New York nimmt Hochfrequenzhändler ins Visier

Generalstaatsanwalt drängt Börsen zu Kündigung von Sondervereinbarungen mit Computerhändlern

New York nimmt Hochfrequenzhändler ins Visier

scd New York – Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman hat die US-amerikanischen Börsenbetreiber im Verdacht, unlautere Geschäfte mit Hochgeschwindigkeitshändlern zu betreiben. Schneiderman, der sich dieses Jahr zur Wiederwahl stellen muss, wirft Firmen wie Intercontinental Exchange (ICE), deren Tochter Nyse und auch Nasdaq OMX vor, gegen Aufpreis einen vorzeitigen Datenzugang für High Frequency Trader anzubieten, der diesen gegenüber anderen Marktteilnehmern einen unfairen Vorteil verschafft. Vorteile in MillisekundenIn einer Rede vor der New York Law School erklärte er, mit den Börsen darüber zu verhandeln, diese Produktangebote zu zügeln und stattdessen dafür zu sorgen, gleiche Spielregeln für alle Marktteilnehmer durchzusetzen. Wesentlicher Stein des Anstoßes ist die Option für Computerhändler, ihre Server direkt im Datenzentrum der Börsen aufzustellen. Das bringt zwar zeitlich nur Vorteile im Millisekundenbereich. Was für einen Menschen ein viel zu kurzer Zeitvorteil wäre, um signifikant zu sein, mache im Hochfrequenzhandel indes einen riesigen Unterschied, so der Vorwurf.Auch die Option, eine Verbindung mit höherer Bandbreite einzurichten als die Konkurrenz, ist ein technischer Vorteil, den sich die Börsen gut bezahlen lassen können. “Mit diesen wertvollen Vorteilen haben Hochfrequenzhändler einen Vorsprung vor dem Rest des Marktes”, sagte Schneiderman. Auch SEC und CFTC ermittelnDer New Yorker Generalstaatsanwalt dürfte die Börsenbetreiber mit seinen öffentlichen Vorwürfen diese Woche kaum überrascht haben. Die Securities and Exchange Commission (SEC) hatte bereits 2012 eine Untersuchung gegen die Börsen und ihre Geschäfte mit Computerhändlern eingeleitet. Einen Bericht dazu will die US-Börsenaufsicht in naher Zukunft veröffentlichen. Auch die Derivateaufsicht CFTC hat vergangenes Jahr begonnen, sich die Geschäfte der Computerhändler genauer anzuschauen. Der Hochfrequenzhändler Virtu Financial, der ein IPO an der Nasdaq plant, nennt die “weitreichenden regulatorischen Überprüfungen” seines Geschäfts als wesentlichen Risikofaktor im Börsenprospekt. Schneiderman selbst ist im vergangenen Jahr ebenfalls gegen die Bevorteilung der Hochfrequenzhändler vorgegangen. So setzte Reuters auf sein Drängen die frühzeitige Bekanntgabe von marktbewegenden Umfragen aus, die bis dahin von Geschwindigkeitshändlern genutzt werden konnten. So erhielten Kunden für den Preis von 6 000 Dollar etwa die gemeinsame Umfrage mit der Universität Michigan zur US-Verbraucherstimmung mit einem Vorsprung von zwei Sekunden (vgl. BZ vom 10. 7. 2013). Zunächst hieß es, dass die Untersuchungen andauern und noch unklar sei, ob sie sich auch auf andere Unternehmen erstrecken. Andere Datenanbieter – allen voran natürlich die Börsen – galten aber schon damals als mögliche nächste Untersuchungsziele. Die Vorabveröffentlichung marktbewegender Daten an zahlungskräftige Kunden bezeichnete Schneiderman als “Insiderhandel 2.0”. Im Februar hatte zuletzt die Berkshire-Hathaway-Tochter Business Wire zugesichert, Hochgeschwindigkeitshändlern keinen direkten Zugang zu marktrelevanten Informationen mehr zu gewähren.—– Wertberichtigt Seite 8