Zinsmargen unter Druck

Neue Sorgen um US-Regionalbanken treiben Analysten um

Ein halbes Jahr nach der Kollapswelle unter US-Regionalbanken bereiten die Zinsmargen der Kreditinstitute Analysten Kopfzerbrechen. Denn der starke Einlagenwettbewerb, die anhaltend restriktive Geldpolitik und die Krise im Immobilienmarkt lasten auf der Profitabilität.

Neue Sorgen um US-Regionalbanken treiben Analysten um

US-Banken droht neuer Stress

Ungebrochen restriktive Geldpolitik und Immobilienkrise belasten Regionalhäuser

xaw New York

Die Einlagenerosion bei US-Regionalbanken ist vorerst gestoppt, doch nun brechen sich neue Sorgen um die Stabilität der Institute Bahn. Denn der Depositenschwund aus dem ersten Halbjahr führe im Zusammenspiel mit der anhaltend restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve dazu, dass kleine und mittelgroße Häuser mit höheren Zinsen um Kunden konkurrierten, betonen die Analysten des Vermögensverwalters American Century. Dies habe schon im zweiten Quartal auf den Nettozinsmargen der Regionalbanken gelastet.

Der Druck auf die Profitabilität veranlasste die Ratingagentur Moody's im August bereits dazu, die Kreditwürdigkeit von zehn Instituten herabzustufen, S&P Global Ratings folgte mit fünf Downgrades. Hoffnungen darauf, dass sich die Rentabilität im Sektor infolge eines weniger restriktiven Kurses der Federal Reserve in absehbarer Zeit stabilisieren werde, haben zuletzt einen erheblichen Dämpfer erhalten. Zwar griffen die US-Währungshüter auf ihrer jüngsten Sitzung nicht zu weiteren Zinserhöhungen. Doch etwa zwei Drittel der Mitglieder des Offenmarktausschusses rechnen damit, dass die Fed bis Jahresende zu einer erneuten Straffung um 25 Basispunkte greifen wird.

Zudem gehen die Fed-Vertreter für 2024 von weniger kräftigen Zinssenkungen aus als zuvor angenommen. Die erhoffte Neubepreisung von Kreditportfolios und resultierende positive Effekte auf Nettozinsmargen dürften damit nach Meinung vieler Analysten wieder in weite Ferne gerückt sein. Hinzu kommt, dass der restriktive Fed-Kurs für hohen Druck auf den Immobilienmarkt sorgt und die Hypothekenzinsen in der abgelaufenen Woche auf den höchsten Stand seit 23 Jahren getrieben hat.

Dies stimmt Marktbeobachter nervös, weil hohe Verluste aus hypothekenbesicherten Wertpapieren entscheidenden Anteil an den Zusammenbrüchen der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März hatten. Der Anfang Mai kollabierten First Republic Bank wurden nach den Zinsanstiegen indes ihre lockeren Vergabestandards bei großvolumigen Hypothekenkrediten an vermögende Kunden zum Verhängnis.

Der Americas-Chef der Deutschen Bank, Stefan Simon, hat nun zudem vor den Auswirkungen der Krise am von rekordhohen Leerstandsquoten belasteten Gewerbeimmobilienmarkt auf mittelgroße Finanzinstitute gewarnt. Diese Geldhäuser seien nicht stark genug, um die noch bevorstehenden Preisanpassungen im Segment einfach absorbieren zu können. Pläne von US-Regulatoren für härtere Kapitalvorgaben sorgten im aktuellen Umfeld für zusätzlichen Druck auf Kreditinstitute, die mit den Folgen der Zinserhöhungen zu kämpfen hätten.

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Bericht Seite 4
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