Bonuszahlungen

Neue Vergütungs­regeln kommen bis Ende September

 Deutschlands Kreditwirtschaft darf schon bald mit neuen Vergütungsregeln rechnen. Wie in Finanzkreisen zu erfahren ist, dürfte die Publikation der überarbeiteten Institutsvergütungsverordnung im Bundesgesetzblatt noch im Laufe dieses Monats zu...

Neue Vergütungs­regeln kommen bis Ende September

bn Frankfurt

 Deutschlands Kreditwirtschaft darf schon bald mit neuen Vergütungsregeln rechnen. Wie in Finanzkreisen zu erfahren ist, dürfte die Publikation der überarbeiteten Institutsvergütungsverordnung im Bundesgesetzblatt noch im Laufe dieses Monats zu erwarten sein. Dem Vernehmen befindet sich das von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erarbeitete Regelwerk derzeit noch in der Abstimmung mit dem Bundesjustizministerium. Die BaFin möchte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.

Ursprünglich war die Veröffentlichung schon gegen Ende vergangenen Jahres bzw. zu Anfang dieses Jahres erwartet worden. In Habachtstellung sind seitdem vor allem Institute verharrt, die mit ihrer Bilanzsumme zwischen 5 Mrd. und 15 Mrd. Euro liegen und zudem umfangreiche Aktivitäten im Handelsbuch betreiben oder einen hohen Bestand an Derivaten aufweisen. Denn wird nun die bereits im November vergangenen Jahres zur Konsultation gestellte Fassung unverändert im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, dehnt die Aufsicht auf diese Gruppe die bisher nur für größere Banken geltende Verpflichtung aus, mit ihrer Vergütung besonderen Anforderungen zu genügen und Bonuszahlungen aufzuschieben und gestaffelt auszuzahlen.

Proportionalität nimmt ab

Laut Schätzung der Vergütungsberatung HKP dürfte diese Neuerung etwa 20 bis 30 Häuser bundesweit erfassen. Was diese Zahl begrenzt: Je kleiner Institute sind, desto seltener engagieren sie sich nennenswert im Derivate- und Handelsgeschäft. Darüber hinaus sollte die Neufassung der Institutsvergütungsverordnung (IVV) vor allem wenig spektakuläre Anpassungen und Klarstellungen bereithalten, prognostiziert Senior Partner Petra Knab-Hägele im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Generell gehen Knab-Hägele und ihre Kollegin Isabel Jahn, Partnerin sowie Mitglied der Geschäftsleitung von HKP, davon aus, dass der Anteil der als Risikoträger identifizierten Beschäftigten an der Zahl der Einkommensmillionäre (High Earner) in deutschen Banken zunehmen wird – Risikoträger sind Beschäftigte, deren Arbeit sich wesentlich auf das Risikoprofil eines Instituts auswirkt. Hintergrund ist eine Ende vergangenen Jahres in Kraft getretene Novelle des Gesetzes über das Kreditwesen (KWG), wonach alle gemäß EU-Eigenkapitalrichtlinie als Kreditinstitut definierten Häuser solche Mitarbeiter ermitteln müssen. Bislang hatte die Aufsicht die Anforderung im Sinne der Proportionalität anhand der Größe der Häuser abgestuft und kleinere Institute von der Verpflichtung ausgespart.

Die Folgen dieser deutschen Proportionalität zeigen sich im High-Earner-Bericht der European Banking Authority (EBA) für 2019, den die Pariser Behörde Mitte vergangenen Monats publiziert hat: Während im vorvergangenen Jahr demnach EU-weit 88% der Einkommensmillionäre in Banken als Risikoträger identifiziert waren, beschränkte sich dieser Anteil in Deutschland zugleich auf 67%.

Während bundesweit also bald mehr Einkommensmillionäre als Risikoträger definiert werden dürften, sollte eine andere deutsche Besonderheit künftig weiter Bestand haben: ein besonders niedriger Anteil von Bonuszahlungen an der Gesamtvergütung.

Hierzulande macht das variable Salär gerade einmal das 0,59-Fache der fixen Bezahlung aus. Im EU-weiten Durchschnitt ist es das 1,29-Fache – dabei blicken die Regulatoren eigentlich skeptisch auf hohe variable Vergütungen. Um Fehlanreizen entgegenzuwirken, haben sie die Relation im Regelfall auf 1:1 festgelegt. Verhältnisse bis zu 2:1 sind demnach nur nach einem entsprechenden Beschluss der Hauptversammlung erlaubt. Knab-Hägele erklärt den bundesweit niedrigen Anteil vor allem mit der speziellen Struktur des deutschen Bankenmarkts mit einer Vielzahl kleinerer Institute. Je größer eine Bank sei, umso höher aller Erfahrung nach der Anteil von Bonuszahlungen, erklärt sie. Hinzu kommt das Dreisäulen-System. In privaten Banken sind Boni nun einmal eher verbreitet als bei Genossenschaftsinstituten und Sparkassen, zumal die Privaten auch in stärkerem Maße international aktiv sind und mit den Vergütungs-Usancen ausländischer Wettbewerber konkurrieren, wie Jahn ergänzt.

Millionäre ziehen um

Europaweit stieg die Zahl der Einkommensmillionäre im Bankensektor im vorvergangenen Jahr um 0,5% auf 4963. Trotz Brexit vereinte Großbritannien noch 71% aller High Earner europaweit auf sich (siehe Grafik). Prozentual legte ihre Zahl 2019 in Italien mit einem Plus von 17% besonders stark zu. In absoluten Zahlen verbuchte Deutschland den höchsten Anstieg mit 42 Einkommensmillionären, die in die Bundesrepublik kamen. Neben dem Brexit haben sich laut EBA in den Zuwächsen auch gute finanzielle Ergebnisse vor allem im Corporate Banking niedergeschlagen­, daneben aber auch Restrukturierungsprogramme – schließlich wertet die EBA auch im Zuge von Umbauten gezahlte Abfindungen als variable Zahlungen.

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