Landesbanken

Nord/LB fährt kleinen Gewinn ein

Wie andere Landesbanken hat auch die Nord/LB ihre Risikovorsorge infolge der Corona-Pandemie deutlich ausgeweitet, 2020 aber ein besseres Ergebnis erreicht als erwartet. Statt des dritten Jahresverlusts in Folge kam ein kleiner Gewinn zustande. Dabei half jedoch auch ein positiver Einmaleffekt.

Nord/LB fährt kleinen Gewinn ein

ste Hamburg

Die Nord/LB sieht sich nach einem kleinen Gewinn im Coronakrisenjahr auf ihrem Kurs der Redimensionierung und Neuausrichtung bestätigt. Zwar könnte die Pandemie dazu führen, dass Ziele wie eine Eigenkapitalrendite von 7% und eine Aufwand-Ertrag-Relation von rund 50% erst nach 2024 und damit später als geplant erreicht werden. Doch die Widerstandsfähigkeit des Geschäftsmodells sorgt für Optimismus, auch bei den Trägern der Landesbank aus Hannover.

Zuversicht bei Niedersachsen

Das Jahresergebnis der Nord/LB zeige, dass die Bank gut durch das vergangene Krisenjahr gekommen sei, erklärte Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers, Finanzminister des mit 55,15% an der Bank beteiligten Bundeslandes Niedersachsen. Das stimme ihn zuversichtlich. „Der eingeleitete Umbau der Bank zeigt Wirkung.“ In den vergangenen drei Jahren hätten sich die jährlichen Verwaltungskosten bereits um mehr als 20% verringert, so der CDU-Politiker.

Die Aufwandsquote verbesserte sich im Berichtsjahr auf 65 von 74%, was allerdings auch an positiven Bewertungseffekten lag. So profitierte etwa der um 25% auf 1,29 Mrd. Euro erhöhte Zinsüberschuss von einem positiven Einmaleffekt aus der Neubewertung finanzieller Verpflichtungen, der sich im vierten Quartal aus der Kündigung stiller Einlagen ergab, die künftig nicht mehr als Kernkapital angerechnet werden. Dieser Effekt trug dazu bei, dass die Nord/LB im Coronakrisenjahr nur einen Vorsteuerverlust von –13 (–67) Mill. Euro auswies und dank positiver Steuereffekte unter dem Strich sogar einen Gewinn von 25 (–103) Mill. Euro verbuchen konnte. Nach den ersten neun Monaten hatte der Vorsteuerverlust bereits bei –74 Mill. Euro gelegen. Das reguläre Zinsergebnis entwickelte sich laut der Bank nach Plan. Vorstandschef Thomas Bürkle unterstrich in der Online-Jahrespressekonferenz die operative Stabilität der Nord/LB im Verlauf der Pandemie. Beim Neugeschäft gebe es leichte Einschränkungen, kein Segment habe 2020 indes operative Einbrüche erlebt. Die Kreditausfälle im Zusammenhang mit der Pandemie seien bislang recht überschaubar ausgefallen, sagte der Bankchef weiter.

Die Risikovorsorge wurde dennoch im Vorjahresvergleich deutlich ausgeweitet. Vom Risikovorsorgeergebnis von –426 (+29) Mill. Euro entfielen allerdings 386 Mill. Euro auf einen vorsorglichen Corona-Aufschlag, wie Finanzchef Olof Seidel erläuterte. Den Großteil der Vorsorge machten mit 255 Mill. Euro Wertberichtigungen im Geschäft mit Flugzeugkunden aus. Risikovorstand Christoph Dieng sagte, der größere Teil der Risikovorsorge in der Pandemie sei 2020 verarbeitet worden, wenngleich auch 2021 mit substanziellen Beträgen zu rechnen sei, die dem Vorjahresniveau nahekämen.

Kernkapitalquote stabil

Der im Berichtsjahr verbuchte Provisionsüberschuss blieb mit –38 (71) Mill. Euro hinter dem Wert von 2019 zurück, was unter anderem auf Zahlungen von 164 Mill. Euro für Garantien des Landes Niedersachsen für bestimmte Kreditportfolien zurückzuführen sei. Das Land hatte sich im Zuge der Rekapitalisierung der Landesbank Ende 2019 aber verpflichtet, Beträge in Höhe der erhaltenen Garantiegebühren in die Bank zurückzuführen. Dies wirkt sich positiv auf die Kapitalquoten aus: Die harte Kernkapitalquote der Nord/LB belief sich zum Ende des Berichtsjahres auf 14,6 (i.V. 14,4)%.

Das Ergebnis der Nord/LB profitierte ferner von einem auf 934 (970) Mill. Euro gesunkenen Verwaltungsaufwand. Personal- wie Sachkosten gingen zurück. Hier zeigten sich die Früchte der 2017 eingeleiteten Transformation, meinte Finanzchef Seidel. Die Zahl der Mitarbeiterkapazitäten habe sich 2020 auf 4000 reduziert, in diesem Jahr sei ein weiterer Abbau um 300 zu erwarten. Bis 2024 wird ein Zielkorridor von 2800 bis 3000 Mitarbeiterkapazitäten an­gestrebt. Die anstehende Reduzierung sei inzwischen fest vertraglich vereinbart, hieß es. Rückstellungen dafür gab es bereits 2019, wodurch sich die Aufwendungen für Restrukturierung und Transformation im vorigen Jahr auf 87 (459) Mill. Euro verringerten.

Die Transformation, die nach der 2017 beschlossenen Integration der früheren Tochter Bremer Landesbank nun auch mit der Verschmelzung des Gewerbeimmobilienfinanzierers Deutsche Hypo auf die Nord/LB einhergeht, zielt auf eine jährliche Kostenbasis von 625 Mill. Euro. Im Zuge der Integration der Deutschen Hypo rechnet die Landesbank mit jährlichen Kostenentlastungen in zweistelliger Mill.-Euro-Höhe.

Einen konkreten Ausblick für 2021 gab die Bank, die im laufenden Jahr den restlichen Bestand an notleidenden Schiffskrediten fast vollständig abbauen will, nicht. Für eine Prognose sei es in Anbetracht der aktuellen Unsicherheiten über die Folgen der Pandemie noch zu früh, sagte der Nord/LB-Chef, der seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Wer Nachfolger Bürkles wird, steht noch fest.

Nord/LB
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss12851024
Risikovorsorgeergebnis−42629
Provisionsüberschuss−3871
Fair-Value-Ergebnis268186
Verwaltungsaufwand934970
Sonst. betriebliches Ergebnis      −21      45
Aufwand für Restrukt. und Reorganisation      87      459
Ergebnis vor Steuern−13−67
Konzernergebnis25−103
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)64,573,7
Eigenkapitalrendite (%)−0,2−1,0
Bilanzsumme126491139594
Kernkapitalquote (%) *14,614,4
*) harte Kernkapitalquote CET1, fully loaded Börsen-Zeitung