Neuer Skandal kostet britische Banken 1,3 Mrd. Pfund
pra London – Die britischen Banken müssen einen weiteren Skandal wegen missbräuchlichen Geschäftspraktiken ausbaden. Wie die Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) am Donnerstag bekannt gab, hat sie mit 13 Banken sowie dem Versicherungsunternehmen Card Protection Plan Limited (CPP) eine Vereinbarung getroffen, nach der bis zu 7 Millionen Bankkunden Anspruch auf Entschädigungszahlungen erheben könnten. Auf die Banken könnten dadurch in den nächsten Jahren fällige Kompensationszahlungen von bis zu 1,3 Mrd. Pfund (umgerechnet 1,5 Mrd. Euro) zukommen, wie die FCA schrieb. Diese Zahl ergibt sich aus dem Volumen von Versicherungsprodukten, die im Zeitraum 2005 bis 2011 nach Auffassung der Aufsicht missbräuchlich an Privatkunden verkauft worden waren. Gezielt in die Irre geführtBei dem Fall geht es um den Verkauf von Versicherungen gegen Risiken, die durch den Verlust von Kreditkarten oder den Diebstahl der Identität von Privatpersonen entstehen könnten. CPP hatte in aller Regel über die Verkaufskanäle der Banken in dem betreffenden Zeitraum insgesamt 23 Millionen solcher Policen verkauft oder erneuert und jährlich jeweils etwa 35 Pfund für die Kreditkartenversicherung und 84 Pfund für die Versicherung gegen den Diebstahl der Identität kassiert. Wie die FCA festhält, hat der Versicherer dabei allerdings seine Kunden gezielt und unter Anwendung besonders aggressiver Verkaufspraktiken in die Irre geführt. Bei der Kreditkartenversicherung sei eine Deckung von Kosten durch Kreditkartenmissbrauch von bis zu 100 000 Pfund versprochen worden, obschon die Kunden dafür bereits durch die Herausgeber der Karten abgesichert waren; das Produkt war damit überflüssig. Bei dem zweiten Produkt seien die Risiken vom Versicherer markant übertrieben worden.Die vor 30 Jahren vom britischen Unternehmer Hamish Ogston gegründete, an der Londoner Börse notierte CPP hat mit dem Verkauf der Versicherungspolicen laut Angaben der FCA insgesamt einen Bruttogewinn von 355 Mill. Pfund verdient. Das Unternehmen ist eigenen Angaben zufolge spezialisiert auf das Angebot von Produkten, die den Kunden “die Bewältigung des modernen, komplexen Alltagslebens” erleichtern sollen. 10,5 Mrd. Pfund StrafeAls die Vorgängerorganisation der FCA, die Financial Services Authority (FSA), 2011 Warnungen aussprach, stellte die CPP den Verkauf dieser Policen ein; heute wird aber eine abgespeckte Variante zu einem geringeren Preis weiterhin angeboten. Im November 2012 verhängte die FSA eine Geldbuße von 10,5 Mill. Pfund gegen die CPP und stellte eine Kompensationsregelung in Aussicht. Das Unternehmen, das 1 300 Mitarbeiter beschäftigt, sackte in die roten Zahlen und wies auch für das erste Halbjahr 2013 einen Verlust von 15,8 Mill. Pfund bei einem Umsatz von knapp 100 Mill. Pfund aus. An der Börse wird es noch mit 35 Mill. Pfund bewertet.Die Finanzkraft des Versicherers würde nie ausreichen, um die Kunden zu entschädigen. Doch die FCA hat die Banken mit in die Verantwortung gezogen, die als hauptsächliche Vertriebskanäle gedient und daran gut verdient hatten. Betroffen sind neben den großen Banken Barclays, HSBC, Lloyds, RBS und Santander auch kleinere Anbieter. Sie werden letztlich die Lasten tragen müssen – einerseits durch die direkten, über eine eigens gegründete Transfergesellschaft auszuzahlenden Kompensationszahlungen, andererseits durch die Stützung der CPP, die bereits im März unter Führung der FCA eine Stillhaltevereinbarung mit den Gläubigerbanken getroffen hat.Verglichen mit den bereits laufenden Entschädigungszahlungen für missbräuchlich verkaufte Kredit-Versicherungen für Hypothekendarlehen (PPI), deren Kosten sich mittlerweile auf mehr als 15 Mrd. Pfund belaufen, ist das Volumen des jüngsten Falls recht gering.Das Entschädigungsverfahren muss noch im Herbst von einer Mehrheit der betroffenen Kunden und einem Richter bestätigt werden. Erste Auszahlungen werden nicht vor dem Frühjahr 2014 erwartet.