Nordrhein-Westfalen wird in der Gründerszene beliebter

Viertbester Standort - Förderbanken bieten mehr als Kapital für Start-ups in der digitalen Wirtschaft - Gute Ideen sollen nicht an Finanzierung scheitern

Nordrhein-Westfalen wird in der Gründerszene beliebter

Viele Gründer haben gute Geschäftsideen. Doch ein Großteil der Ideen wird begraben, bevor das Geschäft durchstartet. Oft genug liegt das an der fehlenden Finanzierung in der Anfangsphase. Die NRW.Bank begleitet nordrhein-westfälische Start-ups in allen Phasen – vom Inkubator über Seed- und Venture-Fonds bis zum Exit. So soll Nordrhein-Westfalen zu einem bevorzugten Standort für Start-ups werden. Gründer sind zuversichtlichDie Gründer deutscher Start-ups brauchen sich immer weniger im internationalen Vergleich zu verstecken. Jeder Zweite geht davon aus, dass sein Start-up in fünf Jahren den Durchbruch geschafft haben und vor weiterem Wachstum stehen wird. 45 % der Gründer erwarten nach dem aktuellen Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), dass 2018 die internationale Expansion erreicht sein wird. Immerhin knapp ein Drittel sieht sein Start-up dann sogar als Marktführer.Doch bis dahin ist es oft ein steiniger Weg. Für mehr als 90 % der Start-ups in der Seed-Phase ist die Finanzierung die größte Sorge – aber nur noch bei 22 % der Unternehmen in der Expansionsphase. Fast alle Start-ups finanzieren sich zunächst über Eigenmittel, später auch über den Cash-flow. Risikokapital spielt eher in späteren Phasen eine Rolle. Bankkredite, Crowdfunding und Media for Equity werden auch genutzt, sind aber eher von untergeordneter Bedeutung. An 120 Firmen beteiligtFörderbanken wie wir begleiten Start-ups über alle Entwicklungsphasen hinweg. Das Förderinstitut des Landes NRW ist mit verschiedenen Fonds mittlerweile an rund 120 Unternehmen beteiligt.Etwa jedes vierte deutsche Start-up ist im Bereich Software unterwegs, ebenso viele haben den E-Commerce im Fokus. Zu Letzteren zählt das Düsseldorfer Onlineportal Fashionette, bei dem Kunden erstmalig in Europa per Internet original Handtaschen, Schmuck und Sonnenbrillen von großen Designer-Labels in Raten kaufen können. Die NRW.Bank finanzierte die Startphase mit einem einstelligen Millionenbetrag, nun wächst das E-Commerce-Unternehmen jährlich um rund 70 %. Digitalisierung ist en vogueDoch die digitale Wirtschaft ist mehr als Software und E-Business. Auch die Industrie nutzt immer mehr das Potenzial der Digitalisierung. Industrie 4.0 ist hier eines der Stichworte. Doch auch Start-ups aus Medizin und Biotechnologie setzen auf die Digitalisierung. Gerade in diesen beiden Branchen sind junge Unternehmen aus NRW auch weltweit in einer guten Position. Denn unter anderem liefern die kreativen Forscher der Hochschulen in Aachen, Bochum und Dortmund exzellente Ergebnisse, die sich zu Produkten mit einem teils großen Markt weiterentwickeln. Die Phenox GmbH aus Bochum beispielsweise stellt Geräte zur Behandlung von Schlaganfallpatienten her. Spezielle Stents entfernen Blutgerinnsel aus den Adern oder stabilisieren diese. An der Geschäftsidee der fünf Gründer beteiligten wir uns in der Startphase. Inzwischen arbeitet Phenox profitabel und setzt mit gut 80 Mitarbeitern und einem weltweiten Vertrieb eine zweistellige Millionensumme pro Jahr um. Nur wenige wollen verkaufenDer bislang größte Exit eines Unternehmens, an dem sich die NRW.Bank zur Wachstumsfinanzierung beteiligt hatte, war die Kölner Direvo Biotech AG. Der Chemieriese Bayer kaufte 2008 den Pharmateil des spezialisierten und innovativen Herstellers von hocheffizienten Enzymen und Mikroorganismen, die sowohl mittels einfacher und kosteneffizienter Prozesse Biomasse nutzen als auch biobasierte Chemikalien erzeugen können. Durch diese Verfahren können unter anderem Medikamente schneller und günstiger hergestellt werden. Als Kaufpreis zahlte Bayer damals 210 Mill. Euro. Diesen Weg geht aber nur ein Teil der Gründer. Mit 64 % denken laut EY-Umfrage die weitaus meisten nicht daran, sich von ihrem Unternehmen wieder zu trennen. Sie wollen vielmehr das vorhandene Potenzial selbst weiterentwickeln.Während für eine Anfangsfinanzierung meist schon ein fünfstelliger Betrag reicht, sind die für ein rasches Wachstum benötigten Summen um ein Vielfaches höher. Zwei Drittel der Start-ups erwarten für die kommenden zwei Jahre weiteren Finanzierungsbedarf, die meisten davon in einer Größenordnung zwischen 1 und 5 Mill. Euro. Einmal etabliert am Markt, können 70 % der Start-ups ihr Wachstum aus den eigenen Gewinnen finanzieren und haben kaum Finanzierungsbedarf. Beratung und FinanzierungWir bieten für alle Phasen die passende Finanzierung an. Zudem geht die Arbeit von Förderbanken wie der NRW.Bank über das bloße Bereitstellen von Wagniskapital hinaus. Auch die Beratung von potenziellen Gründern gehört dazu. Denn gerade im wissenschaftlichen Umfeld denken die meisten Forscher nur an die direkte Vermarktung ihrer Forschungsergebnisse. Hier soll das im Spätsommer 2014 gegründete NRW.Bank.Venture-Center den nicht unbedingt wirtschaftlich denkenden und gründungsaffinen Wissenschaftlern einen Zugang zur Gründerszene schaffen. Vor allem diejenigen Forscher, die noch nicht wissen, dass in ihnen Gründergeist steckt, sollen an die Aufgaben eines Unternehmers herangeführt werden. Denn in vielen Fällen ist statt eines Verkaufs der Forschungsergebnisse an einen internationalen Konzern die Gründung eines Unternehmens lukrativer. Zusätzlich werden durch eine Ausgründung qualifizierte Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Eine der Hauptaufgaben des Venture Center ist es, Gründer aus der Wissenschaft zu coachen. Denn die existierenden Beratungsangebote, wie etwa die Existenzgründerberatung der IHKs, treffen die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen von Hochtechnologie-Start-ups nicht ausreichend. Vernetzung mit ProfisNeben Finanzierung und Beratung ist aber auch die Vernetzung mit erfahrenen Geschäftsleuten eine wichtige Unterstützung für Gründer von hochtechnologischen Start-ups. Daher hat die NRW.Bank die win Business Angels Initiative gestartet. Sie vermittelt den Kontakt zwischen Start-ups und erfolgreichen Geschäftsleuten, Managern und Wirtschaftsexperten. Letztere investieren nicht nur ihr Vermögen, sondern stehen den jungen Firmen auch als Business Angels mit ihrer unternehmerischen Erfahrung zur Seite. Und sie treffen bei den Unternehmerneulingen auf reges Interesse: 55 % der befragten Start-ups haben laut der EY-Umfrage bereits mit Business Angels gearbeitet, fast jedes zweite sicherte sich sogar die Expertise von mehreren “Engeln”.Wenn in der internationalen Start-up-Szene von deutschen Gründungen die Rede ist, dann geschieht dies meist in einem Atemzug mit der Erwähnung von Berlin. Doch NRW holt auf und steht im Ansehen als bester deutscher Start-up-Standort inzwischen auf Rang 4. Von der Strahlkraft Berlins profitieren aus internationaler Sicht auch alle anderen Regionen Deutschlands, die damit verstärkt ins Radar der weltweit agierenden Venture-Capital-Gesellschaften geraten – so auch Nordrhein-Westfalen. Gute VoraussetzungenMit einer Vielzahl an Hochschulen und einer starken Wirtschaftsstruktur sind hier die Grundlagen gelegt, dass Start-ups insbesondere aus dem Hochtechnologiebereich die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gründung vorfinden. Mit ihren Angeboten von der Beratung bis zur Finanzierung arbeitet die NRW.Bank im Auftrag des Landes daran, dass Nordrhein-Westfalen weiter attraktiver wird und höher in den Ranglisten steigt. Das alles mit dem Ziel, dass auch weiterhin in Nordrhein-Westfalen keine Umsetzung einer guten Idee an der Finanzierung scheitert.—Michael Stölting, Mitglied des Vorstands der NRW.Bank