Im GesprächNickel-Vorstandsvorsitzender Thomas Courtois und Deutschland-Chefin Dagmar Gaede

Neobank Nickel zieht ein Jahr nach dem Deutschland-Start Bilanz

Das Management der Neobank Nickel zeigt sich ein Jahr nach dem Start in Deutschland optimistisch, die eigenen Ziele erreichen zu können. Die BNP-Tochter bietet in ihrem Heimatmarkt Frankreich inzwischen auch andere Finanzdienstleistungen an.

Neobank Nickel zieht ein Jahr nach dem Deutschland-Start Bilanz

Im Gespräch: Dagmar Gaede und Thomas Courtois

Nickel peilt 600.000 Kunden in Deutschland bis 2028 an

Deutschland-Chefin und Vorstandsvorsitzender der französischen Neobank
ziehen ein Jahr nach dem Deutschland-Start Bilanz

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Das Management der Neobank Nickel zeigt sich ein Jahr nach dem Start in Deutschland optimistisch, die eigenen Ziele erreichen zu können. So will die BNP-Tochter hierzulande 600.000 Kunden bis 2028 gewinnen. In ihrem Heimatmarkt Frankreich hat sie das Angebot der Finanzdienstleistungen auch auf Kleinkredite ausgeweitet.

Die französische Direktbank Nickel sieht sich ein Jahr nach ihrem Start in Deutschland auf gutem Wege, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. „So weit gestaltet sich die Reise erfolgreich“, sagt Deutschland-Chefin Dagmar Gaede im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Angaben, wie viele Kunden Nickel in der Bundesrepublik inzwischen gewonnen hat, macht die BNP-Tochter zwar nicht. „Aber wir bestätigen unser Ziel, in Deutschland innerhalb von fünf Jahren auf 600.000 Kunden kommen zu wollen“, erklärt Nickel-Chef Thomas Courtois.

„In Frankreich werden wir vor Ende des Jahres 4 Millionen Kunden haben“, sagt er. „In Spanien sind es bereits mehr als 200.000. Damit sind wir unseren eigenen strategischen Zielen voraus.“ In Europa hat die 2014 gegründete und 2017 von BNP übernommene Neobank bereits mehr als 4 Millionen Kunden. Bis 2025 sollen es 5,5 Millionen werden. Dabei will Nickel nach eigenen Angaben das führende Netz für Girokonten in Europa aufbauen. Im letzten Quartal sind im Vergleich zum Vorjahreszeitraum europaweit 13,7% dazugekommen.

Expansion in Europa

Die Direktbank hatte 2021 erst nach Spanien, 2022 dann nach Belgien und Portugal expandiert. Ursprünglich richtete sie sich vor allem an Verbraucher, für die es schwierig ist, ein Konto bei einer klassischen Bank zu eröffnen, etwa weil sie die notwendigen, oft sehr zahlreichen Formalitäten nicht erfüllen können oder weil sie aus dem Ausland stammen und nicht über die notwendigen Nachweise verfügen. Nickel arbeitet deshalb mit populären Vertriebspartnern zusammen, damit Kunden einfach und ohne viel Aufwand ihr Konto eröffnen können. 

Ausbau des Netzwerks in Deutschland

In Deutschland ist die Neobank eine Partnerschaft mit der Ilo-Profit GmbH für deren Lotto-Annahmestellen eingegangen. War sie vor einem Jahr mit zunächst 110 Annahmestellen in 15 Bundesländern an den Start gegangen, so verfügt sie inzwischen über mehr als 300 in allen Bundesländern. „Am stärksten sind wir in Nordrhein-Westfalen vertreten, gefolgt von Berlin und Bayern“, sagt Gaede, die im Sommer von der Nexi Group zu Nickel gewechselt ist. „Unsere Priorität ist jetzt, das Netzwerk in allen Bundesländern weiter auszubauen und zu verdichten und gleichzeitig die Kundenbasis zu vergrößern.“ Ziel ist, innerhalb der ersten fünf Jahre in Deutschland auf 5.000 Vertriebsstellen zu kommen. Weitere Partner, etwa Bäckereien, könnten hinzukommen, meint Gaede. 

Nickel-Chef Thomas Courtois erreicht nach eigenen Worten die strategischen Ziele der Neobank schneller als gedacht. Foto: Nickel

In Frankreich arbeitet Nickel mit Tabakhändlern zusammen. Sie sind auch mit 5% am Kapital der BNP-Tochter beteiligt. In Spanien können die Konten bei Tabakhändlern und Lotto-Annahmestellen eröffnet werden, in Belgien bei Buch- und Zeitungshändlern. In Portugal wiederum wird das Nickel-Konto über verschiedene Nachbarschaftsläden vertrieben. „Im Moment haben wir keine Pläne, in andere Länder zu expandieren“, erklärt Nickel-Chef Courtois. Da Nickel in Frankreich profitabel sei, könne sich die Bank erlauben, sich in Belgien, Deutschland, Portugal und Spanien weiterzuentwickeln.

„In Deutschland benutzen die Leute mehr Bargeld als in Frankreich“, sagt Courtois. „Außerdem nutzen unsere deutschen Kunden das Konto intensiver als Kunden in anderen Ländern.“ Es gibt weitere Besonderheiten. „Der Bankmarkt ist noch relativ traditionell. Viele Verbraucher eröffnen mit 18 Jahren ein Konto bei einer Bank und bleiben dann dabei“, meint Deutschlandchefin Gaede. „In Spanien dagegen eröffnen viele Konsumenten digitale Konten. Überhaupt ist die digitale Mobilität in Spanien sehr hoch.“ Auch sei dort die Neobanken-Landschaft weiter entwickelt.

Besonderheiten des deutschen Marktes

In Deutschland nutze mehr als die Hälfte der Kunden von Nickel das Konto als Hauptkonto, „im Gegensatz zu anderen Neobanken“, so Gaede. „Außerdem ist ihr durchschnittliches Einkommen höher als das, was wir in anderen Ländern sehen.“ Mehr als die Hälfte der Kunden seien Deutsche, die restlichen Bürger hätten einen internationalen Pass, darunter digitale Nomaden, aber auch Migranten. „Wir sind das Konto für alle“, sagt Gaede. 

Produktpalette ausgeweitet

Im französischen Heimatmarkt bietet Nickel inzwischen auch weitere Finanzdienstleistungen in Zusammenarbeit mit anderen BNP-Einheiten an. So können Kunden seit Jahresbeginn kleine Kredite über 100 bis 1.000 Euro bei Floa Bank abschließen und eine Hausratsversicherung, die Nickel in Zusammenarbeit mit Lemonaid und Cardiff anbietet. „Wir überlegen, in Frankreich Anfang 2025 auch ein Sparprodukt zu lancieren“, erklärt Courtois. In Spanien entwickele Nickel jetzt auch solche Zusatzangebote. In Deutschland dagegen erstmal nicht, meint der CEO. „Bevor wir das machen, wollen wir unsere Kundenbasis weiter ausbauen.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.