Nur noch wenige Banken verdienen Kapitalkosten

Niedrigzinsphase frisst Zinsmarge auf - Bundesbank-Autorenteam rät zur Auflösung von Reserven

Nur noch wenige Banken verdienen Kapitalkosten

kb Frankfurt – Immer mehr Kreditinstitute dürften Probleme bekommen, ihre Kapitalkosten zu verdienen. Zu diesem Schluss kommt ein Autorenteam aus der Bundesbank sowie der European School of Management and Technology Berlin (ESMT) in einem Diskussionspapier. Mitverfasser des Papiers ist Bundesbankvorstandsmitglied Andreas Dombret. Den Grund für die Probleme der Banken sehen die Autoren in einer anhaltenden Phase niedriger Zinsen, die den Druck auf die von den deutschen Banken erwirtschaftete Zinsmarge weiter erhöhen werde. Verschärfung des ProblemsWeiter sinkende Zinsen würden das Problem sogar noch verschärfen, so die Autoren. Doch auch wenn das Zinsniveau nicht weiter sinken würde, wäre dies für die deutschen Banken problematisch: “Selbst wenn die Zinsen konstant auf ihrem aktuellen Niveau blieben, würde sich die Zinsmarge im Kerngeschäft der Banken in Deutschland in den nächsten vier Jahren um 16 % verringern”, warnen Bundesbank-Vorstand Dombret, Bundesbank-Finanzexperte Yalin Gündüz und der ESMT-Präsident Jörg Rocholl in dem gemeinsamen Aufsatz. Dieser prognostizierte Margenverfall hätte am Ende dieses Jahrzehnts zur Folge, dass nur noch 20 % der deutschen Banken Kapitalkosten in Höhe von 8 % erwirtschaften würden. Diese Eigenkapitalrendite wurde gemäß Berechnungen des Internationalen Währungsfonds von globalen Banken im Jahr 2014 durchschnittlich erzielt. Die von Eigentümern beziehungsweise externen Investoren geforderte Verzinsung des Eigenkapitals einer Bank hänge allerdings von deren Risikosituation ab, betonen die Autoren.Besonders für die deutschen Banken stelle das derzeitige Niedrigzinsumfeld eine Herausforderung dar: Zum einen, weil sie stark vom Zinseinkommen abhängig seien, und zum anderen, weil sie vergleichsweise hohe Aufwand-Ertrag-Relationen aufweisen würden, also gemessen an ihren Erträgen ihre Kosten hoch sind. Auch im internationalen Vergleich haben die deutschen Institute das Nachsehen. Studien hätten gezeigt, dass deutsche Banken im Durchschnitt weniger profitabel seien als ausländische Kreditinstitute. Aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks dürften die von deutschen Banken im Kreditgeschäft erzielten Margen nicht ausreichen, um die derzeit schwachen Ergebnisse des Einlagegeschäfts zu kompensieren, folgern die Autoren. In puncto Betriebskosten liegen hiesige Institute laut EZB-Daten in der Eurozone sogar auf dem letzten Platz.Doch für die Institute gibt es auch Gegenstrategien, indem sie nach Ansicht der Autoren in die Reserven greifen sollten. “Die deutschen Banken könnten den Rückgang allerdings bis zu einem gewissen Grad abfedern, wenn sie eine spezielle Regelung aus den deutschen Rechnungslegungsstandards nutzen und stille und offene Reserven auflösen”, heißt es im Diskussionspapier. Nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) bilden Banken in wirtschaftlich besseren Zeiten sogenannte Vorsorgereserven, die sie in schwierigeren Zeiten nutzen können. Digitalisierung senkt KostenAußerdem sollten die Banken die Chancen der Digitalisierung nutzen, um ihre operativen Kosten zu senken, fordern die Autoren. Diese Strategie sei vielversprechender verglichen mit dem Einsparpotenzial im traditionellen Bankgeschäft, heißt es in dem Papier.Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die Zinsen seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 %. Dazu müssen Banken aktuell Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB Geld parken. Der Einlagensatz beträgt minus 0,4 %. Die deutsche Bankenbranche beklagt schon seit längerem den Margenverfall aufgrund des niedrigen Zinsumfeldes.