Die deutsche Fondsbranche hat die neuen Instrumente zur Sicherung der Liquidität in vielen Fällen eingeführt – allerdings in unterschiedlichem Maße. Um im Falle einer Krise eine Anlegerflucht zu vermeiden, haben die Fondsanbieter für annähernd drei Viertel aller offenen Publikumsfonds bereits Regeln zur Rücknahmebeschränkung eingeführt, wie die deutsche Finanzaufsicht BaFin in einer Umfrage unter 53 Gesellschaften herausfand. Fondsanbieter können notfalls also bis zu 15 Arbeitstage die Rückgabe von Fondsanteilen unterbinden und so einen Abfluss von Anlegermitteln begrenzen. Rückgabefristen, also eine Wartedauer von bis zu einem Monat, stehen nur in wenigen Publikumsfonds zur Verfügung. Das Swing Pricing, das eine Steuerung der Zu- und Abflüsse vorsieht, spielt noch seltener eine Rolle.

Der Anteil der Fonds mit „Liquiditätsmanagementtools“ (LMTs) ist mittlerweile womöglich höher, denn die Umfrage gibt den Stand von Ende Mai wieder. Eine Mehrheit aller Fondsgesellschaften hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine LMTs eingeführt, wie die BaFin festhält. Sobald eine Gesellschaft aber die Instrumente für einige Fonds eingeführt hat, dehnt sie die Vorgaben erfahrungsgemäß rasch auch auf weitere Fonds aus. Im Gesetz sind die Instrumente seit März 2020 verankert.

Für Spezialfonds kommen LMTs selten zum Einsatz: Institutionelle Anleger steuern über Spezialfonds ihre langfristige Kapitalanlage. Oft legen jeweils nur wenige Investoren ihr Geld in einen Fonds – manchmal existiert sogar nur ein Anleger. Fondsanbieter schätzen aus diesem Grund einen unerwarteten Abfluss im großen Umfang als unwahrscheinlich ein, wie die BaFin festhält.