Nicht jeder erhält Notenbankkonten

Die Fed verweigert der Narrow Bank Zugang - Reines Abgreifen von Zinsen

Nicht jeder erhält Notenbankkonten

Von Björn Godenrath, FrankfurtDer Zugang zu Zentralbankkonten ist bislang ein Privileg der Geschäftsbanken, die Struktur Public-Private ist fest verankert in unserem Geldsystem. Neuerdings drängen auch Fintechs wie Transferwise an diese Geldtöpfe. Als Payment-Spezialist erhält Transferwise so Zugang zum Interbanken-Settlement-System (RTGS) der Bank of England (BoE), was im Frühjahr 2018 genehmigt wurde. Damit hat Transferwise nun ein Konto bei der BoE und braucht für die Abwicklung nicht mehr über britische Geschäftsbanken zu gehen. Der scheidende BoE-Chef Mark Carney wollte diesen Zugang ausweiten, womit immer mehr Nichtbanken Zugang zu den (in UK verzinsten) Übernacht-Einlagefazilitäten gewinnen würden – ein Aufweichen des Bankprivilegs, wie es zum Beispiel die Bundesbank ablehnt. Überschussliquidität parkenDer Reiz eines solchen Zugangs zu Zentralbank-Dienstleistungen liegt in normalen Zeiten (neben dem Aspekt der Depositensicherheit) in der Verzinsung solcher Überschussliquidität. In den USA haben die Banken damit aber noch eine wunderbare, risikolose Einnahmequelle, bringen solche Einlagen bei der Federal Reserve doch noch gut 2 %. Diesen Mechanismus wollte sich auch das Institut The Narrow Bank (TNB) zunutzemachen und beantragte Zentralbankkonten – was die Fed vor einem Jahr verweigerte.Die Begründung folgte später: Die Fed lehnt solche Geschäftsmodelle von reinen Depositenbanken ab, die lediglich als “pass-through entities” fungieren, um institutionelle Einlagen einzusammeln und diese höher verzinst bei der Notenbank zu parken. Institute mit solch einem Geschäftsmodell, das “narrowly focused” ist, will man aus dreierlei Gründen nicht am Markt haben: Erstens könnten solche Narrow Banks – für die TNB als Geschäftsbank stellvertretend steht – große Mengen an Depositen auf sich ziehen, was die Bilanz der Notenbank anschwellen ließe und gleichzeitig die Implementierung der Geldpolitik behindern könnte. Narrow Banks tun nichts anderes, als Depositen entgegenzunehmen und diese bei der Notenbank einzuliefern, es ist mit keiner weiteren Bankdienstleistung verbunden. Das ist zwar risikolos, bringt aber nichts für die Kreditvergabe. Was zum zweiten Einwand der Fed führt: Es wird befürchtet, dass die Geschäftsbanken Einlagen verlieren, was ihre Fähigkeit zur Kreditvergabe und zum Handel an den Kapitalmärkten beeinträchtigen könnte. Drittens könnte es in Krisenzeiten dazu kommen, dass Anleger ihre Einlagen von den üblichen Geschäftsbanken fluchtartig abziehen und bei den ultrasicheren Narrow Banks deponieren wollen, womit dem Markt die Liquidität verloren ginge und Banken umkippen würden wie seinerzeit Lehman Brothers. Risikobefreites ModellDie Moral von der Geschicht: Es ist ja toll, dass Narrow Banking risikolos ist, aber wenn keinerlei bankübliches Geschäft (wie Fristentransformation) dahintersteht, wäre es nur ein risikobefreiter und überdies zinstragender Parkplatz für die Opportunisten des Kapitalmarkts wie Geldmarktfonds. Die TNB verfügt übrigens nur über eine regionale Lizenz als Depositenbank in Connecticut und operiert very narrow: Eigentlich sieht das Narrow-Bank-Konzept vor, dass auch kurzlaufende US-Staatsanleihen gekauft werden.