Nachhaltige Investitionen lohnen sich

Dank des rasanten technischen Fortschritts und stetiger Kostenreduktionen stehen erneuerbare Energien erstmals in direkter Konkurrenz zu fossilen Energiequellen

Nachhaltige Investitionen lohnen sich

Spätestens seit dem Klimaabkommen von Paris ist klar: An der Umstellung auf erneuerbare Energien führt kein Weg vorbei. Denn mit dem prognostizierten Bevölkerungswachstum wird auch der Energiebedarf immens zunehmen. Der Weltenergierat geht davon aus, dass der globale Energieverbrauch bis 2050 um mindestens ein Drittel steigt. Um diesen enormen Energiehunger stillen zu können und zugleich den Klimawandel zu stoppen, müssen wir auf erneuerbare Energiequellen umsteigen.Das größte Potenzial dafür hat neben der Windenergie die Fotovoltaik: Forscher der finnischen Lappenranta University of Technology und der Energy Watch Group gehen davon aus, dass Solaranlagen aufgrund der sich abzeichnenden Kostendegression knapp zwei Drittel der globalen Stromerzeugung übernehmen könnten. Das ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht sinnvoll. Denn die Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen ist in neuen Kraftwerken schon heute kostengünstiger als die Stromerzeugung auf Basis fossiler Brennstoffe und der Kernkraft. Gute NachrichtenDas sind gute Nachrichten – für Unternehmen ebenso wie für Investoren. Denn diese Zahlen machen deutlich: Die Energiewende ist nicht nur technisch umsetzbar, sie bringt auch wirtschaftlich Vorteile. Die BayWa AG hat dieses Potenzial frühzeitig erkannt und zählt mit ihrer Unternehmenstochter BayWa r.e. renewable energy GmbH, in der das gesamte Geschäft mit erneuerbaren Energien gebündelt ist, heute zu den führenden Unternehmen in diesem Segment. 2017 haben wir weltweit Wind- und Solarprojekte mit einer Leistung von über 400 Megawatt verkauft, und im Betriebsführungsgeschäft betreuen wir Anlagen mit einer Kapazität von über 5 Gigawatt – mehr als jemals zuvor. Angesichts dieser Entwicklung erweist sich unser Geschäft mit den erneuerbaren Energien als ein nachhaltig wachsender und rentabler Geschäftsbereich.Das beste Beispiel für die positive Entwicklung des Marktes liegt für uns derzeit in Spanien, nur wenige Kilometer südlich von Sevilla. Dort entsteht auf einer Fläche von rund 265 Hektar der Solarpark Don Rodrigo. Das von der BayWa r.e. kürzlich begonnene Großprojekt erzeugt künftig nicht nur knapp 300 Gigawattstunden Solarstrom und versorgt damit jährlich 93 000 spanische Haushalte.Es hat auch das Potenzial, den europäischen Markt für erneuerbare Energien zu revolutionieren: Denn Don Rodrigo kommt gänzlich ohne staatliche Förderung aus. Das heißt, der im Solarpark produzierte Strom kann direkt mit den Strompreisen der konventionellen Energieerzeugung am Großhandelsmarkt konkurrieren. Das ist ein Paradigmenwechsel und entkräftet die sich hartnäckig haltende Annahme, erneuerbare Energien seien aus Kostengründen keine wirtschaftlich sinnvolle Alternative. Das hat sich vor allem aufgrund der stark gesunkenen Investitionskosten – insbesondere der Preise von Solarmodulen – inzwischen entscheidend geändert. Laut einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ist die Fotovoltaik bereits die günstigste aller Energieformen im heutigen Kraftwerksbau, gemessen an den durchschnittlichen Herstellungskosten pro Kilowattstunde.Konsequenterweise stützt sich das Projekt daher anstatt auf eine staatlich gesicherte Einspeisevergütung für den Strom auf ein für die konventionelle Energiewelt altbewährtes Instrument: einen langfristigen Stromabnahmevertrag. Der mit dem norwegischen Energiekonzern Statkraft geschlossene Vertrag ist mit einer Laufzeit von 15 Jahren bisher einmalig im spanischen Markt und regelt die Konditionen für die Abnahme des Stroms. Diese Form der Stromvermarktung hat Vorteile für alle Beteiligten: Zum einen profitiert der Betreiber des Solarparks, dessen Investition aufgrund eines Mindestabnahmepreises langfristig gesichert ist; zum anderen schützt sich der Stromabnehmer gegen das Risiko steigender Strompreise und profitiert von einer besseren Planbarkeit. Tempo zieht anAuf lange Sicht lohnen sich Stromabnahmeverträge aber auch für die Verbraucher. Schließlich werden die staatlichen Subventionen in vielen Ländern direkt auf den Strompreis umgelegt. Diese positive Entwicklung ist heute bereits in anderen europäischen Ländern möglich und lässt erwarten, dass sich derartige Stromabnahmeverträge mittelfristig in ganz Europa durchsetzen werden. So markiert der Solarpark Don Rodrigo den Beginn einer neuen Ära der erneuerbaren Energien in Europa – ohne Einspeisevergütungen oder andere Subventionen.Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung zieht das Tempo der Energiewende in zahlreichen europäischen Ländern weiter an. Ein Beispiel sind die Niederlande: Anfang des Jahres gab Wirtschaftsminister Eric Wiebes bekannt, die Regierung wolle bis zum Jahr 2030 die Produktion in Europas größtem Erdgasfeld in der Provinz Groningen beenden. Zugleich verkündete der Minister ambitionierte Ausbauziele für erneuerbare Energien. So soll unter anderem der Markt für Fotovoltaik angereizt werden. Ungebrochenes InteresseIm Zuge dessen hat die BayWa Anfang dieses Jahres 70 % der Anteile an GroenLeven, dem führenden Projektentwickler für Solaranlagen in den Niederlanden mit einer Projektpipeline von über 2 Gigawatt, erworben. Mit diesem Markteintritt investiert die BayWa erneut in ihr vielfach bewährtes Geschäftsmodell “BOOT”. Die Abkürzung steht für Build-Own-Operate-Transfer, was bedeutet, dass wir Erneuerbare-Energien-Anlagen entwickeln, bauen und so lange betreiben, bis wir sie gewinnbringend abgeben. Das Interesse weltweit agierender Investoren, derartige Anlagen nach der Fertigstellung als Asset in ihr Portfolio aufzunehmen, ist ungebrochen. Die technische und kaufmännische Betriebsführung übernimmt in solchen Fällen, oft auch langfristig, die BayWa r.e. – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.Der Umbau des traditionellen Energiesystems bringt zwangsläufig viele Veränderungen und neue Anforderungen mit sich. Diesen muss die Branche mit innovativen Ansätzen begegnen. Junge kreative Start-ups arbeiten bereits an einer Vielzahl solcher Ideen. Bei der BayWa verfolgen wir diese Entwicklung seit Jahren. Seit kurzem sind wir mit unserer neu gegründeten BayWa r.e. Energy Ventures GmbH selbst aktiv. Mit dieser Corporate-Venture-Capital-Gesellschaft wollen wir vielversprechende Jungunternehmen aus der Energiewirtschaft mit Know-how und Kapital unterstützen.Die BayWa r.e. Energy Ventures GmbH legt ihren Fokus auf die frühe Entwicklungsphase von Start-ups, in der sie sich als Lead- oder Co-Investor pro Start-up mit einer Summe von 1 bis zu 5 Mill. Euro beteiligt. Bei einer positiven Entwicklung ist aber auch die Beteiligung an weiteren Finanzierungsrunden möglich, über einen Zeitraum von fünf Jahren hinaus bis zu einem Exit beziehungsweise Verkauf. Dabei ist ein Private Placement an strategische Investoren die Regel, ein potenzielles IPO (Initial Public Offering) ist aber nicht ausgeschlossen.Wichtiges Kriterium für die Zusammenarbeit ist für uns, dass die jungen Unternehmen unabhängig bleiben und ihre Agilität und Flexibilität behalten, um bei Bedarf auch ihr Geschäftsmodell anpassen zu können. Das macht sie langfristig interessant für Co-Investoren und hält ihnen verschiedene Ausstiegskanäle offen. Die BayWa r.e. Energy Ventures ist grundsätzlich nur an Minderheitsbeteiligungen ohne operative Einflussnahme interessiert und unterstützt die Start-ups, wo nötig, mit Branchenexpertise, Vertriebsressourcen und Infrastruktur. Die BayWa erhält über dieses Engagement direkten Zugang zu aktuellen Trends und Entwicklungen am Energiemarkt.Was all diese Projekte gemeinsam haben, ist eine zentrale Erkenntnis: Nachhaltige Investitionen in nachhaltige Lösungen lohnen sich – für die Umwelt, aber auch aus finanzieller Sicht. Das macht den Markt für erneuerbare Energien in Zukunft auch für branchenfremde Akteure zu einem noch attraktiveren Investitionsziel, und ganz nebenbei hilft das, die in Paris beschlossenen Klimaziele effektiv umzusetzen.—-Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG