NOTIERT IN FRANKFURT

Neue Geheimdokumente und großer Karneval in Köln

Liebe Leserinnen und Leser, kurz vor dem Wochenende werden uns soeben Dokumente eines befreundeten westlichen Geheimdienstes zugespielt, deren brisanten Inhalt wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich um Niederschriften diskret...

Neue Geheimdokumente und großer Karneval in Köln

Liebe Leserinnen und Leser, kurz vor dem Wochenende werden uns soeben Dokumente eines befreundeten westlichen Geheimdienstes zugespielt, deren brisanten Inhalt wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Es handelt sich um Niederschriften diskret aufgezeichneter Gespräche zwischen Regierungsmitgliedern und Notenbankern irgendwo an der europäischen Peripherie. Teilweise sind die Mitschnitte schon etliche Jahre alt. Da geht es zum Beispiel darum, wie es auf Basis ihrer Wirtschaftsdaten offenbar nicht für die Währungsunion qualifizierte Staaten schaffen können, dennoch in den Euro-Club aufgenommen zu werden. “Ich muss mir gleich die Unterwäsche wechseln”, juchzt ein Minister, der sich über ein gelungenes Täuschungsmanöver gar nicht mehr einkriegen kann. Ein anderes Protokoll ist jüngeren Datums und betrifft ein milliardenschweres Hilfsprogramm der Staatengemeinschaft für ein Euro-Mitglied. “Wir werden das Geld zurückzahlen, wenn wir es haben – also nie”, macht sich ein Politiker im kleinen Kreis lustig. Und ein südeuropäischer Notenbanker wird mit dem – von ihm anscheinend vorgesungenen – Kommentar “Deutschlands Steuerzahler über alles” zitiert.Ach, Sie hatten geglaubt, solche Vorgänge gebe es allein bei Bankern oder gar nur bei einem einzigen Institut, der Anglo Irish Bank? Das würden wir angesichts der real existierenden Euro-Rettungspolitik denn doch für eine zumindest voreilige Annahme halten. Warten wir mal ab, ob die erwähnten Dokumente vielleicht wirklich auftauchen, denn – für alle, die es bisher nicht gemerkt haben – noch bewegen wir uns hier ja auf der Ebene des satirischen Wochenrückblicks. *Dabei ist das folgende Thema freilich ein krasser Fall von Realsatire. Wir haben aber echt Tränen gelacht, als wir den Bericht über die Aussage des früheren persönlich haftenden Gesellschafters (PhG) von Sal. Oppenheim, Friedrich Carl Janssen, im Strafprozess beim Kölner Landgericht lesen durften (vgl. BZ vom 4. Juli). Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Instituts der Wirtschaftsprüfer, der sich in seiner vormaligen Profession mit Banken nicht näher befasst haben will, kam also zu seiner Anstellung bei dem Bankhaus sozusagen wie die Jungfrau zum Kind. Was ihn nicht daran hinderte, 2004 als PhG die Verantwortung unter anderem für Bankbetrieb, Risk Management & Compliance sowie Recht/Steuern zu übernehmen und bis Januar 2010 im Amt zu bleiben. Der angeblich schlecht informierte oberste Risikomanager der Bank und frühere Wirtschaftsprüfer will wichtige Papiere einfach so im Vertrauen auf die Prüfung durch die Familienmitglieder Matthias Graf von Krockow und Christopher Freiherr von Oppenheim unterschrieben haben. Er habe sich nicht vorstellen können, dass die beiden sowie Aufsichtsratschef Georg Baron von Ullmann die Interessenlage der Bank missachtet hätten. Janssen war, wie Krockow, schon immer für fast jeden Spaß zu haben. Aber jetzt hat er sich selbst übertroffen: ganz großer Karneval, Kölle Alaaf im Sommer – Respekt!