Nur knapp jeder vierte Euro landet in Bankbilanz
Nur jeder vierte Euro landet in Bankbilanz
Global Banking Review von McKinsey zeigt Abfluss von Vermögenswerten aus dem Bankensektor
phh Frankfurt
Die Zinswende macht Bankgeschäft wieder profitabler. Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey zeigt jedoch, dass die größten Profite im Bankgeschäft von Nichtbanken erwirtschaftet werden. 70% der weltweiten Finanzmittelzuflüsse landen inzwischen außerhalb von Bankbilanzen.
Das globale Bankgeschäft wächst und wird profitabler, vor allem aber außerhalb der traditionellen Banken, die immer mehr Geschäft an Nichtbanken verlieren. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Unternehmensberatung McKinsey, die den globalen Banking-Markt untersucht hat.
Der Trend zu außerbilanziellen Finanzierungs- und Anlageinstrumenten ist zwar nicht neu, in Summe aber doch gewaltig: Zwischen 2015 und 2022 landeten mehr als 70% der weltweiten Finanzmittelzuflüsse nicht in den Bilanzen von Banken. Sowohl in den kapitalmarktaffinen USA (21%) als auch im deutlich bankenabhängigeren Europa (23%) floss nur noch beinahe jeder vierte Euro in eine Bankbilanz.
Spezialisten nehmen Banken Geschäft weg
Als Beispiele nennt McKinsey die Umschichtung von Bankeinlagen in Geldmarktfonds, direkte Finanzierungen von Pensionsfonds oder das starke Wachstum von privatem Beteiligungskapital. Alles Geschäft, das nicht mehr auf der Bankbilanz stattfindet. Dazu zählt auch Transaktionsgeschäft, wo sich die Marktanteile von Banken zu Payment-Spezialisten, Brokern, Fintechs oder eigenständigen Wealth und Assetmanagern verlagern. Im Zahlungsverkehr beispielsweise hätten die Nichtbanken ihren Marktanteil gegenüber Banken im vergangenen Jahr auf 55% ausgebaut.
Spezialisten machen Banken auch im Kapitalmarktgeschäft das Leben schwer. Auch hier wandern Kunden zu spezialisierten Investmentbank-Boutiquen und Brokern ab, die ihren Marktanteil bei Eigenkapitaltransaktionen zwischen 2015 und 2022 von 44 auf 59% ausbauen konnten. Im Wealth und Assetmanagement steigerten die bankenunabhängigen Anbieter ihren Marktanteil bei den verwalteten Vermögen zwischen 2017 und 2022 von 77 auf 81%.
Steigende Eigenkapitalrenditen bei Banken
Das setzt Banken zwar unter Druck, dennoch waren 2022 und 2023 dank der Zinswende die profitabelsten Jahre seit über einer Dekade für Banken. Die Eigenkapitalrendite von Finanzinstituten wuchs 2022 auf 12% und dürfte dieses Jahr auf 13% ansteigen. Damit liegt sie weit über dem langfristigen Durchschnitt von 9,1%.
Ein einheitliches Bild gibt die Finanzbranche dabei nicht ab, die Schere zwischen den profitabelsten und unprofitabelsten Finanzinstituten geht weit auseinander: Mehr als 40% der Payment-Anbieter haben eine Eigenkapitalrendite von über 14%, fast 35% haben aber auch eine von unter 8%. Auch unter den Wealth und Assetmanagern, die im Schnitt Margen von 30% ausweisen, sind die Renditeunterschiede groß: Mehr als ein Drittel verdient Eigenkapitalrenditen jenseits von 14%, aber mehr als 40% eben auch weniger als 8%.
Profitables Bankgeschäft von Nicht-Banken
Die höchste Dichte an positiven Rendite-Outperformern findet sich unter den Kapitalmarktinfrastruktur-Betreibern, wo mehr als jeder zweite Anbieter Eigenkapitalrenditen von mehr als 14% verdient. Die wenigsten High-Performer finden sich relativ betrachtet hingegen unter den globalen systemrelevanten Banken, wo nur 7% mehr als 14% Rendite auf ihr Eigenkapital holen.
Am profitabelsten wird das Bankgeschäft außerhalb von Banken betrieben. Das zeigt sich auch in den nach wie vor niedrigen Kapitalmarktbewertungen. Mit dem Wert 0,9 ist das Kurs-Buch-Verhältnis der Banken weiterhin niedrig, die Bewertungsunterschiede zu Nichtbanken im Finanzsektor unvermindert hoch. „Banken werden im Schnitt 70% niedriger bewertet als Unternehmen in anderen Branchen, während Finanzspezialisten wie Börsen, Assetmanager oder Payment-Anbieter im Durchschnitt liegen“, lässt sich McKinsey-Partner Reinhard Höll zitieren.