Neuer Markt für Neobroker in den USA
Neuer Markt für Neobroker in den USA
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Von Björn Godenrath, Frankfurt
Als der Neobroker Robinhood zum Wochenanfang bekanntgab, dass sie in Zusammenarbeit mit dem US-Marktplatz Kalshi die Wettmärkte („Prediction Markets“) als neue Kategorie implementieren würden, da zog die Aktie um 8% an. Investoren wittern also ein erhebliches Umsatzpotenzial in diesem Markt, der sich für Broker über Handelskontrakte abbilden lässt.
Die Trump-Wette war der Durchbruch
Einen ersten Anlauf dazu hatte Robinhood im Februar mit Wetten auf den Super Bowl genommen, das Thema aber dann aber erst mal zu den Akten gelegt, da die CFTC intervenierte. In dem neuen Setup geht der Neobroker-Pionier nun über den Partner Kalshi, der eine CFTC-Zulassung für ein Portfolio an Wettmärkten hat. Man kann ja bekanntlich auf so ziemlich alles wetten, wo der Ausgang eines Ereignisses offen ist. Bekannt wurden diese „Predicion Markets“ im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft, als voluminöse Wetten auf einen Sieg von Donald Trump, die über den Kalshi-Konkurrenten Polymarket platziert wurden, hohe Gewinne einbrachten.
Kalshi machte den Weg frei
Dabei durfte Polymarket aber nur Wetten von Personen außerhalb der USA annehmen, so sah es eine Vereinbarung mit der CFTC vor. Kalshi suchte eine gerichtliche Klärung und geht das Geschäft nun auf dieser Basis an - und von der Trump-Regierung ist kaum zu erwarten, dass sie sich dem mit der weiteren CFTC-Regulierung in den Weg stellen wird.
Als Finanzinstrument aufgesetzt
Auf der Robinhood-Plattform kriegen die „Prediction Markets“ gleich eine gute Basis, um zu skalieren, können diese doch direkt von mehr als 25 Millionen Kunden genutzt werden. Los geht es mit Wetten auf die Endphase des US-College-Basketball im Rahmen der „March Madness“. Und es ist nicht prophetisch zu vermuten, dass Robinhood bei vollem Rollout der Wettmärkte der traditionellen Konkurrenz reichlich Umsatz abnehmen kann. Es lässt sich auch auf Ereignisse am Finanzmarkt wetten, wie dem Ausgang einer Fed-Sitzung zu weiteren Zinssenkungen - was für Robinhood naheliegend ist und sich gut mit anderen Finanzinstrumenten integrieren lassen dürfte. Zuletzt wurde ja schon der Derivatehandel ausgebaut und Wettkontrakte fallen im Grunde in diese Kategorie.
Juristisch mitunter eine Grauzone
Robinhood will die digitalen Wettmärkte in allen US-Bundesstaaten ausrollen, dürfte damit Experten zufolge aber zumindest in Nevada auf Granit beißen. Die Regulatoren dieses Bundesstaates hatten kürzlich eine Klage gegen Kalshi wegen Verstößen bei Spotmarkt-Wetten angedroht. Juristisch ist dies mitunter eine Grauzone, ob es sich um Finanzinstrumente handelt, die nach Bundesgesetzen über die CFTC reguliert sind, oder um „Gambling“, das unter Aufsicht der einzelnen Bundesstaaten steht.
Robinhood-CEO Vlad Tenev hatte den Start der „Prediction Markets“ mit epischen Worten angekündigt: „At the most fundamental level, they are the application of capitalism to the pursuit of truth.“ Das knüpft an den Gedanken an, dass wo Geld eingesetzt wird, ein echtes Bekenntnis besteht - und sich damit eine akkurates Lagebild erstellen lässt. Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen, hatten die Trump-Wetten auf Polymarket doch ein realistischere Einschätzung dargestellt als die klassischen Umfragen.