Neue Spielregeln im Family Office
Frank W. StraatmannVorstand der FERI AG und Geschäftsführer der FERI Trust GmbHVor fast 30 Jahren hat FERI Deutschlands erstes Multi Family Office gegründet – damals im Umfeld der Quandt-Familie. Seitdem hat das Unternehmen sein Dienstleistungsspektrum für große Familienvermögen und institutionelle Kunden kontinuierlich ausgebaut. Heute steht die Marke FERI vor allem für die Kombination aus unabhängiger Vermögensberatung und -verwaltung mit dem Know-how eines eigenen Investment Researchs. Zu den Kunden gehören rund 200 Familien und mehr als 200 institutionelle Anleger. Ein Gespräch mit FERI-Vorstand Frank W. Straatmann.Herr Straatmann, was unterscheidet die Arbeit in einem Multi Family Office von der eines Single Family Office? Als Multi Family Office können wir unseren Mandanten die komplette Bandbreite an Dienstleistungen anbieten. Dabei agieren wir unabhängig und sind flexibler in der Planung und Umsetzung. Single Family Offices sind kleinere Einheiten, die häufig nur für eine einzige Familie arbeiten – und können daher in der Regel auch nicht sämtliches Know-how über alle Bereiche aus einer Hand liefern. Hier kommen wir ins Spiel – wir erbringen unsere Leistungen im Bereich Family Office sowohl für Familien, private Mandanten als auch für Single Family Offices. Welche Dienstleistungen sind für die Beratung und Verwaltung eines großen Vermögens notwendig?FERI bietet sowohl die strategische Vermögensplanung als auch das Risikomanagement, Controlling, die Umsetzungsberatung und Auswahl externer Dienstleister an. Im Investment Management, also in der Vermögensverwaltung, profitieren unsere Mandanten von unserer Erfahrung in sämtlichen Anlageklassen und einem entsprechenden Multi-Asset-Ansatz – von Aktien über Renten, Sachwerte bis hin zu alternativen Anlageformen wie Hedgefonds oder Private Equity. Die zentrale Grundlage für unsere Anlagestrategie liefert dabei unser hauseigenes Investment Research, dessen Analysen und Prognosen wir auch unseren Kunden zur Verfügung stellen. FERI versteht sich sowohl als vermögensverwaltendes als auch beratendes Family Office. Ist das kein Widerspruch?Nein, aus unserer Sicht nicht. FERI versteht sich – im Gegensatz zu einigen unserer Wettbewerber – als modernes Family Office, sozusagen als Family Office 2.0. Wir haben bereits 2011 erkannt, dass die Anforderungen großer Familienvermögen und Family Offices denen unserer institutionellen Kunden sehr ähnlich sind. Dies hat dazu geführt, dass wir unser Leistungsangebot weiter professionalisiert haben und Familien- und Family-Office-Kunden letztlich wie institutionelle Kunden behandeln. Das bedeutet, dass wir für Familien die gleichen professionellen Methoden und Instrumente zur Vermögensoptimierung einsetzen wie etwa für Unternehmen oder Pensionskassen. Seitens der Mandanten wird dies sehr geschätzt, genauso wie unser Anspruch, jegliche Interessenkonflikte, zum Beispiel bei eigenen Produkten, zu vermeiden. Wie hat sich Ihre Klientel in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Vor 30 Jahren war unser typischer Kunde im Family-Office-Bereich ein erfolgreicher Mittelständler, der sein Unternehmen verkauft hat und seine Familie und seine Nachkommen langfristig versorgt sehen wollte. Von diesen Kunden sind heute immer noch viele bei der FERI – allerdings häufig schon in nächster Generation. Wir beobachten, dass in der sogenannten Erben-Generation eine andere Anspruchshaltung hinsichtlich der Betreuungs- sowie Beratungsqualität und auch der Performance herrscht. Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu, ein Family-Office-Mandat deutlich selektiver als früher zu gestalten. Vielfach greifen Mandanten im Rahmen einer professionellen Auswahllogik nur noch auf einzelne Leistungsbausteine zurück – wir sprechen hier von Modulen. Zu diesen zählen etwa spezielle Investment-Lösungen, gezielte Angebote im Bereich Vermögensschutz oder die Begleitung beim Aufbau strategischer Private-Equity-Portfolios. Das Gleiche gilt für den neuen Typus moderner und erfolgreicher Unternehmer aus den Bereichen E-Commerce oder Internet. Diese Mandanten wollen nicht nur jemanden, der sich um das Vermögen kümmert, sondern der auch Lösungskompetenz in sämtlichen kapitalmarktrelevanten Bereichen bieten kann. Angefangen von steuerlichen und rechtlichen Fragestellungen bis hin zu Fragen der familiären Sicherheit und dem Schutz der Reputation. Wie reagieren Sie darauf? Die veränderten Präferenzen vieler Mandanten haben wir längst berücksichtigt. Während FERI früher oft als “All-inclusive-Office” tätig war, bieten wir heute viele Dienstleistungen auch modular an – analog zur geübten Praxis bei institutionellen Beratungsmandaten. Deshalb werden wir auch im Bereich Family Office oft als Spezialist nur für bestimmte Fragestellungen – etwa strategische Asset Allocation oder Vermögensschutz – hinzugezogen. Was bewegt die Inhaber großer Familienvermögen heute wirklich?Vor allem seit der Finanzkrise des Jahres 2008 geht es vielen um die reale Sicherung des Familienvermögens, und nicht nur um den Wertzuwachs. Das Risikobewusstsein ist deutlich höher als früher, und das hat auch uns dazu bewogen, den Begriff von Vermögen und Vermögensschutz weiter zu fassen. Was bedeutet das?Es reicht heutzutage nicht mehr aus, das Finanzvermögen der Familie durch eine kluge Anlagestrategie zu schützen – etwa vor monetärer Verwässerung und staatlicher Repression. Auch die Wahrung des Sozial- und Humanvermögens muss Aufgabe einer ganzheitlichen Vermögensschutzstrategie sein. Dazu zählen beispielsweise Präventivmaßnahmen zum Schutz der Sicherheit und Reputation der einzelnen Familienmitglieder wie auch eine weitsichtige Erb- und Nachfolgeregelung. Eine solche ganzheitliche Betrachtung können traditionelle Finanzdienstleister in der Regel nicht leisten. Wir haben dafür ein eigenes Konzept zusammen mit der EBS Business School in Oestrich-Winkel entwickelt. Es folgt der These “Wealth is more than money” und erweitert die klassische Risikobetrachtung aus dem traditionellen Wealth Management um einen interdisziplinären Ansatz, der auch solche indirekt monetär wirkende Faktoren berücksichtigt. Warum brauche ich für diesen Ansatz denn ein Family Office? Das Family Office liefert Lösungen zum Erhalt und Wachstum des Familienvermögens – für diese und die nächste Generation. Der integrierte Beratungsansatz berücksichtigt die Wechselwirkungen zwischen dem Finanz-, Human- und Sozialvermögen der Familie. Dieser ganzheitliche Blickwinkel auf alle Vermögenssphären einer Familie ist extrem wichtig und entscheidend für die strategische Absicherung eines Familienvermögens. Dennoch wird aber genau dieser Aspekt oftmals völlig vergessen oder ignoriert.Wie schaffen Sie es, in Zeiten niedriger Zinsen und volatiler Kapitalmärkte die Zielrenditen für Ihre Mandanten zu erwirtschaften? Was heute mehr denn je zählt, ist die Qualität der Performance – und nicht die reine Höhe. Wie die meisten Kapitalmarktteilnehmer sind auch unsere Mandanten auf der Suche nach alternativen Werttreibern, und diese können wir bieten, zum Beispiel über Optionsprämienstrategien, Private Equity Investments oder Sachwerte wie spezielle Immobilien. Um Erträge zu maximieren, braucht man natürlich auch ein striktes Kostenmanagement – und gegenüber dem Mandanten absolute Transparenz. Auch dies ist eine wichtige Aufgabe, die wir im Rahmen der Family-Office-Betreuung leisten. Wie steht FERI zum Trend der Digitalisierung in der Vermögensverwaltung? Wir beobachten diesen Trend genau. Computerbasierte Handelsstrategien gab es schon immer – auch die haben ihre Schwächen und konnten bislang nicht langfristig überzeugen. Außerdem wissen wir, dass unsere Zielklientel nach wie vor Wert auf die persönliche Beratung legt. Das gilt selbst für diejenigen Mandanten, die in der digitalisierten Welt ihr Vermögen gemacht haben. Die Bedeutung der persönlichen Beratung ist also Ihrer Erfahrung nach genauso hoch wie früher?Die Beziehung zum Kunden ist die Basis für eine erfolgreiche Beratung – dennoch darf man sich nicht rein auf die persönliche Ebene verlassen. Am Ende des Tages geht es um die Qualität, die wir liefern, und um die Ergebnisse. FERI ist es gelungen, über die Jahrzehnte das Geschäftsmodell aus fundiertem Research und persönlicher Beratung quasi zu institutionalisieren – dadurch ist die Abhängigkeit von einzelnen Persönlichkeiten nicht so hoch wie in anderen Häusern. Hier kommt uns unsere starke Marke zugute – FERI wird es immer geben, die Qualität lässt sich übertragen auf sämtliche Köpfe unseres Teams. Und darauf sind wir sehr stolz.Ist der Markt noch ein Wachstumsmarkt?Für uns schon. Wir haben gerade in diesem Jahr zahlreiche neue Mandate gewonnen und stellen weitere Mitarbeiter für die Beratung großer Vermögen ein. Dabei wird es bei FERI noch in diesem Jahr zahlreiche Neuerungen geben: So wollen wir neben bestehenden modularen Dienstleistungen und den Vermögensschutzstrategien ein neues Beratungskonzept vorstellen, bei dem die Vermögenspsychologie im Fokus stehen wird. Das Interview führte Martin Winkler.