NOTIERT IN BERLIN

Öffentliche Banken in schwerer Liquiditätskrise

Knappe zwei Stunden sind nicht viel, gemessen an den 100 Jahren, die der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) besteht. Knapp zwei Stunden können aber sehr lang sein, wenn sich wie am Donnerstagabend in der Großen Orangerie im Schloss...

Öffentliche Banken in schwerer Liquiditätskrise

Knappe zwei Stunden sind nicht viel, gemessen an den 100 Jahren, die der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) besteht. Knapp zwei Stunden können aber sehr lang sein, wenn sich wie am Donnerstagabend in der Großen Orangerie im Schloss Charlottenburg mehr als 300 durstige und hungrige Banker und andere Gäste versammeln, um das Jubiläum zu feiern. Das Auditorium hatte aufmerksam der ausführlichen Begrüßung durch den scheidenden VÖB-Präsidenten Gunter Dunkel und zwei wirklich substanzstarken Festreden von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und Bundesbankpräsident Jens Weidmann gelauscht. Nicht wenige glaubten aber, damit auch genug gehört zu haben und die musikalische Einlage und den “Power-Talk” zwischen VÖB-Hauptgeschäftsführerin Liane Buchholz und dem Realwirtschaftler Karl Haeusgen schwänzen zu dürfen, machten sich also schon mal auf den Weg zum Buffet und an die Theken im Nebenraum.Die ersten zwei, drei Dutzend hatten Glück und bekamen ihr Getränk (das Essen stand noch gar nicht bereit). Dann aber brach bei den öffentlichen Banken eine schwere Liquiditätskrise aus. Der Terminus technicus lautete hier “Ausschankstopp”. Die Regie – in wessen Person auch immer – hatte verfügt, dass die Gäste, die jetzt noch Wasser oder Wein begehrten, auf dem Trockenen sitzen blieben. Da halfen weder gute Worte noch ein VIP-Status – das Personal des Caterers hatte seine Instruktionen: Die Publikumsflucht aus dem Vortragssaal wurde durch Entzug der flüssigen Mittel zwangsweise beendet. Erst musste das Programm bis zum Schlusswort des neuen VÖB-Präsidenten Johannes-Jörg Riegler – dem die Unruhe im Saal nicht entgangen war und der es daher angenehm kurz machte – ordnungsgemäß abgewickelt werden. Dann endlich floss wieder Liquidität.Jetzt glaubten manche Gäste verstanden zu haben, was es heißt, dass die öffentlichen Banken für Langfristigkeit stehen. Nun, bis zum nächsten runden Jubiläum in 25 Jahren hat der VÖB noch etwas Zeit, um ein Gefühl für die angemessene Dosis des offiziellen Teils einer solchen Veranstaltung zu entwickeln. Gerade Festivitäten aus ähnlichen Anlässen sind schon anderen zeitlich aus dem Ruder gelaufen. Das ist beim Publikum schnell vergessen. Umso mehr werden den Gästen die Worte vor allem Schäubles in Erinnerung bleiben, mit denen er die Verdienste dieser Institutsgruppe würdigte. Zwar rieb er der Festversammlung unter die Nase, dass sich nicht nur private Banken “auf abenteuerliche Geschäfte eingelassen” hatten, sondern auch einige VÖB-Mitglieder nicht gegen Versuchungen immun gewesen seien. Aber es überwog in seiner gewohnt launigen und zudem gegenüber Bankern auffallend wohlwollenden Rede dann doch klar fast überschwängliches Lob für die Öffentlichen, etwa für ihre Aufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg oder den Stabilisierungsbeitrag nach Ausbruch der Finanzkrise. Da kann man sich nur noch Weidmann anschließen und dem VÖB eine erfolgreiche Arbeit auch in seinem zweiten Jahrhundert wünschen.