Führungskrise

Neue Aufsichtsräte für Commerz­bank

In Rekordzeit ist es dem Großaktionär Bund gelungen, fünf Kandidaten für den Aufsichtsrat der Commerzbank zu finden. Vorangegangen war ein Streit über die Nachfolge des ausgeschiedenen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter.

Neue Aufsichtsräte für Commerz­bank

lee Frankfurt

Nach dem Eklat im Aufsichtsrat formiert sich der Aufsichtsrat der Commerzbank neu. Wie das Institut am Gründonnerstag mitteilte, sind die Rechtsanwältin Daniela Mattheus, die frühere Telekom-Managerin Caroline Seifert sowie Frank Westhoff, ehemals Vorstandsmitglied bei der DZBank, für das Gremium nominiert. Sie werden sich gemeinsam mit dem als neuer Aufsichtsratschef vorgesehenen Helmut Gottschalk auf der Hauptversammlung zur Wahl stellen, die nun am 18. Mai stattfinden soll.

Wie am Gründonnerstag in Finanzkreisen zu erfahren war, ist mit dem früheren Allianz-Manager Burkhard Keese ein weiterer Kan­didat gefunden. Aufgrund seiner vertraglichen Verpflichtung als Finanzchef des britischen Versicherers Lloyds konnte diese Personalie zunächst nicht veröffentlicht werden.

Nachdem ein Streit über die Nachfolge des aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig zurückgetretenen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter entbrannt war, mussten auf die Schnelle vier neue Kandidaten gefunden werden. Sie sollen Andreas Schmitz, Victoria Ossadnik, Rainer Hillebrand und Tobias Guldimann ersetzen, die das Gremium im Streit über die Nachfolge des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Vorsitzenden Hans-Jörg Vetter verlassen wollen, beziehungsweise im Fall des für das Amt ursprünglich vorgesehenen früheren HSBC-Deutschlandchefs Andreas Schmitz bereits haben.

Ursprünglich hatte Schmitz die Nachfolge antreten wollen. Nachdem Jutta Dönges, Chefin der Finanzagentur und Vertreterin des mit knapp 16% an der Commerzbank beteiligten Bundes, im Kreise der für die Wahl des Aufsichtsratschefs zuständigen Kapitalseite wegen laufenden Ermittlungen in einem Cum-ex-Verfahren Zweifel an seiner Kandidatur geäußert hatte, stellte er die Vertrauensfrage, die er verlor, obwohl er darauf bestanden hatte, mitzustimmen.

Persönlich genommen

Dies wertete offenbar nicht nur Schmitz als Gesichtsverlust. Auch Ossadnik, Hillebrand und Guldimann hätten daraufhin ihren Rückzug angekündigt, bestätigten Insider einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. So habe Ossadnik, die im Dezember in den Eon-Vorstand aufgerückt ist, sich bei der Abstimmung zwar enthalten müssen. Da Schmitz Aufsichtsratsmitglied des Düsseldorfer Energiekonzerns ist, habe ein Interessenkonflikt vorgelegen. Zuvor habe sie sich jedoch gemeinsam mit dem früheren Chef des Otto-Versands Hillebrand mit Verve für Schmitz eingesetzt und die Niederlage daher persönlich genommen. Beim Rücktritt des früheren Credit-Suisse-Managers Guldimann, der ebenfalls für Schmitz votiert haben soll, habe möglicherweise auch Enttäuschung darüber mitgespielt, im vergangenen Sommer bei der Suche nach einem Nachfolger für den damaligen Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann übergangen worden zu sein.