Angeschlagene Regionalbank

New York Community Bancorp tauscht CEO aus

Die angeschlagene US-Regionalbank NYCB hat substanzielle Schwächen in den internen Kontrollen eingeräumt und muss durch eine Abschreibung zusätzliche Milliardenbelastungen verkraften. Ein neuer Vorstandschef soll das Geldhaus nun durch die Krise steuern.

New York Community Bancorp tauscht CEO aus

New York Community schockt Anleger von Neuem

US-Regionalbank muss Milliardenbelastung durch Abschreibung verkraften – Verwaltungsratschef DiNello übernimmt Steuer von CEO Cangemi

xaw New York

Die angeschlagene New York Community Bancorp (NYCB) lässt die Furcht vor einer US-Bankenkrise erneut hochkochen. Das regionale Geldhaus räumte am Donnerstag substanzielle Schwächen seiner internen Kontrollen ein und vermeldete eine Goodwill-Abschreibung, die den Stammaktionären zurechenbaren Gewinn im vierten Quartal 2023 um zusätzliche 2,4 Mrd. Dollar belastet. Die Aktie brach im frühen Handel an der Wall Street am Freitag zeitweise um über 25% ein.

Nun soll ein neue operative Leitung NYCB durch die Krise steuern. So gibt Thomas Cangemi den Vorstandsvorsitz ab, auf ihn folgt Alessandro DiNello. Der ehemalige CEO der Ende 2022 von NYCB übernommenen Flagstar Bank war Anfang Februar bereits zum Exekutivchef des Verwaltungsrats aufgestiegen.

Reporting verzögert sich

Bei einer Analystenschalte ergriff DiNello daraufhin das Wort und kam Cangemi bei einem Großteil der Fragen zuvor, was Beobachter schon als Zeichen für eine Wachablösung deuteten. Die Mission des neuen Chefs ist es, die Investoren zu beruhigen. Er zeigt sich trotz "der jüngsten Herausforderungen" bezüglich der Ausrichtung der Bank "selbstbewusst" und arbeite an der "Transformation in eine größere, diversifiziertere Geschäftsbank", betonte DiNello nun.

Allerdings benötigt NYCB gemäß bei der Börsenaufsicht SEC eingereichten Dokumenten mehr Zeit, um der Behörde ihren Jahresbericht in standardisierter Form vorzulegen. "Das Management hat grundlegende Schwächen der internen Kontrollen in Verbindung mit Kreditprüfungen ausgemacht, die aus einer ineffektiven Beaufsichtigung, Risikobewertung und Überwachungsmaßnahmen resultieren", heißt es in der Einreichung.

Der neue NYCB-Chef Alessandro DiNello 2017 bei einer Pressekonferenz in seiner Funktion als Flagstar-CEO. Foto: AP Photo/Carlos Osorio.

Das Geldhaus schockte die Anleger bereits Ende Januar, als es für das Schlussquartal 2023 einen überraschenden Verlust vermeldete und die vierteljährliche Dividende zusammenstrich. Hintergrund waren deutlich höher als erwartet ausgefallene Rückstellungen für die Kreditrisikovorsorge. Die Bilanzsumme von NYCB ist nach der Akquisition von Flagstar 2022 und der Notübernahme des Großteils der Assets der kollabierten Signature Bank im vergangenen Frühling auf über 100 Mrd. Dollar gewachsen. Damit muss das Geldhaus härtere Kapital- und Liquiditätsvorgaben der Regulatoren erfüllen.

Zugleich schrieb die Bank im abgelaufenen Quartal zwei große Gewerbeimmobilienkredite ab. Angesichts des Leerstands in Bürogebäuden sowie der hohen Zinsniveaus fürchten Analysten mehr Zahlungsausfälle. Laut dem Datendienst Trepp laufen in den USA bis Ende 2028 Gewerbeimmobilienkredite im Volumen von über 2,8 Bill. Dollar aus, der Refinanzierungsbedarf droht den Markt zu überfordern und auch andere Regionalbanken unter Druck zu setzen.

Volumen notleidender Kredite zieht an

Die Turbulenzen im Gewerbeimmobiliensegment, in dem auch große Schuldner wie die Allianz-Tochter Pimco im vergangenen Jahr schon Ausfälle auf mitunter milliardenschwere Darlehen hingelegt haben, tragen zu einem Anstieg der notleidenden Kredite bei. US-Finanzinstitute mit einer Bilanzsumme zwischen 100 und 250 Mrd. Dollar hielten laut dem Kapitalmarktverband Securities Industry and Financial Markets Association Ende 2023 Non-Performing Loans im Volumen von 8 Mrd. Dollar, ein Jahr zuvor waren es noch 7,1 Mrd. Dollar.

Die Entwicklung bereitet auch der Ratingagentur Moody's Sorgen. "Wir beobachten eine Erosion der Kreditqualität", betonte Chefökonom Mark Zandi in der abgelaufenen Woche vor Journalisten in New York. Angesichts des hohen Exposures kleiner und mittelgroßer Banken gegenüber Gewerbeimmobilien seien noch Zusammenbrüche einiger Institute zu erwarten. "Die Einlagenkunden sind nervös", sagte Zandi. Komme es zu einem neuen großen Einlagenabfluss, werde enormer Druck auf das Bankensystem und damit auch die Wirtschaft entstehen.

Aktionäre streben Klage an

Moody's stufte NYCB zuletzt bereits in den Ramschbereich herab. Dem Management gelang es durch den Verweis auf die stabile Entwicklung der Einlagen darauf nur vorübergehend, die Investoren zu beruhigen. Aufgebrachte Aktionäre streben sogar eine Sammelklage gegen das Geldhaus und Führungskräfte wie Cangemi an, der auch nach seinem Rückzug von der Vorstandsspitze im Verwaltungsrat bleiben soll.

Neu-CEO DiNello betonte gegenüber Analysten zuletzt, die Bank werde „tun, was auch immer nötig sei“, um die erforderlichen Eigenmittel aufzubauen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) von NYCB lag Ende 2023 mit 9,1% sowohl unter der angepeilten Marke von 10% als auch unterhalb des Werts von 9,5%, den Ratingagenturen wie Fitch als kritisch erachten. DiNello stellte auch einen Verkauf nicht strategischer Assets als Möglichkeit in Aussicht, die Bilanz zu stärken. Allerdings befürchten Analysten, dass das Moody's-Downgrade die Möglichkeiten von NYCB einschränkt, am Kapitalmarkt aktiv zu werden und Investoren anzuziehen.

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