Die Eigenkapitalstärkung ist nur eine Frage des Wie
Im Gespräch: Michael Kiesewetter
NBank steuert auf Eigenkapitalstärkung zu
Wohnraumförderfonds Niedersachsen als Sacheinlage im Gespräch – Anteil von Kreditgeschäft an Fördervolumen nimmt zu
Die NBank soll in Niedersachsen zu einer vollen Förderbank werden und künftig deutlich mehr Kredit- als Zuschussgeschäft betreiben. Voraussetzung ist eine Aufstockung des Eigenkapitals. Ein Beschluss soll noch vor der Sommerpause fallen. Vorstellungen, wie die Bank gestärkt werden kann, sind inzwischen weit gediehen.
Von Carsten Steevens, Hamburg
Die NBank steuert zur Stärkung ihres Eigenkapitals auf eine Sacheinlage des Landes Niedersachsen zu. Im Gespräch ist die Einbringung des Wohnraum- und Wohnquartierförderfonds Niedersachsen in die Förderbank, die nach den Plänen der rot-grünen Landesregierung mit Blick auf den erwarteten hohen Bedarf an öffentlichen Investitionen sowie geringere finanzielle Möglichkeiten für staatliche Zuschüsse in den kommenden Jahren ihr Darlehensgeschäft ausweiten soll.
Entscheidung steht aus
Eine politische Entscheidung steht noch aus. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen der NBank im März die Hoffnung geäußert, bei der Aufwertung des Förderinstituts „in Kürze“ Nägel mit Köpfen zu machen. Im Raum steht ein Beschluss vor der Sommerpause.
Bei dem Wohnraumförderfonds, den die NBank treuhänderisch verwaltet, handelt es sich um ein Sondervermögen, das zur Finanzierung der sozialen Wohnraumförderung des Landes Niedersachsen dient. Er wolle der formalen Beschlussfassung der Landesregierung nicht vorgreifen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Wohnraumförderfonds als Sacheinlage in die Bank eingebracht wird, werde „immer größer“, sagte Vorstandschef Michael Kiesewetter am Mittwoch anlässlich der Vorlage von Zahlen zum Geschäftsjahr 2023 im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Nur Frage des Wie
Zuvor hatte Wirtschaftsstaatssekretär und NBank-Verwaltungsratschef Frank Doods Teilnehmern zufolge in einer Pressekonferenz gesagt, die Eigenkapitalstärkung des Förderinstituts sei „keine Frage des Ob, sondern des Wie“.
Er unterstrich, dass eine mögliche Einbringung des Wirtschaftsförderfonds in die NBank nicht mit Abstrichen bei der Wohnraumförderung in Niedersachsen einhergehen werde. Im Zuge einer gestiegenen Nachfrage nach Darlehen für Wohnraum erhöhten sich die Neuzusagen der Förderbank in der Wohnraumförderung 2023 um 100 Mill. auf den neuen Höchstwert von 454 Mill. Euro.
Für die „technische Einbringung“ der Sacheinlage rechnet man bei der NBank „mit einem guten Jahr“. Den Umfang der geplanten Eigenkapitalstärkung ließen Doods und Kiesewetter offen. Es gehe um eine „signifikante“ Zahl, so der NBank-Chef. Die Bank, die mit einer Bilanzsumme von 5,5 Mrd. Euro gemessen an der Wirtschaftsleistung ihres Bundeslandes das kleinste Landesförderinstitut in Deutschland ist, könnte mit der Ausweitung ihres Kreditgeschäfts deutlich zulegen. Schrittweise und organisch, so Kiesewetter. Niedersachsen verdiene eine Förderbank mit einer Bilanzsumme im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich.
Zum künftigen Verhältnis des Darlehensgeschäfts zum Zuschussgeschäft der Bank wollte sich der Vorstandschef nicht konkret äußern. Die Relation könnte sich komplett drehen: Ein Verhältnis von zwei Dritteln Darlehens- und einem Drittel Zuschussgeschäft sei „eine eher konservative Schätzung“. Im vergangenen Jahr stieg das Volumen der bewilligten Kredite auf rund 771 (i.V. 597) Mill. Euro und machte damit 55% der ausgereichten Fördermittel aus. Diese sanken zwar von 1,55 Mrd. Euro im Jahr 2022 (mit Coronahilfen: 3,5 Mrd. Euro) leicht auf 1,42 Mrd. Euro, lagen aber höher als vor der Coronakrise.
Kapitalmarkt im Blick
2024 dürfte es nicht weniger werden, fügte Kiesewetter hinzu und verwies auf eine weiterhin hohe Nachfrage nach sozialer Wohnraumförderung und nach kommunalen Infrastrukturkrediten. Zur Refinanzierung werde die NBank langfristig stärker den Kapitalmarkt nutzen, auch über Inhaberschuldverschreibungen.