Neben den Boni verblasst der Gewinn
Von Bernd Neubacher, Frankfurt
Die Deutsche Bank gönnt ihren Beschäftigten nach der Rückkehr in die schwarzen Zahlen im vergangenen Jahr deutlich höhere Boni. Wie dem am Freitag publizierten Geschäftsbericht zu entnehmen ist, erhöht sich die variable Vergütung um 29% auf 1,86 Mrd. Euro. Das entspricht rund dem Dreifachen des Nettogewinns und dem gut 14-Fachen des Ergebnisses nach Minderheitsanteilen. Wie in den vergangenen Tagen ruchbar geworden war, hatte die Bank zunächst noch etwas höhere Bonuszahlungen angepeilt, sich auf Drängen der europäischen Bankenaufsicht aber beschränkt. So kürzte die Bank den sogenannten Erreichungsgrad der Gruppenkomponente für die Beschäftigten um 2,5 Prozentpunkte auf 72,5%.
Nach fünf Jahren roter Zahlen und einem Nachsteuerverlust von 5,3 Mrd. Euro 2019 hat Deutschlands größtes Kreditinstitut 2020 netto 624 Mill. Euro verdient. Im Zuge der Ergebniswende hat sich die Zahl der Einkommensmillionäre im Konzern 2020 um 17% auf 684 erhöht.
Dem Vernehmen nach haben auch Abfindungen im Zuge des Konzernumbaus die Zahl der sogenannten High Earner getrieben. Sieben Beschäftigte, unter ihnen Konzernchef Christian Sewing, sind dabei in Regionen von Jahresentgelten zwischen jeweils 7 Mill. und 10 Mill. Euro vorgestoßen. Eine der unterhalb des Vorstands angesiedelten Personen kassierte dabei zwischen 9 Mill. und 10 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr hatte kein Angestellter in diesen Regionen gelegen. Allerdings hatte die Bank in einem Fall zwischen 13 Mill. und 14 Mill. Euro gezahlt.
Vorstand verdient besser
Die Bezüge von Konzernchef Sewing haben sich im vergangenen Jahr von rund 5 Mill. Euro auf 7,4 Mill. Euro erhöht. Die meisten anderen Vorstandsmitglieder verdienten, sofern sie schon seit Anfang 2020 an Bord sind, jeweils rund 5 Mill. Euro, gut ein Fünftel mehr als im Jahr davor.
Insgesamt zog die Vergütung des Führungsgremiums 2020 um 14 Mill. auf rund 50 Mill. Euro an, von welchen 22,4 Mill. auf fixe Bestandteile entfallen (siehe Tabelle). Den Grad der Zielerreichung des Vorstands beziffert die Bank mit Blick auf die individuelle Komponente kurzfristiger Leistungsanreize dabei auf 10 bis 175%. Im Falle der einheitlich berechneten langfristigen Anreize sind es nur 54%. Sie werden anhand der Kursentwicklung, des organischen Kapitalwachstums sowie der Stärkung des Kontrollumfelds berechnet. Nach dem Appell der Europäischen Zentralbank, sich angesichts der Corona-Pandemie mit Bonuszahlungen zurückzuhalten, haben die Führungsriege sowie Aufsichtsratschef Paul Achleitner nach Darstellung der Bank auf einen Monat ihrer Vergütung bzw. auf 4,6 Mill. Euro verzichtet.
Kräftig eingedampft
Wie aus dem über 500 Seiten starken Geschäftsbericht ferner hervorgeht, hat die Bank vor allem ihr Volumen an börsengehandelten Derivaten 2020 kräftig eingedampft. Während der Brutto-Nominalwert der außerbörslichen Derivate um knapp 600 Mrd. Euro auf 31,2 Bill. Euro sank, schnurrte das börsengehandelte Volumen um gut 80% zusammen, und zwar nominal von brutto 5,5 Bill. auf rund 1,1 Bill. Euro. Zugleich hat sich der negative Nettomarktwert gleichwohl von 389 Mill. auf 626 Mill. Euro erhöht.
Im Jahr der Covid-19-Pandemie ist das Institut im gewerblichen Immobiliengeschäft auf die Bremse getreten. Vor allem auf einen „geringeren Kreditbestand der Investmentbank“ in diesem Finanzierungssegment führt die Bank es zurück, dass sich ihr ökonomischer Kapitalbedarf für das Marktrisiko aus Handelspositionen gegenüber 2019 um 1,4 Mrd. auf 2,2 Mrd. Euro reduzierte. Dahinter stehe eine Fokussierung auf Assets von hoher Qualität, auf eine gute Besicherung und hinreichende Diversifikation, heißt es in der Bank.
In ihrem Ausblick prognostiziert sie für das laufende Jahr „geringfügig niedrigere“ Erträge, da sich Branchenvolumina und Volatilität in der Investmentbank nach einem 2020 verzeichneten Hoch wieder normalisieren dürften. Analysten hegen dieselbe Erwartung und sagen im Konsens fürs laufende Jahr Erträge von 22,92 Mrd. Euro voraus nach rund 24 Mrd. im vergangenen Jahr.
Niedrigere Kapitalvorgabe
Nachdem die europäische Bankenaufsicht angesichts der Pandemie im März 2020 Erleichterungen der EU-Eigenkapitalrichtlinie CRDV vorgezogen hat, sank die individuelle Vorgabe der Aufsicht für die harte Kernkapitalquote der Deutschen Bank von 11,58% auf 10,42%. Hinzu kommt eine nicht publizierte Kapitalempfehlung, auf die Banken in der Krise aber zugreifen sollen.
Was die Deutsche Bank ihrem Vorstand zahlt | ||
in Mill. Euro | ||
Gesamtvergütung | ||
Name | 2020 | 2019 |
Christian Sewing | 7,368 | 5,032 |
Karl von Rohr | 5,883 | 4,397 |
Fabrizio Campelli1 | 5,179 | 0,6 |
Frank Kuhnke | 4,760 | 3,797 |
Bernd Leukert2 | 4,909 | – |
Stuart Lewis | 4,979 | 3,798 |
James von Moltke | 5,262 | 3,798 |
Alexander von zur Mühlen3 | 2,058 | – |
Christiana Riley2 | 4,773 | – |
Stefan Simon3 | 2,124 | – |
Werner Steinmüller4 | 2,724 | 3,797 |
Sylvie Matherat4 | – | 2,588 |
Garth Ritchie4 | – | 4,968 |
Frank Strauß4 | – | 3,19 |
Insgesamt | 50,02 | 35,994 |
1) im Vorstand seit November 2019; 2) im Vorstand seit Januar 2020; 3) im Vorstand seit August 2020;4) Mitglied bis Juli 2019 Börsen-Zeitung |