NOTIERT IN FRANKFURT

Ob Tank- oder Bankstellen, überall ist Konsolidierung

Deutschland steht ein historischer Einschnitt bevor. Wenn unsere Hochrechnungen stimmen, wird es hierzulande in diesem Jahr - statistische Brüche einmal außer Acht gelassen - zum ersten Mal weniger Bank- und Sparkassenfilialen als Kneipen geben....

Ob Tank- oder Bankstellen, überall ist Konsolidierung

Deutschland steht ein historischer Einschnitt bevor. Wenn unsere Hochrechnungen stimmen, wird es hierzulande in diesem Jahr – statistische Brüche einmal außer Acht gelassen – zum ersten Mal weniger Bank- und Sparkassenfilialen als Kneipen geben. 2016 hatte die Bundesbank im Inland 32 026 Zweigstellen von Kreditinstituten gezählt. Die “Bewirtungsstätten mit Ausschank von Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle”, wie Bierschwemmen und Weinausschänke offiziell heißen, lagen nach dem letzten verfügbaren Stand von 2015 mit 31 108 Betrieben noch leicht dahinter. Auch dort findet Konsolidierung statt – seit 2010 verschwanden nach den Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) rund 4 500 Schankwirtschaften von der Bildfläche -, aber bei weitem nicht in dem Tempo, das die Banken zuletzt vorlegten. Deren Filialzahl sank allein im vergangenen Jahr um gut 2 000. Seit dem 1995 erreichten Höchststand von fast 68 000 Stützpunkten – damals wurde die Postbank mit 19 700 Stellen (heute nur noch 6 000 inklusive Postfilialen) in die Bundesbank-Statistik einbezogen – hat sie sich mehr als halbiert.Von Versorgungsproblemen, was Finanzdienstleistungen angeht, ist Deutschland – zumal im Zeitalter des Online Banking – gleichwohl Lichtjahre entfernt. Dies zeigt auch der Vergleich mit anderen Vertriebsnetzen. Die einprägsame Aussage “Mehr Bankstellen als Tankstellen”, mit der gerne zu begründen versucht wird, dass Deutschland “overbanked” oder jedenfalls “overbranched” sei, trifft vermutlich seit jeher zu. 1970 zum Beispiel konnte man nach der Statistik des Mineralölwirtschaftsverbandes in Deutschland in seinen heutigen Grenzen an gut 46 000 Standorten – das war der Höchststand – Benzin kaufen. Bargeld tanken konnten die Bundesbürger allein in der alten Republik an rund 40 000 Stellen, wenn man die Bankzentralen mitzählt, was sinnvoll ist, weil es seinerzeit noch mehr als 7 000 selbständige Kleinstkreditgenossenschaften und dementsprechend weniger Filialen gab. In der damaligen Gesamtzahl ist allerdings die Bundespost beziehungsweise die Postsparkasse nicht berücksichtigt, die freilich nur rudimentäre Bankdienstleistungen anboten. Bis Anfang dieses Jahres ist nun der bundesweite Tankstellenbestand auf 14 510 geschrumpft. Die Bankfiliale ist mithin rechnerisch immer noch deutlich näher als die Zapfsäule.Für ein trotz des hohen Konsolidierungstempos im Bankensektor noch auskömmliches Versorgungsniveau spricht auch ein Blick auf die Apothekenlandschaft. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) registrierte Ende 2016 mit knapp über 20 000 Apotheken den niedrigsten Stand seit den frühen neunziger Jahren (2008 waren es noch rund 1 600 mehr). Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sei derzeit dennoch nicht gefährdet. Die mit Fleisch offenbar auch nicht, obwohl das Fleischerhandwerk Ende 2016 nur mit 21 329 stationären Verkaufsstellen am Markt war. Auch wenn mancher Vergleich hinken mag: Da ist der Bankenmarkt noch ganz gut besetzt.