Nähe und Kompetenz - Der "neue" Verband der Regionen

Von Mitgliedern für Mitglieder - Lösungsanbieter für immer neue Herausforderungen - Selbständiges Unternehmertum in Genossenschaften ermöglichen

Nähe und Kompetenz - Der "neue" Verband der Regionen

Auf zwei Versammlungen am 26. April in Essen und am 27. April in Mainz haben die Mitglieder des Genossenschaftsverbands und des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbands (RWGV) ein Stück Genossenschaftsgeschichte geschrieben: Mit der Zustimmung zur Fusion entsteht jetzt ein 14 Bundesländer umfassender Verband der Regionen. Nach den Zusammenschlüssen der Zentralbanken und Rechenzentralen steht auch diese Verschmelzung in der Kontinuität der Bündelung der Kräfte zur Steigerung der Leistungsfähigkeit unserer genossenschaftlichen Organisation. Der Blick zurückEin Blick zurück zeigt, welchen Weg unsere Finanzgruppe allein in der jüngsten Vergangenheit gegangen ist: Als rund um die Jahrtausendwende die gemeinsame Strategie “Bündelung der Kräfte” diskutiert und beschlossen wurde, gab es anfangs noch über 2 000 Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese wurden von elf Regionalverbänden betreut, im damaligen Verbund existierten zum Beispiel noch die WGZ Bank, die SGZ-Bank und die GZB-Bank als regionale Zentralbanken. Der Konzentrationsprozess auf der Verbundebene ist folgerichtig – bei heute schon deutlich unter 1 000 Kreditgenossenschaften liegt die Zentrierung kundenferner Funktionen in der Logik einer Zusammenarbeit unter dem gemeinsamen Dach der Finanzgruppe.Skaleneffekte ausschöpfen und der Aufbau von notwendigem Know-how zum Nutzen der Primärstufe lautet die Zielrichtung. So ist es bereits im Geschäftsbericht des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) über das Jahr 2000 zu lesen: “Die genossenschaftliche Bankengruppe muss den Wettbewerb innerhalb des Finanzverbundes abbauen, Doppelarbeiten reduzieren; die Forderungen ,Ein Markt – eine Bank` und ,Ein Leistungsbündel – ein Anbieter` müssen konsequent umgesetzt werden.” Aktiver Partner und BegleiterÄhnlich wie die meisten der genossenschaftlichen Unternehmen ist auch der “neue” Verband in seiner aktuellen Form aus einer Reihe von Fusionen hervorgegangen. Jeder der Vorgänger brachte seine eigenen spezifischen Traditionen, seine historischen Erfolge und Leistungen in die weitere Entwicklung des Ganzen ein. Die Verschmelzungen resultierten jeweils aus der Notwendigkeit, als subsidiärer Partner der Genossenschaften Lösungen für immer neue Herausforderungen anzubieten. Insofern wird auch der “Genossenschaftsverband – Verband der Regionen” die Rolle eines aktiven Partners, Begleiters und Vordenkers einnehmen.Die Mitglieder wollen kostengünstige Leistungen bei hoher Qualität in einem wirtschaftlich stabilen Verband. Dies umso mehr, je stärker gerade unter den Banken die Fusionsdynamik anhält. Durch die Verschmelzung können wir der wachsenden Komplexität durch Spezialisierung und Leistungserweiterung begegnen, ohne die Beiträge zu erhöhen oder von der Substanz zu leben. Das ist der eigentliche Beitrag des fusionierten Verbands für die Mitgliederzufriedenheit und die wirtschaftliche Situation der Primärinstitute: mehr Leistung und Zukunftssicherheit für das gleiche Geld.Mit seinem interdisziplinären Angebot arbeitet der neue Verband dafür, dass selbständiges Unternehmertum in den Genossenschaften vor Ort weiter möglich ist. Die Diversität der Betriebsgrößen spiegelt die Unterschiedlichkeit von Branchen, Marktpotenzialen, Bedarfsprofilen etc. wider. Die Spreizung zwischen Groß und Klein nimmt sogar noch ständig zu, ebenso die Vielfalt der Marktgebiete, Produkte oder Leistungen.Insofern muss ein Genossenschaftsverband für ein immer breiter werdendes Spektrum von Geschäftsmodellen seiner Mitgliedsunternehmen fachliches, branchenspezifisches und -übergreifendes Know-how zur Verfügung stellen. Dies gelingt auch, indem wir unsere Mit-glieder intensiv einbinden, ihre Fachkompetenzen in den unterschiedlichen Gremien bündeln, in Austausch bringen und für Lösungen nutzen. Das wird umso wichtiger, je größer ein Verband ist. Chance auf QuantensprungDie Fusionspartner haben bereits in der Vergangenheit kontinuierlich ihr Leistungsangebot optimiert. Nun haben wir die Chance, einen Quantensprung zu schaffen. Zum Beispiel in der Prüfung. Hier erleben wir eine zunehmende Internationalisierung und Segmentierung der Ansätze. Einerseits haben wir die direkt von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigten Kreditinstitute. Andererseits wird über eine Small Banking Box gesprochen. Dem können wir im fusionierten Verband mit Hilfe von Experten begegnen, die spezielle Fragestellungen beantworten, die dank ihrer Erfahrung detailliert wissen, wo Gestaltungs- und Ermessensspielräume bestehen.Bei den Beratungs- und Bildungsleistungen wird die Digitalisierung eine herausragende Rolle spielen: So ist es für das einzelne Mitglied kaum zu leisten, dem schnellen Wandel in der Social-Media-Welt mit einer zielgruppenadäquaten Kommunikation gerecht zu werden. Woher die Inhalte nehmen, die für die unterschiedlichen Kanäle erforderlich sind? Die Verschmelzung gibt uns die Ressourcen, um das Angebot des Verbands hier deutlich auszuweiten. In der Bildung werden wir auch weiterhin alle erforderlichen Leistungen zur Verfügung stellen können mit Auslastungsraten, die uns ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglichen. Bei der Interessenvertretung stellt Größe ein starkes Kriterium dar, um wahrgenommen und gehört zu werden – sowohl im Verbund als auch in der Politik.Der Verband der Regionen wird ein Verband von Mitgliedern für Mitglieder sein. Sie sind es, die basisdemokratisch seine Entwicklung bestimmen – kontinuierlich und gleichberechtigt. Die Einheit von Bank und Ware, Groß und Klein, von Nord und Süd, von Stadt und Land ist ein wertvolles Gut. Dafür stehen zukünftig auch Regionalversammlungen mit Genossenschaften aller Branchen in einem Bundesland. Sie ermöglichen den übergreifenden Aus-tausch zwischen Fachvereinigungen wie auch den Dialog mit Politik und Gesellschaft. Zwei Teile eines GanzenVerband und Mitglieder sind zwei Teile eines Ganzen. Alles, was der Verband an Dienstleistungen anbietet, muss vom Bedarf der Mitgliedsgenossenschaft ausgehen, von ihr geprägt und individuell auf sie zugeschnitten sein. Wie können wir diesem Anspruch gerecht werden? Vor allem, indem wir weiterhin nah bei unseren Mitgliedern sind, ihre Interessen im Verband bündeln, uns kontinuierlich mit ihnen austauschen und sie spürbar im Unternehmensalltag entlasten. Für diese Mitgliedernähe haben wir jetzt schon eine starke Basis: Wir kennen unsere Genossenschaften aus jahrelanger enger Zusammenarbeit sehr gut – bewährte Betreuungsstrukturen, gewachsene persönliche Beziehungen zu Ansprechpartnern im Verband und dessen Standorte bleiben erhalten. Bei insgesamt mehr als 1 800 Mitarbeitern steht zugleich ein großes Potenzial für Expertise und Innovation zur Verfügung. Grundsätze der AusrichtungPointiert ausgedrückt lässt sich in fünf Grundsätzen ein Fazit zur Ausrichtung des Verbands ziehen:- Evolution ja, Revolution nein- Spezialistentum ja, Tunnelblick nein- Nähe ja, Provinzialismus nein- Rationalität ja, Emotionslosigkeit nein- Partnerschaft ja, Bevormundung neinIm “Verband der Regionen” finden ca. 2 900 Genossenschaften zusammen. Sie stehen für rund 8 Millionen genossenschaftliche Mitglieder. Das zeugt von der Vielfalt und ungebrochenen Vitalität der genossenschaftlichen Idee sowie von einer lebendigen Verknüpfung zwischen Finanz- und Realwirtschaft. Die genossenschaftlichen Unternehmen sind in allen Branchen der mittelständischen Wirtschaft verwurzelt. Mit der Verbindung von Nähe und Kompetenz steht ihr Verband der Regionen dafür ein, dass diese Wurzeln weiter gesunde Pflanzen hervorbringen.—Michael Bockelmann, Verbandspräsident Genossenschaftsverband e.V.—Ralf W. Barkey, Vorstandsvorsitzender Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband e.V.