"Nachhaltigkeit wird Standard sein"

Beraterhaus Cofinpro sieht ESG erst am Anfang

"Nachhaltigkeit wird Standard sein"

jsc Frankfurt – Der Durchbruch nachhaltiger Kriterien in der Kapitalanlage steht aus Sicht des Beraterhauses Cofinpro noch bevor: Während zuletzt lediglich 4,5 % der verwalteten Vermögen in Deutschland in ausdrücklich nachhaltigen Produkten investiert waren, wird die Anlagestrategie entlang ökologischer und sozialer Kriterien sowie Aspekten der Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance, kurz ESG) in einem Jahrzehnt in der Kapitalanlage selbstverständlich sein, sagte Cofinpro-Chef Gerald Prior am Mittwoch während einer Präsentation einer Umfrage in Frankfurt. “In zehn Jahren sprechen wir nicht mehr über nachhaltige Geldanlagen. Es wird der Standard sein.”Zumindest in naher Zukunft wird die Branche diesen Punkt nach eigener Erwartung gleichwohl nicht erreichen: Etwa 20 bis 39 % der verwalteten Mittel aus den Töpfen institutioneller Investoren werden in einigen Jahren gemäß nachhaltigen Kriterien gesteuert, 10 bis 19 % werden es im Falle privater Anleger sein, wie die vorherrschenden Erwartungen in der Finanzbranche nahelegen (siehe Grafik). Das Beraterhaus hat gemeinsam mit VÖB-Service, einem Dienstleister des Bankenverbands VÖB, im August 163 Experten aus Banken, Fondsgesellschaften und weiteren finanznahen Firmen befragen lassen. Fünf von sechs Befragten geben an, dass die Bedeutung des Themas in ihrem Haus “stark zugenommen” oder “zugenommen” hat. Nur ein Bruchteil von 4 % erklärt, für ein Unternehmen zu arbeiten, wo nachhaltige Investments keine Rolle spielen. Über die Stärke des Trends sei er nach mehreren Jahrzehnten in der Beratung überrascht, sagte Prior.Die Gefahr einer Blase sieht der Berater nicht. Denn ihr Potenzial habe die nachhaltige Kapitalanlage bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Es brauche noch etwas Zeit, bis alle Felder erschlossen seien. Zugleich werde es weiter Branchen geben, die zwar gemäß üblichen Kriterien nicht als “nachhaltig” anerkannt, aber in absehbarer Zukunft unverzichtbar seien, etwa die Chemieindustrie. “Der Markt wird entscheiden”Eine nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen sei zwar mutmaßlich auch positiv für den geschäftlichen Erfolg, ergänzte Stefan Hirschmann, Mitglied der Geschäftsleitung von VÖB-Service – ob es sich für Investoren zugleich finanziell besonders lohnen könne, entgegen dem Trend in umstrittene Branchen zu investieren, lasse sich jedoch nicht ausschließen. “In der Tat wird es der Markt entscheiden.” – Wertberichtigt Seite 6