US-Regionalbank

NYCB will gebeutelte Aktie durch Zusammenlegung stützen

Die angeschlagene New York Community Bancorp hat eine mehr als 1 Mrd. Dollar schwere Kapitalerhöhung abgeschlossen. Nun will sie ihre Aktie durch einen Reverse Stock Split attraktiver machen.

NYCB will gebeutelte Aktie durch Zusammenlegung stützen

NYCB will gebeutelte Aktie durch Reverse Split stützen

Regionalbank will „mindestens“ drei Anteile zu einem zusammenlegen – Milliarden-Kapitalerhöhung sorgt für bedeutende Verwässerung

xaw New York

Die schwer gebeutelte New York Community Bancorp (NYCB) greift zu verzweifelten Maßnahmen, um ihren Kurs zu stützen. Nach dem Abschluss einer in der vergangenen Woche vermeldeten Kapitalerhöhung um 1,05 Mrd. Dollar kündigte das Geldhaus aus Long Island an, seinen Anteilseignern eine Zusammenlegung von „mindestens“ drei Aktien zu einer vorschlagen zu wollen. Der Reverse Stock Split solle „den Geldkurs für eine breitere Gruppe an institutionellen und Privatanlegern attraktiv machen“. Nach der Bekanntgabe und der Milliarden-Finanzspritze befestigte sich die NYCB-Aktie deutlich.

Die Analysten von Jefferies, deren Investment-Banking-Kollegen bei der Kapitalerhöhung als Berater agierten, sehen nun die Möglichkeit zu einem „Neustart“ für das Finanzinstitut. Dabei mache auch die Ernennung neuer, erfahrener Manager Mut. Alessandro DiNello, der Anfang Februar zum Exekutivchef des Verwaltungsrats aufgestiegen war und Anfang März die operative Leitung von Thomas Cangemi übernommen hatte, wird nun nicht ausführender Vorsitzender des Kontrollgremiums. An die Vorstandsspitze rückt hingegen Joseph Otting, der als US-Rechnungsprüfer der Währung zwischen 2017 und 2020 für die Überwachung des nationalen Kreditwesens zuständig war.

Kapitalquoten unter Druck

DiNello betonte zuletzt, die Bank werde „tun, was auch immer nötig ist“, um die für ein Institut ihrer Größe erforderlichen Eigenmittel aufzubauen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) von NYCB lag Ende 2023 mit 9,1% sowohl unter der angepeilten Marke von 10% als auch unterhalb des Werts von 9,5%, den die Ratingagentur Fitch als kritisch erachtet. Die Analysten stuften die Kreditwürdigkeit des Geldhauses zuletzt in den Ramschbereich herab, nachdem ihre Kollegen von Moody’s der Regionalbank ebenfalls ein Junk-Rating verpasst hatten. DiNello stellte auch einen Verkauf nicht strategischer Assets als Möglichkeit in Aussicht, die Bilanz zu stärken.

Der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin tritt bei NYCB als einflussreicher Geldgeber auf. Foto: AP Photo/Andres Kudacki.

Der ehemalige US-Finanzminister Steven Mnuchin, bei der Kapitalerhöhung mit seiner Firma Liberty Strategic als Ankerinvestor an Bord, betonte, DiNello habe in seiner kurzen Zeit an der Vorstandsspitze bereits angemessene Maßnahmen ergriffen, um NYCB zu stabilisieren und die langfristige Profitabilität zu stützen. Somit habe sich die Bank für das Milliardeninvestment überhaupt erst qualifiziert. 

Schwierige Gewinnprognosen

Laut Jefferies besteht aber die hohe Unsicherheit bezüglich der Verluste der Regionalbank aus ihrem Kreditportfolio fort. Dies mache es schwierig, die Gewinnentwicklung vorherzusagen. NYCB schockierte Anleger Ende Januar, als sie für das Schlussquartal 2023 einen Verlust vermeldete und die Dividende zusammenstrich. In der vergangenen Woche kürzte sie den Gewinnanteil dann erneut von 5 auf nur noch 1 Cent. Hintergrund sind höher als erwartet ausgefallene Rückstellungen für die Kreditrisikovorsorge infolge der Krise am Gewerbeimmobilienmarkt. Anfang des Monats vermeldete die Bank überdies eine Abschreibung, die den Gewinn im vierten Quartal 2023 um zusätzliche 2,4 Mrd. Dollar belastet.

Zentrale von NYCB auf Long Island: Sein hohes Exposure gegenüber Gewerbeimmobilien hat das Geldhaus in Bedrängnis gebracht. Foto: Jimin Kim/SOPA Images/Sipa USA.

Die Probleme bei NYCB sind auch darauf zurückzuführen, dass ihre Bilanzsumme nach der Akquisition der Flagstar Bank 2022 und der Notübernahme eines großen Teils der Assets der Signature Bank 2023 auf über 100 Mrd. Dollar gewachsen ist. Damit muss NYCB härtere Kapitalvorgaben erfüllen sowie höheren Ansprüchen an das Risikomanagement genügen. Zuletzt räumte das Geldhaus aber ein, auf „grundlegende Schwächen der internen Kontrollen in Verbindung mit Kreditprüfungen“ gestoßen zu sein.

Bedeutende Verwässerung

Verwaltungsratschef DiNello gibt sich inmitten der Krise indes selbstbewusst. „Der Abschluss dieser bedeutenden Kapitalerhöhung unterstreicht das Vertrauen, das die strategischen Investoren in den aktuellen Umschwung haben“, lässt sich der Manager zitieren. Auch Geldgeber Mnuchin betonte, die Transaktion habe „die Bilanz und Liquiditätsposition des Unternehmens gestärkt“, und richtete den Blick trotz der Turbulenzen auf eine künftige Steigerung des Shareholder Value.

Allerdings unterstreichen Analysten, dass die Kapitalerhöhung NYCB zwar Spielraum verschafft, aber auch eine bedeutende Verwässerung für Bestandsaktionäre bedeutet. Konkret begab NYCB fast 77 Millionen Stammaktien zu je 2 Dollar sowie mehr als 192.000 wandelbare B-Vorzugsaktien zu je 2.000 Dollar, deren Nennwert auf 1 Cent lautet und die unter bestimmten Bedingungen in je 1.000 Stammaktien umgewandelt werden. Hinzu kommen über 256.000 Aktien der neuen Serie C mit ähnlichen Modalitäten und Optionsscheine, die Investoren frühestens 180 Tage nach Abschluss der Transaktion in insgesamt 315 Millionen Stammaktien konvertieren können.

Einflussreiche Geldgeber

Bei Umwandlung aller Vorzugsaktien würden die neuen Geldgeber – neben Mnuchins Liberty Strategic zählen dazu Hedgefonds von Hudson Bay Capital und Reverance Capital – rund 39,6% der Bank kontrollieren. Die Optionsscheine sind bei dieser Berechnung noch ausgeklammert. Ihren Einfluss werden die Investoren auch im neu formierten, auf zehn Personen verkleinerten Verwaltungsrat ausüben, in dem neben DiNello auch Mnuchin, CEO Ottin und Reverence-Managing-Partner Milton Berlinski Sitze erhalten.

Die angeschlagene New York Community Bancorp hat sich durch eine 1,05 Mrd. Dollar schwere Kapitalerhöhung Luft verschafft. Allerdings sorgt die Finanzspritze für eine Verwässerung der Stammaktie. Das Management will das Papier durch einen Reverse Stock Split für breitere Investorengruppen attraktiver machen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.