15 Jahre nach der Finanzkrise

Niederlande realisieren Milliardenverlust bei Reprivatisierung von ABN Amro

Der Staat sei kein Investor und solle nicht auf Kursgewinne spekulieren. So begründet die niederländische Finanzministerin die verlustreiche Reprivatisierung der in der Finanzkrise verstaatlichten ABN Amro Bank.

Niederlande realisieren Milliardenverlust bei Reprivatisierung von ABN Amro

Niederlande realisieren Verluste bei Reprivatisierung

Staatsbeteiligung an ABN Amro sinkt auf unter 50 Prozent – Vergleich mit Commerzbank trägt nur bedingt

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Wem die Beteiligung des Bundes an der Commerzbank ein Dorn im Auge ist, der sollte einen Blick in die Niederlande werfen. Dort hat der Staat seine Beteiligung an der während des globalen Bankencrashs verstaatlichten Großbank ABN Amro nach 15 Jahren gerade einmal auf knapp unter 50% reduziert. Das geht aus einem Brief hervor, den die niederländische Finanzministerin Sigrid Kaag anlässlich des Abschlusses des im Februar dieses Jahres angekündigten Reprivatisierungsprogramms ans Parlament adressierte. Mit gerade mal etwas mehr als 15% nimmt sich die Beteiligung des Bunds an der Commerzbank dagegen geradezu bescheiden aus.

Wie Kaag einräumt, hat die niederländische Regierung durch den Verkauf der Anteile Buchverluste in Höhe von rund 7,1 Mrd. Euro realisiert. Trotzdem plädiert die Ministerin dafür, weitere Verluste in Kauf zu nehmen, um die Staatsbeteiligung weiter abzubauen. Um die Kapitalkosten zurückzuverdienen, müssten die verbleibenden ABN-Amro-Anteile nach Berechnungen ihres Hauses zu je 28,74 Euro verkauft werden. Angesichts des aktuellen Aktienkurses, der bei rund 13,20 Euro notiert, sei dies auf kurze Sicht nicht realistisch. Sie erinnert daran, dass die ABN Amro verstaatlicht worden war, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten.

"Der Staat ist kein Anleger und geht deshalb auch keine riskanten Investitionen ein, wenn es nicht dem Interesse der Allgemeinheit dient", argumentiert die Politikerin, die der progressiv-liberalen Partei D66 angehört. Es sei daher keine wünschenswerte Option, mit dem Anteilsverkauf in der Hoffnung auf einen höheren Erlös Jahre zu warten.

Berlin wartet ab

Ihr deutscher Amtskollege Christian Lindner (FDP) priorisiert die Reprivatisierung der Commerzbank derzeit dagegen nicht. Erst vor einigen Wochen lobte er auf einer Branchenkonferenz in Frankfurt die Geschäftsentwicklung des Instituts ausdrücklich. Zwar halte die Bundesregierung "langfristig" an dem Ziel fest, sich aus dem Institut zurückzuziehen: "Konkrete Entscheidungen bei der Commerzbank sind aber nicht getroffen."

Die Verwaltung der Staatsbeteiligung an ABN Amro obliegt der „Stichting Administratiekantoor beheer financielle instellingen“ (NLFI). Dabei handelt es sich um eine Institution nach niederländischem Stiftungsrecht, die ihr Pendant in der Finanzagentur des Bundes hat – mit dem Unterschied, dass sich die NLFI ausschließlich um Staatsbeteiligungen an Finanzunternehmen kümmert.

Wie die NLFI mitteilte, wurden im Rahmen des Handelsplans insgesamt 58.472.409 Zertifikate verkauft. Die Beteiligung des niederländischen Staats an ABN Amro sei dadurch auf 49,5% gesunken. Der Gesamterlös aus der Transaktion wird auf etwa 842,3 Mill. Euro beziffert. NLFI-Chef Rens Bröcheler zeigt sich zufrieden mit dem Ergebnis und lobt die Citigroup und insbesondere das mit dem Verkauf befasste Team Strategic Equity & Liquidity Solutions für die gelungene Umsetzung.

Zum Teil parallel zur Reprivatisierungsinitiative der Regierung kaufte auch die Großbank eigene Aktien zurück – mit ausdrücklicher Genehmigung der NLFI, die bis dato die Mehrheitsaktionärin repräsentiert. In der Zeit von Februar bis April dieses Jahres verkaufte die ABN Amro den Angaben zufolge Zertifikate im Wert von rund 18 Mill. Euro. Den Bruttoerlös aus dieser Transaktion beziffert die NLFI auf 281,3 Mill. Euro. Der Gewinn hieraus kommt dem niederländischen Staatshaushalt zugute.

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