Nachhaltigkeit mit Fördermitteln finanzieren

Schonender Umgang mit Ressourcen kommt nicht nur der Natur zugute - Auch Unternehmen profitieren davon, wenn sie ihre Geschäftsmodelle anpassen

Nachhaltigkeit mit Fördermitteln finanzieren

Nicht erst seit der “Fridays for Future”-Bewegung wissen wir: Umwelt- und Klimaschutz haben an Dringlichkeit und Bedeutung gewonnen. Sie betreffen die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft. Die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaft stellt für Unternehmen jedoch eine große Herausforderung dar. Für sie gilt es, neue umwelt- und klimaorientierte Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, energie- und materialschonender zu produzieren oder auch neue Wege des klimaneutralen Transports zu beschreiten. Dadurch tragen sie zum Erhalt und zur Schonung natürlicher Ressourcen bei. Gleichzeitig trägt die Wirtschaft Verantwortung für Millionen von Arbeitsplätzen, soll faire Löhne garantieren und dafür Sorge tragen, dass Umwelt- und Sozialstandards entlang der Lieferketten eingehalten werden.Zugegeben: Es ist eine Kraftanstrengung, aber sie bietet gleichzeitig viele Chancen. Denn die Nachfrage für nachhaltige Produkte nimmt weltweit zu. Verbraucher achten immer stärker darauf, ob ein Unternehmen ressourcenschonend handelt, und machen davon auch ihre Kaufentscheidung abhängig. Wer sich als Unternehmen um Nachhaltigkeit bemüht, kann somit auch mit einem größeren Kundenzulauf rechnen – und einer stärkeren Kundenbindung.Eine aktuelle Umfrage der Unternehmensberatung Accenture unter 6 000 Kunden zeigt: 70 % der Befragten aus Deutschland kaufen heute mehr umweltfreundliche Produkte als noch vor fünf Jahren. 85 % halten es für wichtig oder äußerst wichtig, dass Unternehmen Produkte wiederverwertbar oder recyclingfähig entwickeln. Doch das reicht vielen Endabnehmern häufig noch nicht. Ihre Ansprüche an die Unternehmen steigen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der ressourcenschonenden Produktion bis zur nachhaltigen Lieferung. Dabei sind immer mehr Konsumenten hierzulande bereit, für nachhaltige Produkte höhere Preise zu zahlen.Was also zunächst nach teuren Herausforderungen der Green Economy klingt, wird bei genauerer Betrachtung zum Innovations-, Umsatz- und Gewinntreiber. Wer soziale und ökologische Aspekte in sein Geschäftsmodell integriert, stärkt nicht nur die eigene Wettbewerbsfähigkeit, sondern erschließt sich auch neue Märkte. Das gilt für Konsum- wie Industriegüter.Ohne Investitionen gelingt der Wandel allerdings nicht. Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit umschalten, brauchen dafür Kapital. In Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt die NRW.Bank deshalb das Engagement von Gründern sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen der Green Economy und solchen, die ihren Geschäftsbetrieb auf grün umschalten wollen. Dafür stellt sie Förderdarlehen, Eigenkapitalfinanzierungen und Förderberatung zur Verfügung und arbeitet insbesondere bei der Beratung eng mit unabhängigen Kompetenzzentren wie etwa der Energie-Agentur NRW oder der Effizienz-Agentur NRW zusammen. Die Förderbank für Nordrhein-Westfalen hilft Unternehmen dabei, das volle Spektrum an Fördermöglichkeiten von Bund, Land und EU auszuschöpfen und die passenden Förderprogramme für ihre Nachhaltigkeitsvorhaben zu finden.Ein zentrales Kennzeichen von nachhaltigem Wirtschaften ist der schonende Umgang mit knapper werdenden Ressourcen. Unternehmen begegnen dem Verschwenden von Energie und Rohstoffen, indem sie beispielsweise auf langlebige Maschinen und Anlagen setzen, sie über vorausschauende Wartung instand halten und auf recycling- wie wiederverwendbare Produktionsmaterialien setzen. Erkannt hat das die Seppler Gruppe aus dem ostwestfälischen Rietberg. Sie hat rund 3,7 Mill. Euro in eine neue Produktionsstraße investiert. 2 Mill. Euro davon hat die NRW.Bank über ihren NRW.Bank.Effizienzkredit bereitgestellt. Schonend für den GeldbeutelMit diesem zinsverbilligten Förderprogramm lassen sich Maschinen und Systeme, die zur Energieeinsparung, zur Vermeidung von Abwasser und Abfällen oder zur Verringerung von Rohstoffen beitragen, finanzieren. Für die Seppler Gruppe hat sich das bereits ausgezahlt: Der Spezialist für Feuerverzinkung, Behältertechnik, Gitterroste und Beschichtung konnte dadurch seinen Stromverbrauch deutlich senken, und das, obwohl die Stahl-, Aluminium- und Papierproduktion zu den stromintensivsten Branchen gehört. Das Unternehmen schont damit die Natur, seinen Geldbeutel – und bleibt so auch weiterhin wettbewerbsfähig. Denn internationale Konkurrenten können Energie häufig günstiger als deutsche Produzenten einkaufen.Mit einer nachhaltigen Strategie für Logistik und Transport beschreiten Unternehmen neue, klimaschonendere Wege. Wie das Familienunternehmen Stamos GmbH aus Grevenbroich: Der Handwerksbetrieb für Heizung, Wasser, Luft und Elektrotechnik hat sich als Experte für regenerative Energien und Lösungen für nachhaltige und umweltfreundliche Immobilien etabliert. Konsequenterweise fahren die Handwerker bei ihren Kunden deshalb auch mit zwei Elektrotransportern vor, die mit dem Strom der firmeneigenen Brennstoffzellen betankt werden. Bei der Finanzierung der neuen Firmenfahrzeuge half das Förderdarlehen NRW.Bank.Elektromobilität. Damit werden neben der Anschaffung von E-Fahrzeugen auch Investitionen in die Ladeinfrastruktur oder Batterietechnik sowie Forschungs- und Entwicklungsvorhaben unterstützt.Ein wichtiger Innovationstreiber für die Wende hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist die deutsche Gründerszene. Laut der Studie Start-up-Monitor ordnen mehr als ein Drittel der Start-up-Unternehmen in Deutschland ihr Geschäftsmodell bereits der Green Economy zu. Im Kleinen wie im Großen: Von Brillen aus Holz bis zu gemeinsam genutzten Energieplattformen für Unternehmen hat die neue Generation der umwelt- und sozial- engagierten Gründer bereits zahlreiche Innovationen für das nachhaltige Leben von morgen geliefert. Spezielle Fonds aufgelegtUm innovative Start-ups in der Entwicklungs- oder frühen Startphase sowie junge Unternehmen in Nordrhein-Westfalen gezielt zu unterstützen, hat die NRW.Bank spezielle Fonds aufgelegt. Mit diesen Fonds investiert sie in herausragende Teams mit zukunftsorientierten Konzepten. Davon profitierten auch die Gründer der unu GmbH. Der Spezialanbieter für Roller mit Elektroantrieb konstruierte einen abgasfreien, geräuscharmen Scooter. Weil dessen Bremsenergie zurückgewonnen wird, liegt seine Reichweite bei 50 km. Unu entwickelte ihn gemeinsam mit dem Ingenieursdienstleister PEM Motion, einem Spin-off der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen. Bei der Finanzierung half die NRW.Bank, indem sie Anteile an der GmbH übernahm und dem Unternehmen für die Entwicklung des klimaschonenden Fahrzeugs Wagniskapital zur Verfügung stellte.Nachhaltigkeit und der schonende Umgang mit der Umwelt und den Ressourcen sind kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung für Wohlstand im 21. Jahrhundert. Sie hat den zusätzlichen Effekt, dass sich hoch qualifizierte Mitarbeiter für das Unternehmen interessieren, da ein sorgsamer Umgang mit wertvollen Ressourcen auch für Mitarbeiter immer wichtiger wird. Investitionen in den Klimaschutz zahlen sich folglich auf ganzer Linie aus – für den Verbraucher, für die Umwelt und für die Unternehmen selbst. Gabriela Pantring, Vorstandsmitglied der NRW.Bank