"Neue" LBBW nimmt Gestalt an

Umbau der größten deutschen Landesbank kommt voran - Gewinn bricht ein

"Neue" LBBW nimmt Gestalt an

Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) kommt bei ihrem Umbau hin zu einem konsequent auf das Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden ausgerichteten Institut gut voran. Die Zahlen für den Zeitraum Januar bis September zeigen jedoch, dass die Gewinne unter Druck stehen.bl Stuttgart – Die größte deutsche Landesbank LBBW baut ihr Engagement im kundenfernen, krisenanfälligen, aber auch potenziell ertragsstarken Kreditersatzgeschäft deutlich ab. Seit Jahresanfang wurde eigenen Angaben zufolge dieses Geschäft, das nicht mehr zu den Kernaktivitäten gehört, um 12 auf 24 Mrd. Euro reduziert. Die gesamten Risikoaktiva sanken von 108 auf 99 Mrd. Euro, die Kernkapitalquote stieg gegenüber Ende 2011 auf 14,9 (i.V. 12,9) %. Zwar erhöhte sich der Konzerngewinn im Zeitraum Januar bis September im Vergleich zum Vorjahr um 14,7 % auf 281 Mill. Euro. Dies war jedoch ganz überwiegend dem deutlich niedrigeren Steueraufwand geschuldet. Der operative Gewinn ging um 15,8 % auf 542 Mill. Euro zurück, der Vorsteuergewinn brach sogar um 25 % auf 307 Mill. Euro ein.Es gibt mehrere Gründe für diese Entwicklung. Zum einen erhöhte die Bank ihre Risikovorsorge für faule Kredite auf 153 Mill. Euro. Im Vorjahr hatte die Auflösung von Rückstellungen noch ein Plus von 7 Mill. Euro gebracht. Die LBBW selbst spricht von einer Normalisierung der Situation. Hinzu kam ein um 10,2 % auf 1,6 Mrd. Euro gesunkenes Zinsergebnis. Verantwortlich dafür war neben dem niedrigen Zinsniveau ein “gezielter Abbau zinsbringender Aktiva im Zuge der Restrukturierung”. Rückläufig war auch das Provisionsergebnis, das von 404 auf 379 Mill. Euro zurückging. Grund sei die Zurückhaltung vieler Kunden bei Wertpapiergeschäften.In den einzelnen Sparten ergibt sich ein unterschiedliches Bild. So schmolz der Vorsteuergewinn im Geschäftsbereich Corporates trotz guter Geschäfte mit mittelständischen Unternehmenskunden um die Hälfte auf 565 Mill. Euro zusammen, weil das Geschäft mit Großkunden deutlich reduziert wurde. Das Konzernergebnis im Bereich Retail/Sparkassen wies ein Konzernergebnis von noch 89 (143) Mill. Euro aus. Während sich hier das Vermittlungsgeschäft von Lebens- und Rentenversicherungen positiv entwickelt habe, hätten sich die Kunden im Einlagen- und Wertpapiergeschäft wegen der niedrigen Zinsen zurückgehalten. Zudem wurde die Risikovorsorge erhöht. Nur im Segment Financial Markets stieg das Vorsteuerergebnis. Mit der lebhaften Kundennachfrage nach Geldmarktprodukten und Wertpapierpensionsgeschäften begründet das Institut den Anstieg auf 255 (205) Mill. Euro.Bankchef Hans-Jörg Vetter spricht im Hinblick auf den Berichtszeitraum von einer soliden Entwicklung weg von einer für Schwankungen anfälligen Investmentbank hin zu einer Kundenbank. Das Institut, das in der Finanzkrise von seinen Gesellschaftern, der Stadt Stuttgart, dem Land Baden-Württemberg und den Sparkassen im Land, eine Finanzspritze von 5 Mrd. Euro erhalten hatte, musste als Gegenleistung zahlreiche Auflagen der EU-Kommission akzeptieren. Laut Vetter ist die LBBW bei der Erfüllung ein ganzes Stück vorangekommen. Sie hat sich im Berichtszeitraum von weiteren Beteiligungen, etwa an der SV SparkassenVersicherung, am Finanzkonzern W & W, an der Universal-Investment und der National Suisse, getrennt und die Tochter LBBW Immobilien mit 21 500 Wohnungen verkauft.Bis dato wurde außerdem ein sozialverträglicher Abbau von 2 300 Stellen vereinbart. Die Restrukturierung soll bis Jahresende weitgehend abgeschlossen sein. Vetter will die Bilanzsumme, die einst bei 550 Mrd. Euro lag, bis Ende 2013 auf 300 Mrd. Euro reduzieren. In den ersten neun Monaten ging sie lediglich von 373 auf 369 Mrd. Euro zurück. Ohne die derzeitigen Zinseffekte wäre die Abschmelzung deutlicher gewesen, hieß es.Vetter sieht gute Chancen, 2012 den Vorjahresgewinn von 87 Mill. Euro zu übertreffen. Er stellt in Aussicht, dass nach Berücksichtigung der laufenden Verzinsung auf das Hybridkapital ein Teil der in den Vorjahren ausgefallenen Zinszahlungen auf stille Einlagen und Genussaktien entsprechend den jeweiligen Vertragsbedingungen nachgeholt werden kann. Außerdem steht die Umwandlung stiller Einlagen von 2,2 Mrd. Euro in Kernkapital an. Nachdem die Sparkassen des Landes dem bereits zugestimmt hatten, müssen die Stadt Stuttgart und das Land noch folgen. Das ist nicht unumstritten, weil die Gesellschafter Ansprüche auf Zinszahlungen verwirken.