Großbritannien

Natwest will wieder Dividenden ausschütten

Die Natwest Group, die ehemalige Royal Bank of Scotland, hat das Corona-Jahr mit einem blauen Auge überstanden. Der größte Kreditgeber für Firmenkunden auf der britischen Insel verzeichnete einen Vorsteuerverlust von 351 Mill. Pfund, wie er am Freitag bekanntgab.

Natwest will wieder Dividenden ausschütten

bet London

Die Natwest Group, die ehemalige Royal Bank of Scotland, hat das Corona-Jahr mit einem blauen Auge überstanden. Der größte Kreditgeber für Firmenkunden auf der britischen Insel verzeichnete einen Vorsteuerverlust von 351 Mill. Pfund, wie er am Freitag bekanntgab. Der Einbruch der Erträge um rund ein Viertel war zwar wenig erfreulich. Doch optimistisch stimmte, dass das Institut mit 3,2 Mrd. Pfund weniger für faule Kredite zurückstellen musste als erwartet. Auch wenn der Ausblick sehr unsicher sei, gab Bankchefin Alison Rose als neues Ziel die Rückkehr zu einer Eigenkapitalrendite von 9 bis 10% bis zum Jahr 2023 vor.

Außerdem will Natwest bereits wieder eine Dividende von 3 Pence je Aktie zahlen. Die Bank of England hatte Dividenden im vergangenen Jahr untersagt, lässt sie nun aber wieder unter Auflagen zu. Der Ausschüttungstopf soll bis 2023 von nun 364 Mill. Pfund auf mindestens 800 Mill. Pfund zulegen. Zunächst wird davon am meisten der britische Staat profitieren, der infolge der Rettungsaktion während der Finanzkrise noch immer 62% der Anteile hält.

Ein Grund für die optimistische Dividendenpolitik ist der freundliche Trend der zweiten Jahreshälfte. Wie bereits im Vorquartal gelang es dem Institut, von Oktober bis Dezember schwarze Zahlen zu schreiben. Während die meisten Analysten mit einem Verlust gerechnet hatten, wies das Institut im Schlussquartal einen Vorsteuergewinn von 64 Mill. Pfund aus. Klammert man den Effekt der deutlich geringeren Rückstellungen für Kreditausfälle aus, fiel das Ergebnis nach Einschätzung der Analysten von Barclays zwar nur gemischt aus, doch die mittelfristigen Ziele seien ambitionierter als gedacht. Zudem eröffnet die hohe Kernkapitalquote von mehr als 18 % einen gewissen Spielraum für Ausschüttungen. Bis 2023 soll die Quote auf 13 bis 14% sinken.

Ulster Bank wird abgewickelt

Die seit gut einem Jahr amtierende Rose will das Geldhaus konsequent zu einem auf die britische Heimat fokussierten Kreditinstitut schrumpfen und von seiner unrühmlichen Rolle in der Finanzkrise entkoppeln. Nach der Aufgabe des Namens Royal Bank of Scotland im vergangenen Sommer will sich das Institut nun durch die Veräußerung der Assets seiner dortigen Tochter Ulster Bank schrittweise aus der Republik Irland zurückziehen. Das seit mehr als 150 Jahren bestehende Institut hatte nicht nur erheblich zu den Problemen in der irischen Immobilienkrise beigetragen, sondern hatte sich auch nach der Krise enttäuschend entwickelt. Da die Sparte in ihren Augen absehbar nicht in der Lage sein wird, verlässlich Gewinne zu erwirtschaften, verhandelt Natwest bereits mit Konkurrenten wie Allied Irish Banks und Permanent TSB über den Verkauf von Geschäftsteilen. Der irische Finanzminister Paschal Donohoe sprach angesichts der anstehenden Abwicklung von Irlands drittgrößter Bank von einem traurigen Tag und einem Verlust für die Finanzbranche.

Infolge des Schrumpfkurses konnte Natwest im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Barclays 2020 keinen großen Gewinn aus dem Investment Banking ziehen. Zwar profitierte auch ihre Handelssparte von den volatilen Märkten, doch ihre Vermögenswerte wurden erheblich verkleinert. Sich an einem klaren Daseinszweck auszurichten, sei nicht nur richtig, sondern eine kommerzielle Notwendigkeit, kommentierte Rose.

Natwest Group
Konzernzahlen nach IFRS
12 Monate
in Mill. Pfund20202019
Erträge gesamt10 79614 253
Operative Kosten7 9059 325
Wertberichtigungen3 242696
Vorsteuerergebnis− 3514 232
Nettoergebnis− 7533 133
Eigenkapitalrendite * (%)− 2,49,4
Cost-Income-Ratio (%)72,965,1
Leverage Ratio (%)6,45,8
Bilanzsumme (Mrd.)800723
*) Return on Tangible Equity (RoTE)Börsen-Zeitung