Nord/LB zieht Sparkassen in die Verlustzone
Vom schönen operativen Ergebnis der Sparkassen im vorigen Jahr bleibt unterm Strich nichts übrig. Der Verlust der Nord/LB radiert den Gewinn aus. “Zufriedenstellend” schnitten die Öffentlich-Rechtlichen derweil in Hessen und Thüringen ab.ski Frankfurt – Die Krise der Nord/LB hat die Sparkassen-Finanzgruppe im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gedrückt – zum ersten Mal jedenfalls seit dem Jahr 2012. Für diesen Zeitraum liegen Finanzberichte der Gruppe vor. Zwar weisen die Roten ein trotz des Rückgangs um 11 % immer noch beeindruckendes Betriebsergebnis vor Bewertung von gut 11 Mrd. Euro aus, haben daraus die Vorsorgereserven um fast 4 Mrd. Euro gestärkt und 3,2 Mrd. Euro Steuern gezahlt. Aber unterm Strich steht ein Verlust von 213 Mill. Euro zu Buche nach einem Reingewinn von 2,3 Mrd. Euro im Vorjahr.Schuld an der Entwicklung ist der Stützungsfall Nord/LB. Die Hannoveraner Landesbank hat das vergangene Jahr auf Konzernebene mit einem Fehlbetrag von 2,4 Mrd. Euro abgeschlossen. Dadurch rutschte auch die Gruppe der Landesbanken inklusive DekaBank insgesamt in die Miesen, und zwar mit gut 2 Mrd. Euro. Da half es dann auch nicht, dass die Sparkassen mit 9,3 (i. V. 9,8) Mrd. Euro, so der Präsident ihres Dachverbandes DSGV, Helmut Schleweis, im aktuellen Finanzbericht, trotz des Zinsumfeldes, hoher regulatorischer Kosten und des Wettbewerbs durch internationale Plattformanbieter wiederum “ein beachtliches operatives Ergebnis erwirtschaftet” haben. Denn mit ihrem Gewinn von 1,8 Mrd. Euro konnten sie das Defizit der Nord/LB nicht annähernd egalisieren. 11 200 Beschäftigte wenigerZu dem jetzt veröffentlichten Zahlenwerk ist anzumerken, dass es auf aggregierten, aber unkonsolidierten Daten von HGB-Einzelabschlüssen basiert und die Gruppe, zu der neben Sparkassen und Landesbanken eine Vielzahl weiterer Unternehmen gehört, nicht vollständig abbildet. Unabhängig davon steht fest, dass die Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem Geschäftsvolumen von 2,8 Bill. Euro, einem Eigenkapital von 168 Mrd. Euro – zum Vergleich: die Deutsche Bank kommt auf 62 Mrd. Euro – und 301 600 Mitarbeitern, 11 200 weniger als im Vorjahr, eine der größten Finanzgruppen weltweit sind.Im weiteren Jahresverlauf wollen die Sparkassen die Investitionen in die Digitalisierung forcieren. Ermutigt durch ihre Position als “Innovationsführer im Zahlungsverkehr für Privatkunden”, bescheinigen sie sich das Potenzial, auf der privaten wie auf der gewerblichen Seite “als einer der wenigen deutschen Anbieter (. . .) echte Alternativen zu Digitalkonzernen bieten zu können”. Für die Landesbanken, die ihre kumulierte Bilanzsumme seit 2008, dem Jahr der Lehman-Pleite, um 45 % auf 864 Mrd. Euro abgebaut haben, ergäben sich Chancen, die gute Marktstellung durch den Rückzug von Wettbewerbern und eine geschickte Weiterentwicklung des Geschäftsmodells weiter auszubauen. Die Mehrzahl dieser Institute verfüge über eine solide Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung bei gutem Risikoprofil. Um den auch 2019 anhaltenden Ertragsdruck zu mildern, soll die Arbeitsteilung im Verbund weiter intensiviert werden. Man werde die Funktion der Landesbanken als Dienstleister für Sparkassen stärker herausarbeiten. Auf die Idee, eine neue Sparkassen-Zentralbank zu schaffen, geht der Bericht indes nicht konkret ein.Parallel zum Finanzbericht des DSGV veröffentlichte der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) seinen Verbundabschluss für 2018. Hier handelt es sich um an die IFRS-Rechnungslegung angelehnte konsolidierte Zahlen. Enthalten sind vor allem die 48 Sparkassen in beiden Bundesländern, die Helaba samt Frankfurter Sparkasse und Landesbausparkasse und anteilig die SV SparkassenVersicherung. Italien drückt den GewinnDer regionale Verband zeigt Ergebnisse von 958 Mill. vor respektive 652 Mill. Euro nach Steuern, was jeweils Rückgängen um 30 % entspricht. Das Resultat sei angesichts ultraniedriger Zinsen, zunehmenden Wettbewerbsdrucks sowie eines von politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägten Umfelds gleichwohl zufriedenstellend. Für das Minus seien zudem vor allem Sondereffekte verantwortlich. So sei das Handelsergebnis durch Bewertungseffekte und Credit-Spread-Ausweitungen an den Anleihemärkten “wegen Italien” auf 32 (269) Mill. Euro gefallen. Für 2019 erwartet der SGVHT eine eher moderate Verschlechterung beim Vorsteuerergebnis um rund 55 Mill. Euro. Die Sondereffekte würden geringer ausfallen, der Druck durch das Zinsumfeld, die hohen Kosten und die konjunkturelle Abkühlung aber bleiben.