Neuausrichtung drückt Warburg-Bank in Verlustzone
Geopolitische Unsicherheiten insbesondere infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, die zu Kursrückgängen und verminderten Kapitalmarktaktivitäten führten, sowie ihre Neuausrichtung nach Verwicklungen in den Cum-ex-Skandal haben die Hamburger Privatbank M.M. Warburg & CO 2022 rote Zahlen schreiben lassen. Wie das Institut mitteilte, wurde ein Verlust von −34,6 (i.V. +1) Mill. Euro verbucht. Geplant war ursprünglich ein leicht positives Ergebnis. Für 2023 hat das Institut auch in Erwartung eines geringeren Ausmaßes an Sondereffekten ein ausgeglichenes Ergebnis in Aussicht gestellt.
„2024 wollen wir im deutlichen Plus abschließen“, kündigte Stephan Schrameier an, seit Februar 2022 im Vorstand für die Marktbereiche zuständig. Gemäß der im vergangenen September verabschiedeten „Strategie 2024“ will die Bank Ende nächsten Jahres eine Aufwand-Ertrags-Quote von 80% und eine Eigenkapitalrendite von 8% erreichen. Für den vergangenen Turnus werden 105,2 (i.V. 106,3)% bzw. −13,3 (0,02)% angegeben. Planungsziele hatten eine Aufwandsquote von weniger als 85% bzw. eine Eigenkapitalrendite von 7,0% vorgesehen.
Neuausrichtung drückt Warburg-Bank in die Verlustzone
Institut verkauft Beteiligungen, schließt Standorte und baut Stellen ab – Vorstand erwartet 2024 deutliches Plus bei Ergebnis
ste Hamburg
Die Bank begründet den 2022 entstandenen Verlust mit dem angespannten Wirtschaftsklima, das sich als besonders herausfordernd erwiesen und vor allem auf die Provisionserträge negativ ausgewirkt habe. Diese Entwicklungen seien nicht absehbar gewesen. Ferner hätten sich weitere Belastungen im Zusammenhang mit der Neuausrichtung und den damit verbundenen Restrukturierungsmaßnahmen ergeben. Das Ergebnis sei „sicherlich nicht zufriedenstellend“, sagte Markus Bolder, seit Juli 2022 für die Marktfolgebereiche der Bank verantwortlich. Man habe sich aber „bewusst dafür entschieden, alle Belastungen, die im Zuge der Strategieanpassung entstehen, in das vergangene Geschäftsjahr zu legen“. So könne sich die Bank 2023 „voll auf den Transformationsprozess konzentrieren“.
Geschäftsbereinigung
Im Zusammenhang mit ihrer neuen Strategie haben die Hamburger ihre Kerngeschäftsfelder von vier auf drei reduziert. Private Banking, Assetmanagement sowie Corporate- und Investment Banking sollen künftig deutlich enger zusammenarbeiten. Ferner verabschiedet sich die Bank von Geschäften und Beteiligungen, die nicht im Einklang mit der Neuausrichtung stehen. Dazu zählen die 60-Prozent-Beteiligung an der Warburg Hypothekenbank, deren Verkauf an die zum genossenschaftlichen Finanzverbund gehörende Münchener Hypothekenbank per 1. Juni abgeschlossen wurde, die Warburg Invest in Hannover, deren Verkauf an den Assetmanager Bantleon im Januar beschlossen wurde, sowie der Anteilsverkauf an W&Z Fintech per Jahresanfang. An einigen zwischenzeitlich veräußerten Beteiligungen habe man, so Vorstand Schrameier, Wertberichtigungen vornehmen müssen, die das Geschäftsergebnis belastet hätten.
Weiter hieß es, im Private Banking würden Verwaltungstätigkeiten zentralisiert. In Osnabrück und Braunschweig seien zwei der landesweit bislang zehn Geschäftsstellen geschlossen worden oder stünden vor der Schließung. Kosten will die Warburg Bank auch über Personalabbau reduzieren. Im Rahmen eines Freiwilligenprogramms würden etwa 50 Stellen gestrichen – verbunden mit Rückstellungen, die das Ergebnis zusätzlich belasteten. Ende 2022 lag die Beschäftigtenzahl bei 688 – zehn Personen weniger als vor Jahresfrist.
Abschreibungen nahm das Institut auch aufgrund eines Kernbanksystemwechsels vor. Den ursprünglichen Plan, Anpassungen am bestehenden System vorzunehmen, habe man verworfen. Vorstand Bolder kündigte an, voraussichtlich bis 2026 ein neues Kernbanksystem zu etablieren. Das Jahresergebnis der Bank wurde ferner durch Rückstellungen für mögliche Schäden im Zusammenhang mit einem 2012 aufgelegten und inzwischen aufgelösten Spezialfonds, für den die Bank als Verwahrstelle fungierte, belastet.