Naspa dämpft nach Ausnahmejahr die Erwartungen
Naspa dämpft Erwartung nach starkem Jahr
Gewinnsteigerung von fast 40 Prozent bleibt laut Vorstandschef Ausnahme – Kürzungen im Filialnetz abgeschlossen
fir Wiesbaden
Zinswachstum, Wertpapierzuschreibungen und Provisionszuwachs bescheren der Nassauischen Sparkasse für 2023 einen 40-prozentigen Gewinnschub. Aber auch die Kreditrisikovorsorge stockte das Wiesbadener Institut kräftig auf. Ob das auch auf eine Signa-Finanzierung zurückzuführen ist, bleibt unkommentiert.
Nach einem außerordentlich starken Jahr 2023 hat Marcus Nähser, der Vorstandsvorsitzende der Nassauischen Sparkasse (Naspa), die Erwartungen gedämpft. „Wir haben ein besonderes Ergebnis 2023 erzielen können, aber uns ist bewusst, dass es in den nächsten Jahren keinen linearen Fortlauf gibt“, sagte er am Donnerstag in seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Chef der Wiesbadener Sparkasse. Nähser kam von der Kreissparkasse Heilbronn und folgte auf Günter Högner, der in den Ruhestand gegangen war.
Einbruch der Kreditzusagen
Weitere Gewinnzuwächse von fast 40% seien folglich nicht mehr drin, sehr wohl aber Ergebnisse auf dem zuletzt erzielten Niveau. Er gehe davon aus, dass in diesem und im nächsten Jahr Jahresüberschüsse in etwa auf dem Niveau von 2022 zu erreichen seien, also um die 40 Mill. Euro.
Mit Blick auf die Kreditvergabe zeigte er sich hingegen zurückhaltend. Zwar stieg der Bestand im vergangenen Jahr leicht, doch brachen die Kreditzusagen um 40% auf 1,1 Mrd. Euro ein. Und was 2023 nicht zugesagt wurde, finde sich 2024 nicht im Kreditbuch wieder.
„Deswegen sind wir für die Planansätze 2024 sehr verhalten, was die Prognose für das Kreditgeschäft betrifft“, führte Nähser aus. „Wir gehen eher davon aus, dass wir es schaffen – wenn wir hart daran arbeiten –, die Kreditbestände zu halten. Das ist ein sehr ambitionier-
tes Ziel.“
Nassauische Sparkasse | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2023 | 2022 |
Zinsüberschuss | 236,5 | 207,5 |
Provisionsüberschuss | 82,0 | 80,8 |
Verwaltungsaufwand | 202,3 | 202,0 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 125,9 | 86,9 |
Bewertungsergebnis | −33,5 | −29,4 |
Betriebsergebnis nach Bewertung | 92,4 | 57,5 |
Jahresüberschuss | 63,9 | 39,4 |
Kundenkreditvolumen (Mrd.) | 10,38 | 10,36 |
Kundeneinlagen (Mrd.) | 11,79 | 11,46 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 14,7 | 15,4 |
Beschäftigte (31.12.) | 1.591 | 1.557 |
Die Kreditrisikovorsorge hat die Naspa von 1 Mill. Euro 2022 auf 29 Mill. Euro hochgefahren. Ob auch, wie bisweilen in Medienberichten zu lesen war, ein mögliches Engagement über 15,5 Mill. Euro an der pleitegegangenen Signa-Gruppe ein Grund für den Anstieg sein könnte, mochte Nähser nicht sagen. Er könne zu einzelnen Engagements keine Stellung nehmen. „Wir haben alles das, was aus unserer Sicht notwendig ist, mit entsprechender Risikovorsorge versehen“, sagte er. Auch in diesem und im nächsten Jahr sei von höherer Risikovorsorge als in der Vergangenheit auszugehen, wobei sich die Größenordnung auf circa 27 Mill. Euro für die Jahre 2024 und 2025 belaufe.
Zinsanstieg und Zuschreibungen
Die Gewinnsteigerung des vergangenen Jahres verdankt die Naspa, so wie es auch in anderen Instituten zu beobachten ist, zuvorderst dem starken Wachstum des Zinsüberschusses infolge der Zinswende sowie Wertkorrekturen bei im Eigenbestand gehaltenen Wertpapieren. Waren 2022 wegen des rapiden Zinsanstiegs die Kurse in den Keller gerutscht, was zu hohen Wertminderungen in Höhe von 53 Mill. Euro geführt hatte, so verbuchte die Naspa 2023 Zuschreibungen von 19 Mill. Euro. Die Kosten hielt das Institut stabil, der Provisionsüberschuss stieg leicht wegen des gewachsenen Wertpapiergeschäfts.
Mit dem jetzigen Zuschnitt des Filialnetzes zeigte sich Privatkundenvorstand Michael Baumann zufrieden. Nachdem es in den vergangenen Jahren in zwei Stufen gestutzt worden sei, solle es nun bei den 71 mit Mitarbeitern besetzten und 30 SB-Filialen bleiben. „Das ist unser Filialnetz, mit dem wir auch in Zukunft arbeiten werden.“ Das Geschäftsgebiet der Naspa ist vergleichsweise groß. Es erstreckt sich über 4.200 Quadratkilometer und umfasst die Städte Wiesbaden und Frankfurt sowie vier Landkreise in Hessen und zwei in Rheinland-Pfalz.