Versicherer

Naturkatastrophen treffen die Allianz

Trotz einer hohen Belastung durch Naturkatastrophen hat die Allianz in allen Sparten die Erwartung der Analysten geschlagen.

Naturkatastrophen treffen die Allianz

Naturkatastrophen treffen die Allianz

Versicherer peilt im laufenden Jahr trotzdem einen Rekordgewinn an – Zinserhöhungen führen zu mehr Kapitalerträgen – Aktie besser als Dax-Schnitt

Trotz einer hohen Belastung durch Naturkatastrophen bleibt die Allianz auf Kurs zu ihrem Gewinnziel 2023. Der Versicherer übertraf in allen Sparten die Erwartung der Analysten und profitiert von steigenden Kapitalerträgen. Die Aktie beendete den Xetra-Handel mit einem Kursrückgang von 0,1%.

mic München

Die Allianz ist im dritten Quartal so stark von Naturkatastrophen getroffen worden wie seit dem ersten Quartal 2011 nicht mehr. In der Folge sank das operative Ergebnis um 15% auf 3,5 Mrd. Euro. Das erste Halbjahr war jedoch so stark gewesen, dass das Ergebnis auf Neunmonatssicht trotzdem um 4% auf 11,0 Mrd. Euro stieg. „Es gibt eine Menge positiver Neuigkeiten in den Resultaten“, betonte der scheidende Finanzvorstand Giulio Terzariol.

Diese positive Sicht auf das Zahlenwerk teilten die Investoren. Die Aktie beendete den Xetra-Handel mit einem Kursrückgang von nur 0,1% auf 222,00 Euro im stärker sinkenden Dax 40. Zuvor war das Allianz-Papier der Tagessieger gewesen.

Die Kapitalmarktbeobachter hatten die Belastung durch Naturkatastrophen zwar leicht unterschätzt: Sie hatten damit gerechnet, dass die Kosten die Schaden- und Kostenquote um 5,9% erhöhen, wie eine Übersicht der Allianz zeigt. Letztlich landet der Wert sogar bei 7,3% – dieser Prozentsatz der Beitragseinnahmen der Schaden- und Unfallversicherung muss also für Naturkatastrophen ausgegeben werden. Doch schnitten alle drei Sparten des Versicherers und auch die Zentralkosten besser ab als von den Analysten erwartet. Im Schnitt hatten sie einen operativen Gewinn von 3,2 Mrd. Euro prognostiziert. Es wurden 10% mehr erreicht.

Keine Prognose-Anpassung

Damit hat die Allianz nach neun Monaten 77% des Mittelwertes ihres Gewinnziels 2023 schon gesichert. Dies bedeutet: Sie muss nur das Ergebnis des stark belasteten dritten Quartals wiederholen, um in der Mitte der Bandbreite zu landen.

Trotzdem verzichtete der Versicherer darauf, die Prognose offiziell optimistischer zu formulieren. Terzariol wiederholte in der Online-Konferenz für Journalisten lediglich die Aussage anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen, er sei ziemlich optimistisch, dass die Allianz die obere Hälfte der angepeilten 13,2 bis 15,2 Mrd. Euro erreichen werde.

Man sei aber angesichts weiterer Naturkatastrophen im laufenden Quartal vorsichtig und wolle nicht signalisieren, dass der Versicherer auf Jahressicht signifikant in der oberen Hälfte der Bandbreite landen werde, fügte Terzariol hinzu. Zugleich strich er heraus, dass trotzdem wohl das höchstes Ergebnis der Allianz-Geschichte erreicht werde: „Wir sind ziemlich positiv, dass wir auch das Jahr 2023 mit einem Rekordgewinn abschließen werden.“

Moderates Abwicklungsergebnis

Die Naturkatastrophenbelastung von 7,3% der Combined Ratio im Quartal, die Kosten von 1,3 Mrd. Euro entspricht, ist nicht auf wenige Großereignisse zurückzuführen. Terzariol erklärte, es habe eine Vielzahl mittelgroßer Ereignisse wie beispielsweise Stürme gegeben. Deutschland wurde von der hohen Frequenz von Ereignissen besonders getroffen, dort stieg die Schaden- und Kostenquote um 16,3 Prozentpunkte auf 104,4%. Ohne diesen Effekt wäre sie um 1,5 Punkte gesunken.  

Terzariol sagte, in der jüngeren Vergangenheit habe die Allianz mit einer durchschnittlichen Naturkatastrophen-Belastung von 2,5 Prozentpunkten der Schaden-Kosten-Quote gerechnet. Nun liege man seit 2022 bei rund 3 Punkten. „Dies könnte ein Niveau sein, das man in Betracht ziehen muss“, erklärte der Vorstand.

Die Allianz verzichtete darauf, das Ergebnis in der Schaden- und Unfallversicherung durch ein stark hochgezogenes Abwicklungsergebnis zu stützen. Es verharrte mit 4,3% der Beiträge auf dem Niveau des Vorjahres, obwohl stattliche Inflations-Reserven angelegt worden waren. Auf Neunmonatssicht liegt das Abwicklungsergebnis mit 2,9% auf dem Niveau, das die Allianz normalerweise erwartet. Dies sind 3%.

Wiederanlagerendite steigt

Dafür profitiert die Allianz von mehr Kapitalerträgen in der Sachversicherung. Die Wiederanlagerendite beträgt 4,7% nach 3,1% im Gesamtjahr 2022 und 1,4% im Jahr zuvor. Die Allianz lege in der Sparte jedes Jahr 20 Mrd. Euro neu an, sagte Terzariol: „Wir erhalten signifikant höhere Kapitalerträge.“

Im dritten Quartal erhöhte die Allianz ihren Umsatz, bereinigt um Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte, um 9,3% auf 36,5 Mrd. Euro. Dies sei eine Beschleunigung im Vergleich zu den ersten sechs Monaten (6,4%), betonte Terzariol. Die Sachversicherung legte um 10,8% zu, fast gleichgewichtig getrieben von Preiserhöhungen und mehr Absatz. Die Lebensversicherer erhöhten ihren Umsatz um 8,1%.

Die Lebensversicherung meldet ein leicht auf 1,3 Mrd. Euro gesunkenes Ergebnis im dritten Quartal. Im Segment Assetmanagement sanken die operativen Erträge um 2,7% auf 2,0 Mrd. Euro bei einem unveränderten operativen Ergebnis von 788 Mill. Euro. Das dritte Quartal in Folge habe die Sparte positive Nettomittelzuflüsse erhalten, betonte Terzariol. Es seien 10 Mrd. Euro verbucht worden.

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