Neugeschäft der IBSH wächst in Coronakrise kräftig
ste Hamburg
Die Investitionsbank Schleswig-Holstein (IBSH) hat ihr Fördervolumen im Coronakrisenjahr 2020 um fast zwei Drittel auf 3,78 Mrd. Euro ausgeweitet. Wie die mit einer Bilanzsumme von 21,3 Mrd. Euro viertgrößte deutsche Landesförderbank am Mittwoch mitteilte, sorgten vor allem ausgezahlte Coronahilfen von rund 1 Mrd. Euro für die Steigerung. Aber auch im originären Förderneugeschäft erreichte das seit 2003 eigenständige Institut mit 2,78 Mrd. Euro das bislang höchste Förderniveau – ein Plus von mehr als 20% verglichen mit dem Vorjahr.
Vorstandschef Erk Westermann-Lammers sagte in einer Online-Pressekonferenz, in Krisenjahren seien Förderbanken stärker gefragt. 2020 sei in mehrfacher Hinsicht ein Ausnahmejahr für die IBSH gewesen. Man habe „maximal den Möglichkeiten entsprechend“ unterstützt und ohne Zahlungsstopp ausgezahlt. Das Geld sei bei den verschiedenen Kundengruppen angekommen.
Bei den Bundes- und Landesprogrammen der Corona-Soforthilfen wurden 75000 Anträge bearbeitet, wobei die Homeoffice-Quote in der Bank zeitweise bei 75% lag. Die Zahl der Betrugsfälle blieb vergleichsweise niedrig. Es seien insgesamt 73 Strafanzeigen gestellt worden, so Westermann-Lammers. Der IBSH-Chef verwies auf zahlreiche Einzelmaßnahmen. So habe etwa der mit dem schleswig-holsteinischen Wirtschaftsministerium entwickelte Mittelstandssicherungsfonds – ein Kreditprogramm zur Förderung des Gast- und Tourismusgewerbes – Hilfen von bis zu 750000 Euro pro Einzeladresse ermöglicht.
Ohne Berücksichtigung der Corona-Hilfsprogramme stieg das Neugeschäft als Refinanzierungs- oder Konsortialpartner der Hausbanken im Bereich Firmenkunden auf 850 (i.V. 723) Mill. Euro, bei Immobilienkunden auf 856 (666) Mill. Euro und bei Kommunalkunden auf 723 (632) Mill. Euro. In der Arbeitsmarkt- und Infrastrukturförderung, 2019 noch rückläufig, wurden den Angaben zufolge Zuschüsse von 353 (271) Mill. Euro bewilligt.
Mit Blick auf einen im Niedrigzinsumfeld kaum veränderten Zinsüberschuss von knapp 132 Mill. Euro, ein auf 79,8 (77,3) Mill. Euro leicht gestiegenes Betriebsergebnis vor Risikovorsorge sowie einen Jahresüberschuss wie im Vorjahr von 3 Mill. Euro unterstrich Bankchef Westermann-Lammers die Stabilität der Bank. Ein Großteil des Betriebsergebnisses verwendet die IBSH zur Eigenkapitalstärkung und Vorsorge. Im vergangenen Jahr sei man von großen Risiko-Auswüchsen infolge der Coronakrise verschont geblieben, aber es sei offen, was an Risiken noch auf die Bank zukomme. Das vergangene Jahr koste die Unternehmen Eigenkapital, was sich in diesem und in den Folgejahren auswirken werde. Darauf müsse man sich einstellen, so der Vorstandsvorsitzende. Neben einer Dotierung der 340f- und 340g-Reserven mit 56 Mill. Euro bildet die Förderbank neben 10 Mill. Euro an Einzelwertberichtigungen knapp 24 Mill. Euro Pauschalwertberichtigungen.
Die IBSH, die nach aktueller Lage bis Jahresende planmäßig ihren mit Baukosten von 70 Mill. Euro verbundenen Neubau in Kiel beziehen will, erwartet in diesem Jahr eine Seitwärtsbewegung im originären Fördergeschäft. Der Refinanzierungsbedarf, der 2020 bei gut 1,2 Mrd. Euro lag, dürfte ebenfalls an das Vorjahresniveau anknüpfen, sagte Westermann-Lammers. Geplant sei auch 2021 die Emission einer Benchmark-Anleihe.
Investitionsbank Schleswig-Holstein | ||||
Kennzahlen nach HGB | ||||
in Mill. Euro | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 |
Bilanzsumme (Mrd. Euro) | 19,1 | 20,0 | 20,6 | 21,3 |
Neugeschäft | 2360 | 2161 | 2292 | 3784 * |
Zinsüberschuss | 108,3 | 120,6 | 132,4 | 131,7 |
Ergebnis vor Risikovorsorge/Bewertung und Sondereffekten | 61,9 | 69,4 | 77,3 | 79,8 |
Jahresüberschuss | 3 | 3 | 3 | 3 |
Beschäftigtenzahl | 596 | 617 | 625 | 676 |
*) davon originäres Fördergeschäft: 2,78 Mrd. Euro, Coronahilfen: 1 Mrd. EuroBörsen-Zeitung |