Nachhaltige Kapitalanlage ist individuell

Umfangreiche Bandbreite möglicher Nachhaltigkeitsfonds - Investoren müssen sich auf einen oder mehrere Schwerpunkte festlegen

Nachhaltige Kapitalanlage ist individuell

Nachhaltige Kapitalanlagen sind weiter auf dem Vormarsch. Nach Angaben der Global Sustainable Investment Alliance liegt das Volumen derzeit weltweit bei 30,7 Bill. Dollar (2018). Zwei Jahre zuvor fiel das Volumen noch um rund 8 Bill. Dollar niedriger aus. Eine Entwicklung, die klar aufzeigt: Nachhaltige Investments sind ein Trend, der sich mit großem Tempo weiter fortsetzen wird. Heute sind nachhaltige Fonds – meist sind hier die Themenbereiche Umwelt, Soziales und eine verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG – Environment Social Governance) subsumiert – fester Bestandteil der Angebotspalette von Assetmanagern, mit unterschiedlichen Schwerpunkten und strategischen Stoßrichtungen. Klare wirtschaftliche RatioSo hat die BayernInvest kürzlich bekanntgegeben, Portfolien bis 2025 in Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu bringen – in Abstimmung mit den jeweiligen Anlagestrategien der Kunden. Darüber hinaus werden auf Kundenwunsch weitere individuelle nachhaltige Investmentlösungen entwickelt.Fakt ist: Die Berücksichtigung von ESG-Aspekten in der Investmentanalyse und den Entscheidungsfindungsprozessen folgt einer klaren wirtschaftlichen Ratio. Denn nachhaltiges Wirtschaften wirkt nicht nur positiv auf Umwelt und Gesellschaft, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf den langfristigen Unternehmenswert. Die Integration von ESG-Kriterien in den Investmentprozess reduziert deshalb nachgewiesenermaßen das Risiko des Portfolios und ist für langfristig orientierte Investoren ein entscheidender Faktor, um eine bessere risikoadjustierte Performance zu erzielen.Im Juni dieses Jahres veröffentlichte die Sachverständigengruppe der Europäischen Kommission für nachhaltige Finanzen als Teil des EU-Aktionsplans ihre Berichte für grüne Anleihen, Klimaindikatoren und Klassifizierungen (Taxonomie). Ziel ist, ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen, was nachhaltig ist und was nicht. Dafür gibt es bislang keine einheitliche Definition. Aus diesem Grund stehen institutionelle Investoren heute weiterhin vor der Herausforderung, ihr eigenes Verständnis von Nachhaltigkeit zu entwickeln und daraus eine nachhaltige Anlagestrategie abzuleiten.Selbst nach einer einheitlichen Definition bleibt weiterhin die Aufgabe, die individuellen Anlageziele, Risikotragfähigkeit sowie Anlagerestriktionen zu berücksichtigen. Eine Aufgabe, für deren Umsetzung institutionelle Investoren in Anbetracht der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten einen kompetenten und erfahrenen Partner benötigen.Der ESG-Investmentprozess startet mit der Festlegung der individuellen Nachhaltigkeitskriterien und der Analyse des Bestandsportfolios des Investors. Darauf aufbauend folgt die Entscheidung über die Anlagestrategie. Investoren steht hier inzwischen eine große Bandbreite zur Verfügung. Die Ansätze wurden in den vergangenen Jahren methodisch verfeinert, und überzeugen heute mit einer differenzierten Abbildung unterschiedlicher Nachhaltigkeitskriterien sowie einem noch stärkeren Fokus auf das Chancen-Risiko-Profil.Seit langem etabliert sind ESG-Strategien auf Basis von Negativlisten, das sind Ausschluss- oder Negativkriterien, die die Nachhaltigkeitsaspekte eines Fonds sicherstellen. Als “Türsteher des Portfolios” filtern sie solche Emittenten heraus, die nicht aufgenommen werden sollen, da sie den Zielen oder Werten des Investors widersprechen.Nachhaltige Anlagestrategien zeichnen sich allerdings im besten Fall dadurch aus, dass sie Ausschlusskriterien mit weiteren ESG-Kriterien intelligent kombinieren. Nur so lässt sich ein umfassendes nachhaltiges Investment mit einem optimierten Chancen-Risiko-Profil realisieren, das neben fundamentalen Daten auch weitere Risiken beziehungsweise Chancen identifiziert. Bekannte StrategienZu den wohl bekanntesten Strategien zählen hier der Best-in-Class- und Best-in-Progress-Ansatz. Während beim Best-in-Class-Ansatz solche Emittenten zum Investment ausgewählt werden, die im Nachhaltigkeitsmanagement bereits ein vergleichsweise hohes Niveau erreicht haben, setzt der Best-in-Progress-Ansatz auf Emittenten, die in den vergangenen Jahren die größten Fortschritte beim Umgang mit den Herausforderungen im gesellschaftlichen Bereich oder des Klimawandels gemacht haben. Fokus setzenSo unterschiedlich die ESG-Vorstellungen von Investoren und deren spezifische regulatorischen Vorgaben sind, so umfangreich ist die Bandbreite möglicher Nachhaltigkeitsfonds. Alle Aspekte von Nachhaltigkeit in einem Fonds umzusetzen, ist schlichtweg nicht möglich. Investoren müssen sich deshalb auf einen oder mehrere Schwerpunkte festlegen. Im Zentrum eines Nachhaltigkeitsfonds können beispielsweise Aktien von Unternehmen stehen, die langfristig die größten Ertragsaussichten erwarten lassen und gleichzeitig bereits heute bei der Umsetzung von ESG-Kriterien führend sind, soll heißen, als ESG-Vorreiter überzeugen.Liegt der Fokus des ESG-Investments dagegen in erster Linie auf dem Klimaschutz, werden Unternehmen ausgewählt, die von einem Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft profitieren und deshalb langfristig gute Wachstumsperspektiven bieten. Ein solcher Fonds charakterisiert sich zum Beispiel als ein Aktienportfolio, das auf Investments in Firmen verzichtet, die klimaschädliche fossile Brennstoffe fördern oder Kohlekraftwerke betreiben. Das Portfolio umfasst Unternehmen, die bereits heute das veränderte Umfeld und das zukünftige Nachfrageverhalten in ihr Geschäftsmodell integriert haben.Hoch im Kurs steht gegenwärtig bei den Investoren auch eine gewünschte SDG-Wirkung (SDG – Sustainable Development Goals). In diesem Fall investiert der Fonds in Unternehmen, deren unternehmerisches Handeln sich positiv auf die Umwelt und die Gesellschaft auswirkt. SDG beschreibt 17 von den Vereinten Nationen definierte Ziele, die die globalen Herausforderungen unserer Zeit adressieren. Es wird ausschließlich in solche Unternehmen investiert, die hierfür einen sichtbaren positiven Beitrag leisten. Alexander Mertz, Sprecher der Geschäftsführung der BayernInvest