein verändertes Bewusstsein in der Breite der Gesellschaft, sie werden jedoch von Fakten untermauert. Zwei Drittel der Menschen in Deutschland betrachten Nachhaltigkeit inzwischen als bedeutsam für ihr Leben. Und mit einem spezielleren Blick auf die Kreditwirtschaft ist festzuhalten, dass sich der Anteil nachhaltigkeitsaffiner Bankkunden von 2014 an bis heute vervierfacht hat, wie eine zeb-Studie in diesem Jahr ermittelte. Die Transformation zur Nachhaltigkeit ist damit kein vager Trend, sondern eine gesamtgesellschaftliche Veränderung, und das weltweit.Darauf muss die Kreditwirtschaft reagieren, denn für sie ergeben sich neue Marktchancen, weil Kreditinstitute, die nachhaltig aufgestellt oder auf dem Weg dorthin sind, zusätzliche Kundenbindung erzeugen und neue Kundengruppen erschließen können. Wer hingegen die steigenden Ansprüche an die sogenannte Enkelgerechtigkeit nicht erkennt, wird vom Markt abgehängt. Kunden, die für Klimaschutz demonstrieren, möchten nicht in fossile Brennstoffe investieren.Für die Sparkassenorganisation war darum unter anderem die Unterzeichnung der Prinzipien für verantwortungsvolles Bankwesen der Vereinten Nationen in diesem Jahr ein wichtiges öffentliches Signal. Die Sparkassen haben damit das in ihrem Markenkern verankerte Verantwortungsbewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften noch einmal betont. Hervorzuheben ist aber, dass sie in der Praxis bereits viele Schritte weiter sind. Dazu zählen beispielsweise ihre Antworten auf die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten im Passivgeschäft.Hier punkten sie mit einer breiten Produktpalette der Deka, des Wertpapierhauses der Sparkassen, das sein Produktangebot im Bereich Nachhaltigkeit kontinuierlich über alle Assetklassen hinweg ausbaut. Dazu gehören zum Beispiel Renten- und Aktienfonds, Dachfonds, Exchange Traded Funds (ETFs) sowie Mischkonzepte. Bei all diesen Anlageklassen werden in besonderem Maße ESG-Standards (Environment, Social, Governance) berücksichtigt, also die Bereiche Umweltmanagement, soziale Verantwortung und nachhaltige Unternehmensführung.Alle Sparkassen können auf diese Angebotsbandbreite zurückgreifen und sind somit auf die zunehmenden Präferenzen für nachhaltige Geldanlagen vorbereitet. Das ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, weil die Ertragschancen mit jedem Jahr steigen. Das deutschlandweit verwaltete Vermögen von Nachhaltigkeitsfonds wuchs im vergangenen Jahr innerhalb von zwölf Monaten um knapp 50 % von 44,7 Mrd. Euro auf 63,2 Mrd. Euro. Das war der größte Anstieg seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen beim Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). Mit diesen Wachstumsraten kann das konventionelle Fondsgeschäft insgesamt nicht mithalten.Maßgeblich für diese Entwicklung dürften die positiven Renditeerwartungen sein. Analysen der Deka zeigen, dass Fonds mit den genannten ESG-Standards eine bessere Performance erzielen können als ihre Vergleichsindizes. Ein Beleg dafür ist unter anderem die Entwicklung des Fonds “Deka-Nachhaltigkeit Aktien”, der seit Beginn der Coronakrise stärker zulegte als der MSCI World Index. Die nachhaltige Geldanlage wird so zum Gewinnbringer, auch wenn sie, wie alle Investmentklassen, natürlich nicht risikofrei ist. Nachhaltigkeit bringt RenditeUnternehmen, die langfristige und nachhaltige Strategien verfolgen, werden inzwischen als vorteilhafte Investmentziele gewertet, weil sie allgemein betrachtet durch Ressourcenschonung Kostenvorteile generieren können, hohe Mitarbeiterzufriedenheit erzielen, über beachtliches Innovationspotenzial verfügen und ihnen ein ausgeprägteres langfristiges strukturelles Wachstum prophezeit wird. Die Botschaft, die damit in Verbindung steht, lautet: Nachhaltigkeit bringt Rendite. Das dürfte die Nachfrage in Zukunft noch weiter anfachen.Auch regulatorische Neuordnungen wirken sich zunehmend auf das Kundengeschäft mit nachhaltigen Produkten aus. Dazu zählt zum Beispiel die EU-Richtlinie Mifid II (Markets in Financial Instruments Directive), die ab 2021 alle Banken und Sparkassen in der Anlageberatung zu einer Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden verpflichtet. Die Sparkassenorganisation hat ihre Prozesse darauf bereits ausgerichtet und steht bereit, die Nachhaltigkeitsabfrage zum Beratungsstandard zu machen.Die dafür notwendige Befähigung der Kundenberater stellt für die Sparkassen in Westfalen-Lippe die Sparkassenakademie Nordrhein-Westfalen als weiterer starker Partner bei der Nachhaltigkeitstransformation sicher. Sie hat die Vermittlung von Nachhaltigkeitskompetenz tief in ihren Lehrplänen verankert. Darüber hinaus nutzt sie ein bundesweites Kompetenznetzwerk weiterer Sparkassenakademien. Für die Sparkassen bedeutet das die einmalige Chance eines Wissensvorsprungs ihrer Beschäftigten gegenüber Wettbewerbern, von dem auch die Kunden, mit ihren wachsenden Wünschen nach nachhaltigen Finanzprodukten, profitieren.Die Verankerung der Nachhaltigkeit in einem Kreditinstitut ist eine Schnittstellenaufgabe. Nachhaltigkeit in das betriebliche Handeln einer Sparkasse zu übersetzen, erfordert keine Heerscharen von Nachhaltigkeitsbeauftragten. Vielmehr ist es notwendig, alle Unternehmensbereiche auf Umsetzungsfähigkeit zu überprüfen. Dies ist eine Anforderung an alle Führungsebenen und alle Unternehmensebenen, ob im Kundengeschäft oder Geschäftsbetrieb, ob bei Finanzierungen oder bei Eigenanlagen. In der Praxis kommt es darauf an, einen Bewusstseinswandel für nachhaltige Strategien herbeizuführen, und das insbesondere dort, wo er die meiste Wirkung erzielt, unter anderem in der Kundenberatung. Selbstbewusst agierenSparkassen können in diesem Transformationsprozess selbstbewusst ihre Vorteile ausspielen, die sich unter anderem aus ihrer kommunalen Verankerung, der Nähe zu ihren Kunden und ihrer Marktführerschaft ergeben. Wie kein anderes Kreditinstitut stehen sie für die Teilhabe am lokalen Wirtschaftskreislauf. Sie nehmen Spareinlagen der Menschen am Ort entgegen und geben Kredite für Investitionen in der Region heraus. Sie sorgen für funktionierende Wirtschaft und profitieren zugleich von der leistungsstarken Region, an der sie selbst mitwirken.Das macht sie zum Kompetenzträger Nummer eins, wenn es um finanzielle und wirtschaftliche Fragen geht. Sie sind damit der ideale Partner in den Kommunen, um nachhaltige Entwicklungen zu begleiten und nachhaltige Investments in der Region verantwortungsvoll zu bewerten. Das macht sie zum lokalen Umsetzungsmotor welt-, europa- und bundesweit formulierter Nachhaltigkeitsziele.Die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit darf allerdings die Kreditwirtschaft im Allgemeinen und die Sparkassen im Besondern auch nicht überfrachten. Sparkassen haben den öffentlichen Auftrag, alle Bevölkerungskreise, den Mittelstand und die öffentliche Hand mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen zu versorgen. Darum müssen sie auch in Zukunft konventionelle Unternehmen und Kundenwünsche begleiten dürfen. Darauf sollten politische Initiativen und Regulierungsanforderungen Rücksicht nehmen.Die Kreditwirtschaft kann nicht die Rolle des Dolmetschers von einer konventionellen in eine nachhaltige Sprache sein. Das ist Aufgabe fairer Gesetzgebung und Regulierung. Sparkassen können jedoch zusagen, dass sie sich stets für ihre Kunden und mit ihren Kunden auf der Höhe der Zeit weiterentwickeln werden. Das gilt – wie gezeigt – auch und insbesondere für Nachhaltigkeitsanforderungen. Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe