Nordea sieht keinen Platz für eigene Indexfonds
Die Fondsgesellschaft Nordea Asset Management hat das vergangene Jahr mit Mittelabflüssen von 13 Mrd. Euro beendet. Das größte Problem seien 2022 aber nicht die Verkäufe gewesen, sondern die ausgebliebenen Käufe, sagte Nils Bolmstrand, CEO von Nordea Asset Management, am Dienstag auf einem Pressegespräch in Frankfurt. Als Ursache verweist der Manager darauf, dass die Anleger angesichts von Inflation, hohen Energiepreisen und des Krieges in der Ukraine stark verunsichert gewesen seien.
Die Investmentfondstochter der nordeuropäischen Nordea Bank zählt weltweit zu den führenden Anbietern von nachhaltigen Anlagen und verwaltet insgesamt ein Vermögen von 237 Mrd. Euro. Passive Anlageprodukte hat Nordea Asset Management nicht im Angebot und ist auch skeptisch, was den Bereich des passiven Investments angeht. Gegen eigene börsengehandelte Fonds spreche auch die geringe Marge. „Der Markt verträgt nicht mehr als einen oder zwei europäische ETF-Anbieter“, sagte Bolmstrand mit Blick auf die Dominanz der US-Anbieter im Segment. Stattdessen glaubt das Haus an das aktive Management und sieht nach dem Rückgang der Kurse Chancen fast in allen Sektoren. Wichtig sei es, auf den Cashflow und die Preissetzungsmacht von Unternehmen zu achten. „Wenn beides stimmt, hat man einen echten Sachwert“, so Bolmstrand.
Nordea Asset Management will auch in Zukunft stark auf das Themenfeld Nachhaltigkeit und ESG setzen. Bolmstrand weist allerdings auch darauf hin, dass Interessenkonflikte im vergangenen Jahr sehr deutlich zutage getreten seien. Mit dem Überfall der Ukraine durch Russland sei die Frage aufgeworfen worden, ob Waffen in ein ESG-Portfolio gehören oder nicht. Nordea hat das für das eigene Haus verneint, auch mit Hinblick darauf, dass man nicht wisse, was in zehn Jahren mit diesen Waffen passiere. Die Investmentgesellschaft hatte zudem kurz nach Ausbruch des Krieges russische Vermögenswerte aus den Investmentfonds verbannt.
Beim Grad der ESG-Regulierung ist aus Sicht des nordischen Vermögensverwalters das Thema Integration von Nachhaltigkeit in die Prozesse ganz entscheidend, so der Unternehmenschef. Wichtig sei es aber auch, dass die Politik Klarheit schaffe und Entscheidungen treffe, damit Finanzindustrie und Politik gleichsam mit einem Tandem in Sachen Nachhaltigkeit unterwegs seien.
Die in den letzten Jahren um sich greifende Regulierung im Bereich ESG sieht Bolmstrand aber auch skeptisch: „Das Klimaproblem kann nicht durch die Finanzindustrie gelöst werden.“
Das eigene Produktportfolio werde aber laufend überprüft, und es gibt Überlegungen für neue Fonds. Momentan sind diese aber noch nicht spruchreif. Blockbuster des Hauses ist der „Nordea Global Climate and Environment Fund“, mit einem Fondsvolumen von rund 10 Mrd. Euro einer der größten seiner Kategorie. Das Portfolio werde dabei laufend erweitert, so Dan Sauer, der Vertriebschef von Nordea Asset Management in Mitteleuropa.
Im April 2022 lancierte das Fondshaus mit dem „Nordea Global Climate Engagement“ eine Anlagestrategie zur Senkung von Treibhausgasemissionen. Im September folgte der „Nordea Global Sustainable Listed Real Assets Fund“. Der Fonds ist als Artikel-9-Fonds der Offenlegungsverordnung eingestuft. Bei diesem Fonds zeigt sich auch der Boutiquen-Ansatz von Nordea, da als Manager CBRE Investment Management engagiert wurde.